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Montag, 15. Mai 2023

Wegerechte

Fußwege sind wichtig. Sie kürzen dort ab, wo die Umwege zu groß werden und man sonst das Auto nimmt. Fußwege dienen also, wenn sie geschickt angelegt sind, der motorisierten Verkehrsvermeidung und Energieeinsparung. 
Denoch werden sie noch immer allenthalben unterbrochen.  
 
Dieses Beispiel hier ist ein Freizeitweg, der um ein Weide herum umgeleitet wurde. Wenn man dann aber dem Wegweiser folgt (50m, nicht 5m) so wird man auf einen im Hang liegenden ca. 40cm breiten Korridor zwischen einer Dornenhecke und einem Elektrozaun geleitet. Kein Wunder, dass das weitere Konflikte hervorruft. 
 
Natürlich ist das Problem für den Landwirt nicht der Fußgänger an sich, sondern der respektlose Umgang mit der Natur und der Feldfrucht. 
Wanderer parken mal schnell am Bankett der Straße, "nur ein wenig" ins Feld ragend (Wieso mit dem Auto zum wandern? Weil es keinen Fußwege zum Ausgangspunkt mehr gibt)
Die sogannten Naturverbundenen lassen ihre Hunde auf Weideflächen. 
Radler radlen nicht auf dem Pfad sonderen mitten in der Wiese. 
Die Bauern antworten mit Schikanen. 
Die hundelosen einfachen Wanderer mit deutlichen Respektsverlust gegenüber allem was nach schleichender Priviatisierung der Alminde aussieht (z.B. beiläufiges Zäuneniedertreten)
Und die Gemeinden? Sie nehmen ihrer Aufgabe als Vermittler und Hüter allgemeiner Wegerechte offensichtlich nicht ausreichend wahr...nach dem Motto "Bei uns geht eh keiner zu Fuß".
 
Sollen sie doch ersticken im Autoverkehr?

Ein guter Film dazu ist hier zu finden!

Mittwoch, 14. September 2022

Erntemaschinen

Montag, 7 Uhr früh auf der Wiesengasse kann man Zeuge eines solchen Schauspiels werden. Zwei Traktoren, mit den Reifen gefühlt 3,5m breit schleppen Erntemaschinen und Ladewagen durch ein Maisfeld mit 20m Breite. Abgeerntet ist das ganze in ca. 5 Minuten, wobei die Rangierbewegungen am Ende des kleinen Felds die meiste Zeit verschlingen. 
 
Positiv ist, dass das über einen zentralen Anbieter geht - also muss nicht jeder Bauer ein solches Ungetüm halten. 
 
 Lt. Schweizer Bundesamt für Energie führt ein Input von 2000 kwh/ha zu einen Output von fast 33000 kwh/ha bei Mais (Heizwert, ohne graue Energie). Damit geht sich das aus. Sogar gut. Und es erklärt warum Landwirtschaft, so unschön es für uns Verbraucher in der Vorstellung sein mag, industrielle Züge annimmt. 
 
Die graue Energie bleibt dabei farblich sehr zutreffend der Elefant im Raum, bei dem nicht klar ist, ob er bereits die Decke durchbrochen hat.....

Mittwoch, 24. August 2022

Erbsünde

Verlässt man Matera südwärts in Richtung Metaponto, folgt die Straße dem Hangrücken auf dem sich die Altstadt in Richtung Osten zur Gravina Matera hin senkt, dann schweift der Blick nach Westem weitaus in einen sanft gewellte ziemlich ausgeräumte Agrarlandschaft mit Einsprengseln industrieller Nutzungen, wie hier in Bildmitte oberhalb des Bauernhofes (!) eine erstaunlich kleine Photovoltaikanlage. Gemahnend dem Spruch "Erst wenn der letzte Quadratmeter der Erde zur Lebensmittelproduktion genutzt ist, werdet ihr feststellen, dass man mit Brot kein Auto antreiben kann" ....oder war das irgendwie anders herum?.
 
Aufgenommen habe ich das Photo aber wegen der Brücke, die dort verloren in der Landschaft steht und seit 36 Jahren  vor sich hinrostet. Sie überbrückt den hier in einer Felsschlucht  (= Gravina) eingeschnittenen Bradano - unweit der "Höhlenkirche der Erbsünde" wie Google maps zu entehmen ist.
 
Über die Brücke sollten (geplant wurde das Ganze als Ersatz für die Anfang der 70´er Jahre eingestellte Schmalspurbahn von Matera nach Montalbano Ionica) schon lange Züge der Trenitalia fahren. Doch erst in jüngster Zeit macht man sich Gedanken das Werk zu vollenden. 
 
Vom Photostandpunkt sind es zur Brücke 14km Wegstrecke (wir haben daher den Besuch von Brücke und Felsenkriche nicht in Erwägung gezogen). Von Matera selbst sind es bis zum Endbahnhof dieser Bahnstrecke ca. 5 km Weg und 250 Höhmeter über großteils offenes Land, wie auch hier im Bild. Eine Bahn aus aus dem Nichts in das Nichts. Wenn man dort mit dem Zug fahren möchte, ist man ohne Auto aufgeschmissen.

Es war unsere zweiter Radltag auf unserer heurigen Urlaubsreise mit Ziel Kalabrien. Die Fahrt von Matera hinab war genüsslich, meist mit leichtem Gefälle auf ehemaligen Staatsstraßen, die in Provinzstraßen zurückgestuft wurden und nun langsam verfallen sowie auf stellenweise besser gepflegten Gemeindestraßen, manchmal parallel mit Resten der Bahntrasse der alten Bahn FV Calabro Lucane - an einem Bahnübergang lagen sogar noch die Geleise im Asphalt, was bedeutet, dass der Straßenasphalt dort auf das Jahr 1972 datierte. 
 
Gut drei Stunden ging es durch diese Gegend. Verlassene oder verlassen erscheinende Höfe. Gelegentlich ein Traktor. Ganz ungewohnt für diese "Breitengrade": Kaum Müll am Straßenrad,  kaum Verwesungsgeruch von totgefahrenen Tieren*. Nur Landschaft, wenn auch agarindustriell geprägt.
 
Leicht ist es sich über solche Eigenheiten Südeuropas lustig zu machen. Doch geographisch und wortwörtlich "von oben herab" betrachtet verdichtet sich für mich Eindruck, dass sich der Rückstoß, den notwendigerweise die Entwicklung der Nordhalbkugel hervorrief, auf der Südhalbkugel entfaltete und um das was es uns einst voranbrachte, die Ausgangsbasis zurückgestoßen wurde. Genutzt haben wir unseren damaligen Gewinn zum Vorteil aller nicht (vielleicht wäre es uns ja geglückt auch wenns physikalisch ein Impossibile ist) - und nun ist es natürlich unangehm, dort vorgeführt zu bekommen, was wir nicht sein wollen, was aber doch ein Teil von uns ist.
 
*)Fast zeitgleich fiel uns bei Plaudern während der Fahrt auf den stillen Straßenzügen der aufgeblähte tote Hund ein, der in einer müllübersäten Autobahnunterführung lag, vor 15 Jahren (ca. am 12.9.2007, photographiert hab ich ihn nicht, er sah sehr platzfreudig aus, daher schnell weiter) zwischen Palermo und Sferracavallo. Erleichtert stellten wir fest, dass es hier nicht so ist.