Freitag, 28. November 2025

Das Fahrrad im Straßenbaudienste mit besonderer Berücksichtigung der Ökonomie von Kraft und Zeit.

Was wir diesen Urlaub ganz gemütlich geradelt sind, könnte man freilich auch weitaus wissenschaftlicher aufziehen:  
 
"Wie dies bereits an anderer Stelle hervorgehoben wurde, ist die normale Tagesleistung eines Radfahrers an bestimmte, mit ziemlicher Genauigkeit ermittelbare Grenzen gebunden, deren Unterschätzung einerseits dem menschlichen Organismus Schaden bringen kann, anderseits den Wert der auf eine längere Reisedauer bezogenen Gesammtleistung mehr oder weniger herabdrücken, beziehungsweise eine rationelle Ausnützung der dem Radfahrer zu Gebote stehenden physischen Kräfte beeinträchtigen muss." 
 
Dieses Feststellung ist aus dem zweiteiligen Artikel "Das Fahrrad im Straßenbaudienste mit besonderer Berücksichtigung der Ökonomie von Kraft und Zeit." von k. k. Ministeriarat R. Iszkowski in der "Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst, VII. Jahrgang (um 1901)" zu entnehmen. 
 
 Ich habe vor einigen Jahren verschiedene Ausgaben dieser Zeitschrift nach für mich Interessantem gescannt (wortwörtlich und diigital, von den Original hätte man Hausstauballergie bekommen) und kam nun endlich dazu, darin etwas länger zu lesen. 
 
Kapiert habe ich die seitensweisen Rechentabellen nur im Überblick. Die Schlüsse, die Herr Iszkowski daraus zieht sind aber anschaulich und logisch dargestellt. Ich gebe einige wenige weitere Zitate wieder: 
 
"Kommt es ferner darauf an, seine Erfahrungen durch Besichtigung möglichst vieler in- und ausländischer Straßen, Flussregulierungen etc. in relativ kurzer Zeit und ohne größere Auslagen zu erweitern, dann bietet das Radfahren in entsprechender Combination mit den Eisenbahn- und Schiffahrten Vortheile, wie sie in keiner Weise sonst zu erreichen sind." 
*** 
"In der Voraussetzung einer gleichen Umdrehungsgeschwindigkeit der Kurbel kann daher der Radfahrer mit einer kleineren Übersetzung bei relativ langsamerer Fahrt einen größeren Widerstand überwinden, als mit einer größeren Übersetzung. Dagegen lässt sich allerdings einwenden, dass derselbe Erfolg auch mit einer größeren Übersetzung erzielt werden könne, sobald die Umdrehungsgeschwindigkeit der Kurbel entsprechend ermäßigt wird. Dies ist auch thatsächlich unter gewissen Bedingungen, namentlich auf guter, horizontaler oder schwach geneigter Bahn möglich. Sobald jedoch der Widerstand ein gewisses Maß erreicht, wird ein langsames Drehen der Kurbel nicht mehr möglich, indem dieselbe sodann nicht über die todten Punkte gebracht worden kann, zumal hiezu ein bestimmtes Maß der lebendigen Kraft erforderlich ist, die bei gleichem Drucke auf die Kurbel, mit dem Quadrate der Umdrehungsgeschwindigkeit wächst, daher bei rascherer, durch die kleinere Übersetzung, beziehungsweise durch den geringeren Widerstand ermöglichter Kurbeldrehung, die Überwindung der todten Punkte erleichtert." 
*** 
Man sieht schon, es wird sehr physikalisch. Dies Schlussfolgerungen sind im Weiteren sehr handhaft:  
 
"Hinsichtlich der Fahrt in den Steigungen wäre insbesondere hervorzuheben, dass bei 25 (Umdrehungen) die lebendige Kraft an der Kurbel bereits auf ein so geringes Maß herabsinkt, dass die theoretisch ermittelten ersteigbaren Steigungen, soferne sie etwa 10% übertreffen, wegen der Schwierigkeit der regelrechten Überwindung der todten Punkte der Kurbel thatsächlich nur bei besonderer Übung überwindbar sein dürften, wobei übrigens zu berücksichtigen ist, dass Steigungen von mehr als 9% in der Wirklichkeit zu dermaßen seltenen Ausnahmen gehören, dass sie als zu befahrende kaum mehr in Betracht kommen."
 
Nona, meint vielleicht heute; damals wars aber doch richtungsweisend, wie  das hier zeigt:
 
 "Ein ideales Fahrrad sollte hiernach drei verschiedene Übersetzungen, etwa 42, 65 und 80 besitzen. Ob dies möglich sei, wird die Zukunft zeigen — bisher ist aber mit der Thatsache zu rechnen, dass selbst ein mit zwei Übersetzungen ausgestattetes, den Anforderungen der Praxis vollauf entsprechendes Fahrrad noch nicht erfunden wurde, die Radfahrer daher genöthigt sind jenes Übersetzungsverhältnis zu wählen, welches nach Berücksichtigung der Gefällsverhältnisse der meist befahrenen Straßen die relativ größte Kraft-Ökonomie verbürgt." 
 
Romuald Erazm von Iszkowski, dem ein Verwandter hier ein digitales Denkmal gesetzt hat hat als Bauingenieur sein weitverzweigtes Fachgebeit vielerorts befruchtet. Ich habe den Verdacht, das Radfahren sein Leidenschaft war und er wohl auch viele seiner Außendienste geradelt ist (Nicht "nur" eine 6000km Radtour durch Europa).
 
Heute würde er wohl unter dem Eindruck der Zeitökonomie, wie die meisten seiner  Berufsgenossen, mit dem Auto fahren. Er könnte sich aber vermutlich mit seinen Tabellen ausrechnen, das er damit mehr Schaden anrichten würde als Nutzen herauskommt, was ja durchaus auch einige Ingenieure wissen, wie zB. Univ Prof Kurt Ingerle (+) der in seinen Vorlesung immer wieder Seitenhiebe auf den Prothesenbau (=Autoindustrie) austeilte.
 
So bleibt mir nur, mich bei der Zeit- und Kraftökonomin dieses Urlaubs zu bedanken, die mir hier gerade von Fregene nach Cerveteri vorausradelt. Sie hatte die Tagesetappenlängen bzw. deren Angemessenheit weit klarer im Blick als ich es hatte. Dafür habe ich die flachsten Straßen (nicht immer) gefunden.
 
Nachsatz: Iszkowsky baut seinen Artikel auf einer Grundlagenarbeit von Franz Ritter von Rziha auf. Im Fahrradmagazin Pro Velo 5/1986 werden seine Überlegungen dargestellt.
 
 
 
 
 

Samstag, 22. November 2025

Großer Bahnhof in Zirl

Das Photo habe ich zwar selbst aufgenommen. Aber ich wurde von "anderer Stelle" erst auf den Termin der Jubiläumsaustellung des Modellbahnclubs Zirl aufmerksam gemacht. 
 
Diese mit Tender 1,2 Tonnen schwere Lok der Barwieser Bahnen hatte allerdings etwas Probleme mit der Gleisgeometrie, sodass man der Lok nicht nur bei Fahren sondern auch beim Procedere des Aufgleisens zuschauen konnte. Hier musste sie aber zuerst einmal Dampf ablassen.
 
Ich hoffe die Rundfahrt gelang später. In Zirl fuhr so für kurze Zeit eine Straßenbahn. 
 
Mit Kohle befeuert. 
 
Trotz der schädliche Abgase muss ich wieder, wie einst, als ich in Sheringham erstmals englische Anthrazitkohle roch, konstatieren: Das riecht gut. Beinahe wie Weihrauch.

Samstag, 8. November 2025

Eine Zeitkammer?

Photo: TMB
 
Die Empfindungen beim Aufräumen dieser Wartungsgrube sind nicht weit enfernt von dem, was Howard Carter wohl beim Eintreten in die Kammern des Tutanchamun - Grabes gefühlt hat ;-) 
 
Manche haben auch vermutet, das der Bericht aus der Spinnenhöhle hier seinen Ausgang genommen hätte, was ich als Arachnophobiker nicht bestätigen kann. 
 
Ich traf lediglich einen Weberknecht. Das geht noch. Die meisten von den armen Gesellen haben eh nur sieben Haxn, also schon fast Käfer. 
 
Ein unterhaltsamer aber staubiger Vormittag.
Die geborgenen Grabbeigaben werden nun gesichtet und werden später, sofern als Ersatzteil würdig, dort erneut bestattet.

Dienstag, 4. November 2025

Trailrunners

Dort, wo der Paschberg bzw. der Villerberg steil in die Sillschlucht abfällt, hat sich im Labyrinth der Bergzerreißungen oberhalb der Villerstraße einiges getan. 
 
Die Wege, die ich dort vor 20 Jahre ging und die nach dem Windwurf um 2008 (war es das Sturmtief Paula oder Kyrill?) im nachher aufkommenden Jungwald verschwanden, tauchen nun wieder auf. Die Basis der jungen Bäume lichtet sich. Es ist wieder möglich parallel oberhalb der Villerstraße Steige zu verfolgen. 
 
Zugleich tut sich Seltsames im bestehenden Wegenetz des Waldes(namentlich z.B. in einem kleinen Abschnitt des Poltenwegs, der auf Lanser Gebiet liegt): 
 
Die expliziten Fahrverbote für Radfahrer im Wald (nicht etwa für Autos) häufen sich. 
 
Die Motivation der Gemeinde Lans , die dahinter steht, ist an sich konstruktiv - ich zitiere den aus meiner Sicht Kern der Sache:  
 
"In der Universitätsstadt Innsbruck leben 135.000 Menschen. Viele nutzen die Gegend um die Stadt für Sport und Freizeit, darunter auch viele Mountainbiker (laut SEP 32% der Innsbrucker, das sind über 43.000 Menschen!). Lans hat 1.160 Einwohner. Es wäre nicht fair, wenn Lans mit deutlich weniger als einem Prozent der Bevölkerung die ganze Last für MTB-Trails tragen müsste (zusätzlich zu allen anderen Freizeitnutzern aus Innsbruck, die in Lans gerne Wanderwege, Spazierwege, Laufrouten, Waldspielplatz, Sportplatz, Kneippanlage, Klettergarten etc. genießen können)......
2022 hatte der Gemeindeverband „Planungsverband Innsbruck und Umgebung“ zusammen mit der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst) eine Initiative zur Entwicklung einer Lösung für das Themenfeld „Single Trails“ im Großraum Innsbruck ins Leben gerufen. Dabei waren sämtliche Interessensgruppen eingeladen (Grundbesitzer, Jägerschaft, MTB Vereine, öffentliche Stellen usw.). Diese haben an vielen Abenden in mehreren Arbeitsgruppen gute Lösungsansätze erarbeitet.....
Leider ist seither nichts mehr weitergegangen. Es scheint von öffentlicher Seite keinen Willen mehr zur Umsetzung dieses Konzeptes zu geben."
 
Das tragische; faktisch wars zum Fremdschämen, war die diesjährige Forsttagsatzung in Arzl bei der die Waldbesitzer vorwiegend dadurch brillierten in Kollonne mit dem SUV beim Vereinsheim vorzufahren und in der Versammlung als "Kernanliegen" Nummerntafeln für Radfahrer zu fordern. Man lese, zu was Forsttagssatzungen gut sind; das gehört nicht dazu 
 
Dass hier etwas auseinander triftet, ist evident, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass es anlässlich der Forsttagsatzungl nur als Schmierenkomödie, aufgeführt wurde. Denn die Nummerntafelfetischisten waren derer nur zwei oder drei (sehr laute), die aber von beifäligen Murmeln begleitet wurden.
 
Ich hoffe dann doch auf ein halbwegs friktionsfreies Miteinander. Meine eigenen Trailfahrer-Begegnungen am Paschberg und sonstwo waren überwiegend neutral bis positiv. Selbst radle ich fast nur auf Forstwegen (bei Lücken im Netz schieb ichs über den Steig, da mich Akrobatik wenig interessiert). Als Waldbesitzer darf ich das auch, billige es jedem anderen aber auch zu, wenn er 
a) nicht glaubt, dass ein Fahrrad einen eingebauten Vorrang hat, man sich also mit der Tätigkeit des Fahrens ansich Respekt verschaffen könnte (das Gegenteil ist der Fall)
b) Tätigkeiten der Waldbewirtschaftung immer den Vorrang lässt und bei Gefahrenmomenten geduldig abwartet, bis Arbeiter den Weg freigeben (die offiziellen Wege sind in so einem Fall ohnehin gesperrt)
c) Fußgänger nicht aus dem Weg klingelt, sondern langsam auf Sprechdistanz heranfährt und dann fragt, ob man durch darf, auch einen kleinen Plausch gerne aufgreifend
d) mit dem Rad nicht bremsend "abkristelt", den das fräst den Weg fast so schlimm aus, wie die forstliche Bewirtschaftung.
 
Im Übrigen entaste ich selbst gelegentlich aber nicht systematisch in "meinem" Wald  Steige, damit man sich beim Durchgehen oder auch Radeln nicht die Augen verletzt (liegt wohl auch daran, dass meine Augpunkthöhe hoch ist)

Samstag, 1. November 2025

Herbstfeuer

Es ist ja nicht so, dass ich den Paschberg aus den Augen verloren hätte. Trotz Handy photographiere ich aber hier mittlerweilse seltener und schaue...einfach so.

Sonntag, 26. Oktober 2025

The atlas of popular transport

Auf der Architekturbiennale in Venedig gab es sehr wohl auch Architektur zu sehen. Im traditionellen Sinn gut recherchierte Best Practice Sammlungen z.B. im Spanischen Pavillon (Beispiele aus Spanien) und im Französichen Pavillon (internationale Beispiele) und einige sehr eindrucksvolle Rauminstallationen wie z.B. in den Räumen des Oman, in Oxyville (sehr entspannend). 
 
Natürlich war der Eingang zum Arsenal mit seiner "Terms and Conditions" (Transsolar) Installation erschütternd (oder doch irgendwie gemütlich?). Dort stand das Wasser so hoch, wie es am Ende dieses Jahrhunderts in Venedig stehen wird, zusätzlich wurde der Raum 42 Grad warm gehalten. Auch das sollte Ende des Jahrhunderts erreicht werden. Alles richtig gemacht.
 
Im Arsenal gab es im Übrigen "open entry" Beiträge einzelner Architekten oder Gruppen, wie z.B. Den "Atlas of popular transport" des MIT
 
.....der zwar nicht das Herz eines Freundes des Schienenverkehrs höher schlagen lässt, aber die Aneignung von Städten mit eher rudimentären ÖV durch die Bevölkerung unterstützt, indem versucht wird, deren verwirrenden Bus- oder besser Taxinetz graphisch zu bannen....auf dass es vielleicht einmal Schienen werden? 
  Ich verlinke direkt zu Dhaka, da in unserer Gruppe einen Dame aus Bangladesh war. Die Homepage ist ebenso, wie die Präsentation vor Ort sehr gut aufbereitet. Sehr erheiternd war, die Erläuterung, dass mit dem hier generierten Busplan erstmals ein Stadtplan von Dhaka geschaffen worden sei; 
Das kann man aber nicht so stehen lassen, da sowohl auf OSM alsauch Google hier keine weißen Flecken exisiteren und im Falle von OSM bei Einzelabfragen an den Namen der Mapper erkennbar ist, dass auch Einheimsche dort mappen dürften. 
 
Was der so geschaffene Busplan sicher leistet, ist eine nach gängigen Darstellungsnormen systematisierte Karte (es ist hier an Harry Beck zu erinnern!), die weltweit gut gelesen werden kann. 
 
Leider scheint der Plan aber vorhandene sonstige öffentliche Infrstrukturen, wie Metro und Eisenbahn bis auf die Kamalapur Station zu ignorieren. 
 
Wie man weiters sieht, exisiteren sehr wohl von Dhaka bereits andere ÖV-Landkarten
 
Es bleibt zu hoffen, dass solche Pläne künftig integraler aufgefasst werden. 
 
Aber vielleicht bewegen wir uns in absehbarer Zeit nur mehr mit Apps vorwärts, sodass unserer inneren Landkarten mit der Zeit verkümmern?

Freitag, 10. Oktober 2025

Gleditschien

Nun ist er also bebaumt, der Bozner Platz. So, wie im Wettbewerbsprojekt geplant. 
 
Ich habe den Landschaftsplaner meines Vertrauens gefragt, was er von den Gleditschien hält. Er meinte: "Der ideale Baum, wenn man keinen Schatten will" und "Wenn sie älter werden, neigen sie zum Windbruch". 
 
Die Herbstfarbe ist jedenfalls schön und jetzt haben wir diese Lebewesen hier her verpflanzt und sollten sie auch länger behalten. Nicht die in Innsbruck "üblichen" 20 Jahre, nach denen die Sägen gewetzt (besser geschränkt) werden. 
 
Dafür sind die lt Pressemitteilung der Stadt Innsbruck 31 Bäume zudem zu teuer gewesen. Wobei ich meine, dass die kolportierten 10% der Baukosten (tatsächlich sinds deutlich weniger, nämlich um 3%) ein dennoch angemessener Preis sind (Bäume, Setzen, ggf. Nachsorge über mehrere Jahre, damit sie auch gut anwachsen).
 
. Denn das Wichtigste an der Umgestaltung des Boznerplatzes sind die nun wirklich sehr zahlreichen Bäume....und dass man dort keinen Verkehrsampeln mehr vorfinden wird. Letzteres sollte das Projekt aber günstiger machen
 
Was mich dennoch stutzig macht: Ich hab den Platz mit dem prämierten Wettbewerbsprojekt verglichen; das wurde auch so (ziemlich) umsetzt. Allerdings sind dort nur 30 Bäume eingezeichnet. 
 
Naja. ein Baum mehr kann in Innsbruck nicht schaden.

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Oberleitungsbau auf der Waldbahn

Gemeinerweise fährt die Waldbahn prompt, wenn man vom Urlaub zurückkommt, nicht. Dafür kann man sich bei Tantegert Oberleitungsarbeiten ansehen.

Sonntag, 28. September 2025

Tag des (etwas anderen) Denkmals

Der Apollontempel am Hundstalsee ist seit dem Bau der dritten Sektion der Ranggerköpfl-Bergbahn nicht mehr ganz so entrückt wie er einst war. 

Doch war es das je? 

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man schon immer auf die Inzingeralm mit dem Auto fahren durfte. Tatsächlich hatte ich sogar bei den Nachrichten über den Erdrutsch auf der Almstraße nur an Wegberechtigte gedacht.

So war die einstige Exklusivität eher eine Illusion (nicht ganz so, wie der "Gipfelsieg" von Karl Friedrich Sattmann).

Jetzt ist er quasi mit dem Öffi in 2,5 Stunden Gehzeit von der Bergstation der Seilbahn erreichbar. 


Seit meinem letzten Besuch dort (2013) hat sich das Ensemble, dessen Geschichte man auf der Homepage der Künstler Tribus/Triendl nach lesen kann, etwas vergrößert. Es kamen mehrere Steinmänner hinzu, die den Weg zum Tempel begleiten.

Als Raumplaner bin ich ambivalent zur Entstehungsgeschichte des Baues eingestellt, da er dann doch auf dem Grundsatz "Wer lang fragt, baut nicht gern" beruht und das, so stimmig das Bauwerk da steht, keinesfalls unterstützt werden darf. 

Ich wage zu vermuten, dass der §41 des Tiroler Raumordnungsgesetzes, Absatz 2 h), der da lautet "Im Freiland dürfen errichtet werden: Kapellen und dergleichen mit höchstens 20 m² Grundfläche" nicht zuletzt wegen eines solchen Falles geschaffen wurde. Glück gehabt. Im Nachhinein.

So können sich nun alle freuen und auch ich darf ohne schlechtes Gewissen dorthin wandern. 

Sonntag, 21. September 2025

Erinnerungsinseln

17.9.2005. Dieses real aufgenommen Photo habe ich vor meinem geistigen Auge, wenn ich daran denke, wie ich Geschmack am Radurlaub gewonnen habe: 

Auf dem Weg nach Peleta in der Gegend der Abzweigung nach Amygdal(e)a. 

Der Tag wird noch lang werden. 
Heiß wars, wenngleich dann am Pass, ich habe die anderen Ortsnamen leider vergessen, schon recht angenehm. Vor uns lagen noch die Perlen Lakoniens, Skala und Vlachiotis (sahen ungefähr so aus, wie die Hallerstraße auf griechisch). Es ging von Leonidion nach Githion.

Hm. An was man alles so vorbeigefahren ist: 

Freitag, 19. September 2025

Die etwas andere Pilgerreise

Diesen Sommer haben wir unseren Radurlaub sozusagen von hinten aufgezäumt. Mit dem Nightjet nach Süden, genauer gesagt letztendlich nach Priverno-Fossanova, und von dort in 18 Fahrtagen über knapp 1300 km und 9300 Höhenmeter nach Innsbruck.
Der Vorteil dieser Routenwahl: 
Man muss zum Heimkommen keine Termine, wie Fähren, Züge etc. einhalten. Man muss nur die Tagesetappen im Auge behalten (die wir situativ gestalteten). Zwischendurch musste jedenfalls nie der ÖV aushelfen, obwohl wir das erwartet hätten (und ich ja gerne jede Gelegenheit ergreife Zug zu fahren).

