Samstag, 6. April 2013

Jesuitenkirche


Jesuitenkirche, Hintereingang.
 Am ersten leidlichen Frühlingstag flanieren. Abseits des Paschbergs zum Beispiel durch die Universitätsstraße. Ein alltäglicher Weg. Wohlbekannt. Auch wenn nicht täglich begangen. Wie jedes Mal, der Flucht von Volkskunstmuseum und Theologieuniversität sich entlang des schmalen Gehsteigs drückend den Rücksprung des Vorplatzes der Jesuitenkirche erwartend, der nun wirken kann, da er nicht mehr als Parkplatz genutzt wird und auch sonst nicht durch irgendetwas verstellt wird, wie man in Innsbruck sich ja häufig gemüßigt fühlt, jeden freien Platz zu verstellen.


Die dezente aber zugleich großzügige Geste, wie eine barocke Verbeugung, in seiner frühesten wohl noch nicht verschnörkelt Form, macht die Kirche „en passant“  wie mit dem gelüfteten Hut (wenn sie einen solchen hätte) eine knapp bemessene Bewegung mit den Fronten der Gebäude beiderseits des Platzes. Ein Angebot, mehr nicht. Man kann es auch bleiben lassen. Aber es wird immer gestellt. Und manchmal hat man ehe man sich´s versieht die Hand schon am Türgriff und steht in der Kirche.



Ich kenne die Kirche aus meiner Kindheit gut. Sie war in den Siebzigerjahren recht beliebt, bot sie doch eine Spätaufstehermesse um 11 Uhr an (auch heute noch), was meinen Vater sehr ansprach.


Die eingangs beschriebene einladende Geste kannte ich jedoch nicht, denn wir sind ausnahmslos über den heute nur mehr gelegentlich offenen Eingang Angerzellgasse durch einen verwinkelten schmalen Gang, der beim Abstieg in die meist unbeleuchtet in samtigen schwarz liegende Gruft vorbeiführte, direkt in die südwestliche Seitenkapelle mit dem Schutzengelaltar eingetreten.

Chorgestühl, dort, wo früher davor die Siebzigerjahreeinrichtung stand. Die Stukkatur war hingegen schon immer da.
Dort standen scheinbar aus einem Würfel geschnittene anmutende mit einem hellen Velourteppich überzogene Stühle mit kantigen starken Holzbeinen. Trotz des offensichtlichen Siebzigertouchs fügte sich das ganze gut in dichromatische Gestaltung der Kirche ein. Alles hier erschien und erscheint auch heute noch auf den ersten Blick entweder schwarz oder weiß. Ein starke theologische Aussage, zumal ich mich erinnere, dass ich als Kind eine relative starke Abneigung Buntem gegenüber hatte.

Und noch immer neige ich dazu speziell in dieser Kirche mich umzuwenden bzw. die Perspektive zu wechseln. Das sollte man öfter tun. Für die Jesuitenkirche kann ich es jedenfalls empfehlen, da die besonderen Eindrücke (und auch Gemälde) beim Hineingehen über den Haupteingang nicht zu sehen sind.
Der Blick aus dieser Seitenkapelle brachte es mit sich, dass die Messen im "Längsschnitt" gefeiert wurden. Etwas abseits beobachtend. 

Ohne Hochaltar, den der befand sich unsichtbar zur Rechten in der zudem damals eher schlecht ausgeleuchteten Apsis. Vor der Wandlung verschwand der Priester lange dort  und das erweckte den Eindruck, die Kirche wäre dort noch sehr lang.

Man blickte auf das Licht der Fenster der gegenüberliegenden Seitenkapelle, auf die schwarze, nie benutzte Kanzel, und vor allem den Seitenaltar unmittelbar zur Rechten mit dem Schutzengel, der ein Kind in den Himmel führt. 
Schutzengelaltar; rechts unten der u. erwähnte Blick
Der Hintergrund des Altarbilds erweckt den Eindruck, man blicke von der Tulfeinalm in Richtung Brandjoch. Zumindest ist es die Stimmung. Der Zugang zum Himmel beim Tulfeinjöchl oder allenfalls ein Bergkette weiter am Largoz? Ich erinnere mich, dass ich mir damals diese Frage gestellt habe; nicht bewusst, (denn im Glauben vertraut man, dass der Zugang überall sein kann) auch nicht aus Ortskenntnis (dann damals war ich noch nicht einmal auf dem Tulfeinjoch) aber doch so, dass ich mich jetzt daran erinnere.

Auch die Kuppel lannte man von der Seitenkapelle aus nicht zur Gänze sehen
Was ich aus meiner Kindheit ein wenig mitnehmen konnte, trat heute Nachmittag bei Fortsetzung des Flanierens im Kirchenraum, wenn auch nur als Gedankenblitz handgreiflich heran. Die verloren geglaubte Mystik. Die aber eben schon per Definition nicht offen daliegen kann und daher nur auf Umwegen und durch Zufall (es fällt einem zu) zu finden ist....

....und sei es nur in der Erinnerung an eine Kirche die scheinbar keinen Hochaltar sondern nur einen langen Gang ins nicht Sichtbare hatte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen