Jesuitenkirche, Hintereingang. |
Am ersten leidlichen Frühlingstag flanieren. Abseits des
Paschbergs zum Beispiel durch die Universitätsstraße. Ein alltäglicher Weg.
Wohlbekannt. Auch wenn nicht täglich begangen. Wie jedes Mal, der Flucht von
Volkskunstmuseum und Theologieuniversität sich entlang des schmalen Gehsteigs
drückend den Rücksprung des Vorplatzes der Jesuitenkirche erwartend, der nun wirken kann,
da er nicht mehr als Parkplatz genutzt wird und auch sonst nicht durch
irgendetwas verstellt wird, wie man in Innsbruck sich ja häufig gemüßigt fühlt,
jeden freien Platz zu verstellen.
Die dezente aber zugleich großzügige Geste, wie
eine barocke Verbeugung, in seiner frühesten wohl noch nicht verschnörkelt Form,
macht die Kirche „en passant“ wie mit
dem gelüfteten Hut (wenn sie einen solchen hätte) eine knapp bemessene Bewegung
mit den Fronten der Gebäude beiderseits des Platzes. Ein Angebot, mehr nicht.
Man kann es auch bleiben lassen. Aber es wird immer gestellt. Und manchmal hat
man ehe man sich´s versieht die Hand schon am Türgriff und steht in der Kirche.
Ich kenne die Kirche aus meiner Kindheit gut. Sie war
in den Siebzigerjahren recht beliebt, bot sie doch eine Spätaufstehermesse um
11 Uhr an (auch heute noch), was meinen Vater sehr ansprach.
Die eingangs beschriebene einladende Geste kannte ich jedoch
nicht, denn wir sind ausnahmslos über den heute nur mehr gelegentlich offenen
Eingang Angerzellgasse durch einen verwinkelten schmalen Gang, der beim Abstieg
in die meist unbeleuchtet in samtigen schwarz liegende Gruft vorbeiführte, direkt
in die südwestliche Seitenkapelle mit dem Schutzengelaltar eingetreten.
Chorgestühl, dort, wo früher davor die Siebzigerjahreeinrichtung stand. Die Stukkatur war hingegen schon immer da. |
Dort standen scheinbar aus einem Würfel geschnittene
anmutende mit einem hellen Velourteppich überzogene Stühle mit kantigen starken
Holzbeinen. Trotz des offensichtlichen Siebzigertouchs fügte sich das ganze gut
in dichromatische Gestaltung der Kirche ein. Alles hier erschien und erscheint
auch heute noch auf den ersten Blick entweder schwarz oder weiß. Ein starke theologische
Aussage, zumal ich mich erinnere, dass ich als Kind eine relative starke
Abneigung Buntem gegenüber hatte.
Der Blick aus dieser Seitenkapelle brachte es mit sich, dass
die Messen im "Längsschnitt" gefeiert wurden. Etwas abseits beobachtend.
Ohne
Hochaltar, den der befand sich unsichtbar zur Rechten in der zudem damals eher
schlecht ausgeleuchteten Apsis. Vor der Wandlung verschwand der Priester lange
dort und das erweckte den Eindruck, die
Kirche wäre dort noch sehr lang.
Man blickte auf das Licht der Fenster der gegenüberliegenden
Seitenkapelle, auf die schwarze, nie benutzte Kanzel, und vor allem den
Seitenaltar unmittelbar zur Rechten mit dem Schutzengel, der ein Kind in den
Himmel führt.
Schutzengelaltar; rechts unten der u. erwähnte Blick |
Der Hintergrund des Altarbilds erweckt den Eindruck, man
blicke von der Tulfeinalm in Richtung Brandjoch. Zumindest ist es die Stimmung. Der
Zugang zum Himmel beim Tulfeinjöchl oder allenfalls ein Bergkette weiter am
Largoz? Ich erinnere mich, dass ich mir damals diese Frage gestellt habe; nicht
bewusst, (denn im Glauben vertraut man, dass der Zugang überall sein kann) auch
nicht aus Ortskenntnis (dann damals war ich noch nicht einmal auf dem
Tulfeinjoch) aber doch so, dass ich mich jetzt daran erinnere.
Auch die Kuppel lannte man von der Seitenkapelle aus nicht zur Gänze sehen |
Was ich aus meiner Kindheit ein wenig mitnehmen konnte, trat
heute Nachmittag bei Fortsetzung des Flanierens im Kirchenraum, wenn auch nur
als Gedankenblitz handgreiflich heran. Die verloren geglaubte Mystik. Die aber
eben schon per Definition nicht offen daliegen kann und daher nur auf Umwegen
und durch Zufall (es fällt einem zu) zu finden ist....
....und sei es nur in der Erinnerung an eine Kirche die scheinbar
keinen Hochaltar sondern nur einen langen Gang ins nicht Sichtbare hatte.
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