Die Route zum "Nachfahren": 
Terracina - Nettuno - Fregene - Bracciano - Tuscania - Pitigliano - Sarteano - Arezzo - Pieve Stanto Stefano - Cesena - Lido Romea - Copparo - Legnago - Ceraino - Lavis - Klausen - Innsbruck

Abnehmen kann man damit nicht, dafür ist das Essen in Italien zu gut.

Um Anfälle von Stendhalismus zu vermeiden, gab es Kulturprogramm nur dort, wo man direkt drüber stolpert....also in: 

Terracina - Sabaudia - Nettuno - Fregene - Cerveteri - Bracciano - Oriolo Romano - Borgo Rio Secco -Tuscania - Rio Olpeta - Pitigliano - Val di Vitozza - Sarteano - Arezzo - Pieve Stanto Stefano - Bagno di Romagna - Sarsina - Cesena - Castiglione di Cervia - Lido Romea - Pomposa - Copparo - Fratta Polesine - Legnago - Ceraino - Lavis - Klausen - Innsbruck

Fett hervorgehoben: Dort gab es wirklich längere Besichtigungen, tlw. mit Eintritt und tlw. mit Führung - die anderen waren mehr Kulturerlebnisse am Wegesrand, wie z.B. die Römischen Grabdenkmäler in Sarsina

Wie immer nach so einer Reise: "Dies und das muss man sich nochmals genauer ansehen" sagt man sich....und wird doch nicht wiederkehren, oder allenfalls auf völlig anderen Wegen mit anderen Sichtweisen dorthin gelangen. 

Vorsätze, wie weniger zu photographieren und mehr zu zeichnen, lösten sich sehr bald in Luft auf. Einzig der Vorsatz möglichst bald nach Ankunft im Süden am Wegesrand einen Feigenbaum zu plündern hat sich mit der Zeit immer mehr perfektioniert. Diesmal  ab abfahrt vom Zielbahnhof nach ca. 5 Minuten Fahrzeit.

Schön wars. Erholsam. ("richtiges" Strandliegen halten wir (glücklicherweise beide) maximal 2h pro Urlaub aus). Bald wird die Erinnerung verblassen und einzelne Erinnerungsinseln um Stimmungen oder Anekdoten  sowie manche Lieblingsphotos oder solche, die man vergaß aufzunehmen werden persistent bleiben.

Ein Wermutstropfen: Es gibt kein Salierikugeln in Legnago.

Dienstag, 26. August 2025

Bergzereissungen?

Ein Blick durch das Absperrgitter in den Überwachungsstollen am Westufer des Gepatschspeichers. Der Stollen wurden gegraben um Setzungen im Gebirge besser überwachen zu können. 

Der Atemkopf und der Hochgampenkopf sind seit ca. 1963 unter stetiger Überwachung. Denn dieses Jahr STand unter dem Eindruck der Geschehnisse am Monte Toc in Vajont. Könnte sich so etwas wiederholen? 

Der Gebirgskamm westlich des Speichers ist leicht pombiert, wie man selbst anhand eines Geländeschnittes überprüfen kann. Die Kubatur die sich daraus um den Daumen gepeilt ergibt, ist vergleichbar mit dem Wasserinhalt des Sees. 

Der Bergkamm hat stellenweise einen Doppelgrat. Man kennt das auch von den Quarzphyllitgegenden um Innsbruck: Glungezer und Largoz. Dort spricht man von Bergzereissungen, die tatsächlich zu einzelnen Felsstürzen führen (vor ca. 20 Jahren im Voldertal ober Schwarzbrunn). 

Doch eine Rutschung des Ausmaßes von Vajont erscheint im Voldertal ebenso wie in Gepatsch unwahrscheinlich. Auch wenn man sich die nicht gerade kleinen Liste von Stauanlagenunfällen ansieht, änderte sich das nicht, da die wenigsten Unfälle auf so etwas zurückzuführen wären.  

Der Berg ist bis auf eine stark Setzung in den Sechzigerjahren , die man lt. Aussage ein Tiwagmitarbeiters in diesem Stollen sehen kann, seit nun bald 60 Jahren ruhig. 

Sorgen würde ich mir erst machen, wenn man kein Geld mehr für die regelmäßige Überwachung hat. Insofern sind natürlich solche Bauwerke u.U. ein Hypothek für die Zukunft - aber eine im Vergleich zu einem Kernkraftwerk überschaubare.

Dienstag, 19. August 2025

Abendrot....

