Freitag, 17. Mai 2013

Tummelplatz

Gedenkkreuze. Vieler der Traurenden leben auch schon nicht mehr. Allerdings wird mir bei genauer Kontrolle der Inschriften bewusst, dass am Grabkreuz links des Bruders eines guten Freundes meines Vaters gedacht wird. Meine Mutter wusste nach Rückfrage davon Bescheid, allerdings nicht, wo genau das Kreuz zu finde wäre. Nun ist es sozusagen wiederentdeckt.
Der Tummelplatz gerät etwas in Vergessenheit. Wahrscheinlich nennt man Orte, die dazu neigen, in Vergessenheit zu geraten, gerne Gedächtnisstätten. Es ist auch gar nicht so einfach, den Spagat zwischen Erhalt und Verfall zu schaffen, der notwendig ist, um den Geist dieser Orte zu erhalten. Die Pflege hier wird vom Tummelplatzverein durchgeführt.

Ein kleines Update zum alten Homepageartikel.  

Die Zahl der namenlosen Begrabenen (den die heutigen Kreuze sind Gedenkkreuze) dürfte um einen Zehnerpotenz übertrieben sein.


Seit November 1897 besteht die Kreuzkapelle am Tummelplatz. Sie steht also drei Jahre länger als die Iglerbahn. Die Fresken an der Fassade wurde von Toni Kirchmeyr 1917 gemalt. Im Inneren ist ein neueres kriegskritisches Fresko von Anton Plattner an der Apsis angebracht. Das Gedicht von Bruder Willram darunter ist erstaunlich zahm formuliert. 
 

 Das unten gezeigte Fresko von Toni Kirchmeyr, der tirolweit sehr produktiv war, befindet sich am Gemeindeamt Wildschönau, dort wo es die Besucher nicht gleich sehen. Gut gemalt, sieht aber doch einen wenig wie eine Vierzigerjahre Instrumentalisierung von Andreas Hofer aus. Aber solche Sachen unterstellte man z.B. auch Ernst Nepo beim Jesukind in der Hungerburger Theresienkriche ;-)
Gemeindeamt Wildschönau (irgendwann in den Vierzigerjahren) zum Vergleich verschiedener Schaffensphasen von Toni Kirchmeyr, der nach dem zweiten Weltkrieg eine gute Malschule in Innsbruck betrieb.
Die Sokopfkapelle erinnert an das 1799 vom Amraser Gemeindevorsteher Johann Georg Sokopf am Tummelplatz zum Totengedenken aufgestellte Kreuz.

Die Kaiserschützenkapelle (Kriegerkapelle), ein Prachensky-Entwurf , der stilistisch gut zum Krematorium am Zentralfriedhof (dort ein Holzmeister-Entwurf) passen würde. Im Kunstkataster wird etwas kryptisch ein Gedenktafel aus dem Jahr 1934 erwähnt.
Der Brunnen bei der Kriegerkapelle dürfte noch richtiges weiches Amraser Wasser führen.

Die kürzlich renovierte Lourdeskapelle mit dem neuen Gittertor. Nun kann man nicht mehr bei einem Unwetter Schutz suchen, aber dafür funktioniert das Aufstellen der Kerzen besser, das in der Vergangenheit immer für Verrußungen gesorgt hat. Nebenbei bemerkt ist es wahrscheinlich so, dass man Kapellen an solchen stadtnahen Orten leider nicht mehr unbewacht offen stehen lassen kann, ohne das Vandalismusgefahr besteht.

Detail der Sokopfkapelle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen