Ein Stückchen "Italianità" auf der Igler.
Lange Zeit kannte ich das nur aus Italien und leider habe ich mir nie wirklich den Kopf zerbrochen geschweige denn gefragt, warum die Italiener ihre Schienen weiß anmalen.
Ich hätte sie ja beinahe im Verdacht gehabt, dass sie das nur tun, weils ähnlich fesch ausschaut, wie die weißen Bandeliers der Carabinieri - oder weil man so auf den helleren Gleisen in der Nacht Hindernisse besser sieht. Die Italiener tragen i.Ü. das Weiß dick und recht breit auf, also auch auf Schwellen und Schotter.
Seit Sommer 2019 ist nun auch für mich klar, dass weiße Schienen kühler bleiben. Was man ja auch z.B. beim vielleicht nicht für jeden auf der Hand liegenden Vergleich zwischen unserem Landhausplatz (weißer Beton) und dem Stadtplatz von Randazzo (dunklerTrachyt, ausgerechnet in einer eher warmen Gegend) merkt.
Klimawandel sei Dank wandert nun dieses mediterrane Merkmal über die Alpen auch zu uns. Die ÖBB hats vorgemacht.
Nun also auch auf der Igler und zwar da, wo selbst nach Neuschotterung und Gleisgeometriekorrektur an den ersten warmen Tagen die Bahn aus den Schienen zu springen schien, da sich die Schienen ordentlich reckten. Hoffen wir es hilft.
Die weiße Farbe soll ca. 5° Temperaturreduktion bringen. Bei Stahl macht das auf 100m ca. 6mm aus. Bei Schienenstoßlücken von ca. 1-2cm alle ca. 30m (was längst nicht mehr überall so ist, da mehr Schienen durchgehend geschweißt werden) kann das schon an heißen Tagen die Betriebssicherheit deutlich verlängern.
Jetzt noch die Pericolo-Morte-Totenköpfe und die Kletterschutzbleche an den Oberleitungsmasten; dann könnte man meinen, dass in Tantegert der Zug nach Casella abfährt.;-)
P.S. Zwar ist mir meine vormalige Wissenslücke etwas peinlich; allerdings scheint mir das selbst in Italien der Zweck der "rotaie bianche" in facheinschlägigen Foren z.T. widersprüchlich diskutiert wurde: Wenn man etwas tiefer in die Materie einsteigt, dann ist die flächige Weißfärbung, die man in Italien bisher i.d.R. sah, eine Kalkung zur Desinfektion der Geleise im Bahnhofsbereich die vor allem Abwässer aus alten Waggontoiletten binden soll und eher unbeabsichtigt auch kühlt.
Sehr schön und interessant! Die Igler ist schon bisher durch ein hohes Maß an Toskanizität (eigentlich Toskanität) aufgefallen. Möge es so bleiben!
AntwortenLöschenWährend in der Stadt von grüner Welle für die Straßenbahn leider keine Rede sein kann, so ist doch auf der Igler zweifach die grüne Schwelle vorhanden! Ein erster Schritt scheint mir getan.