Sieht man sich die Blitzkarten auf ehora an so zeigt das Jahr 2025 bis jetzt eine bemerkenswerte Blitzarmut. Dafür gibt es häufig seltsam indifferente Wetterstimmungen. In den Regen kam ich nur mehr beinahe, obwohl ich länger in Aldrans "hängen" blieb.

Mittwoch, 13. August 2025

Strange doings in Tantegert

Ob der versucht hat im Biotop Baden zu gehen?
Mit der Waldbahn wird er wohl nicht nach Tantegert gekommen sein. 
Wie dieser Zustand hergestellt wurde ist unklar.

Freitag, 8. August 2025

Visnitztal

Wenig lockend ist die Bezeichnung der Gegend dieses sonst namenlosen Sees: 
Das Vesulloch. 

Am Talschluss des Visnitztales liegt dieser See versteckt am Weg zu dem Sattel zur Vesulalpe. Ich habe das aber nicht im Sinne des damaligen Vorhabens fortgesetzt, sondern folgte einen der Schmugglerpfade nach Samnaun

 Interessant war auf dieser Wanderung der hier bereits auftretenden Bündnerschiefer; ein stellenweise schwarzes bis gedeckt grünes Gestein in dem auch manchmal Asbest vorkommt. Versehentlich hatte ich statt eines Feldstechers meinen Entfernungsmesser eingepackt. Er tats auch, als Monokular; und es war einmal ganz lustig in dem weiten Raum der Visnitzalpe Distanzen abzuschätzen. 

Das Besondere des Gerätes waren aber die Folgen seiner optischen Vergütung. Diese wandelte nämlich den Glanz des Grünschiefers in ein schrilles Malachitgrün, dass man aber nur durch den Sucher sehen konnte, nicht in Natura. Die betreffenden Steinflächen waren zwar glatt und auch grünlich, doch in dem üblichen gedeckt Farbton. Ein bisschen erinnert er auch an den in diesem Blog wohlbekannten Quarzphyllit.

Daher gibt es keine Photos von den Phänomen, sondern als Ersatz ein Photo des Sees mit blauen Glockenblumen und Quarz

Mittwoch, 6. August 2025

Wegblockade

Im Hochgebirge muss man aufpassen, wohin man tritt. 
Auf der Kasererscharte ist die Populationsdichte von Murmeltieren recht groß. 
 
Die geringe Scheu macht dann doch stuzig. Zumal das Murmeltier Zwischenwirt für Krankheiten ist. Ich habe dann gewartet und gemächlich 5 Photos aufgenommen. Dann gab das Tier den Weg frei, ohne ein Belegexemplar fürs eigene Photoalbum zu verlangen.

Sonntag, 3. August 2025

Pilzwanderung

Auf Pilzwanderung am Paschberg. Die sachkundigen Damen denen ich nachtrottete fanden einiges Essbares. Ich nur Photgraphierbares.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Wo bitte ist das Inzental?

Mir war nach einem Abendspaziergang. Die Inzentaler Ochsenalm. Heute früh wusste ich noch nicht mal das es diesen Ort gibt. Entdeckt habe ich den Platz nur auf einer Karte des Brennerbasistunnels. Man sieht von dort ganz gut runter auf die Padastertaldeponie. Hier oben hingegen ist die Zeit stehen geblieben.

Sonntag, 27. Juli 2025

Von der schweren Zugänglichkeit des Pardieses

Hat schon wieder zu. Samstag um 19h ist dort Messe. So wie es aussieht, werde ich wohl beim nächsten Versuch (hoffentlich im nächsten Jahr) abends dort hin radeln. Allerdings muss ich dabei nächtens durch den Saugraben :-/ PS Hinfahrt natürlich mit dem Rückgrat Österreichs!

Dienstag, 22. Juli 2025

Kulturlandschaft

Der Weiler Ögg ist in gewisser Weise der Sucus des Kaunertals
 
Als ich das erste Mal um 1985 in der Gegend war, blieb mir genau genommen nur dieser ca 700 Jahre alte Weiler samt dem überdimensionalen Talkreuz in Erinnerung. Die Kaunertaler wissen glücklicherweise ihr Erbe auch zu schätzen. 
 
Das Talkreuz fügt sich stimmig ins Ensemble ein. Es ist aber deutlich jünger, wurde von Helmut Seykora 1972 gestiftet und von Robert Erhart geschnitzt. Hier blickt man vom Bergbau Tschingl auf den Weiler, der auf einem Kamm zwischen zwei Lawinenstrichen steht. 
 
 Die sommerliche Idylle trügt. Der Ort wurde aber gut gewählt, sozusagen im Auge des Sturms der Naturgewalten.

Sonntag, 20. Juli 2025

Im Waldland, doch keine Waldbahn

Durch scheinbar unberührtes Waldland fährt ein Triebwagen des Südtiroler Verkehrsverbundes auf den Geleisen der Giselabahn. 
 
Die Giselabahn (Salzburg-Tiroler-Bahn) ist mit ihren Forsetzungen Ennstalbahn und Rudolfsbahn in meinen Augen das Rückgrat Österreichs. Denn nur so kommt man mit der Bahn von Bregenz nach Wien, ohne Österreich zu verlassen. 
 
Diesen Sommer organsierten örtliche Heimatkundler in Hochfilzen eine Ausstellung zur Giselabahn. Perfektionisten unter den Bahnfreunden (die Nietenzähler, zu denen ich mich nicht zähle) haben manches davon belächelt. Ich fand die Ausstellung sehr informativ. Außerdem spürte man die Liebe der Aussteller zum Gegestand. Man könnte sagen, es wurde hier sehr viel vom Reiz der Eisenbahn und diesem sehr besonderen innerösterreichischen Geist erzählt. 
 
Das mag hinterwäldlerisch anmuten (so wie das Photo). Tatsächlich ist dieses Kernland Österreichs lange Zeit Quelle verschiedenster wirtschaftlicher und kultureller Entwicklungen gewesen die in dieser Gegend nachklingen und, wie ich hoffe, fortleben. 
In Tirol stellt sich dieses Gefühl irgendwo am Weg zwischen Wörgl und Hochfilzen ein. Für mich, wenn der Zug in die Windauerschleife einfährt: Erst dort fühle ich, dass ich österreichischen Boden erreicht habe. Für mich reihen sich dann klingende Namen entlang oder nahe der Bahnstrecke aneinander, wie z.B.: Leogang, Taxenbach, Lend, Gröbming, Öblarn, Stainach-Irdning, Selzthal, Rottenmann, Trieben, Kalwang, Leoben, Bruck an der Mur, die daran erinnern: Bergbau und Industrie. Man ist im Kernland, mitten im antiken Noricum. Die Rudolfsbahn formt ums eigentliche Kernland im Steirischen eine liegendes V mit der Spitze in Selztal und umfährt den mitten im Gebirge gelegenen Ort Eisenerz, der, sollte man einmal darüber diskutieren wollen, dass die Hauptstadt Österreichs verlegt werden sollte, der ideale Standort nahe am Zentrum wäre.
 
St. Georgen am Reith hätte allerdings auch seine Reiz, passt aber in die Rückgrat-Geschichte nur bedingt, da man dem Ybbstal das Rückgrat entfernt hat.
 
Zurück zum Photo. Das besondere an dieser "unberührten" Gegend: In Bildmitte verbindet eine übers Tal gespannte Materialseilbahn den Bergbau Weißenstein vom Orkopf mit dem Bergbau Bürgl und  übers nächste Tal (Spielberggraben)  mit Hochfilzen verbindet. Die beiden Bergbaue sind Tagebaue. Am Ende dieses Tales (Schwarzachental) lugen zudem die Bauten des Schigebiets Hinterglemm hervor. 
 
All das wird man aber kaum sehen, wenn man es nicht weiß. Insofern wurden die Anlagen sehr gut in die Natur eingebaut. Der Berg mit der stumpfen Spitze ist übrigens der Bürglkopf. Auf dem vorgelagerten Waldplateau in mittlerer Höhe befindet sich, schon eher außerhalb des Photos, das "Rückkehrzentrum Bürglkopf" das man selbst wenn man es weiß, nicht sehen kann. 
Jemand der poetischer veranlagt wäre, könnte aus diesem Absatz wohl einen Text a la "Moritat von Mackie Messer" zusammenstellen.

Dienstag, 15. Juli 2025

Schwammstadt

Über das Schwammstadtprinzip kann man gewiss seitenweise schreiben: 
 
"Stellt euch vor, ihr habt seit gut 120 Jahren versucht, alle Straßen und Wege "sauber" und staubfrei zu bekommen. So ist heute fast der gesamt öffentliche Raum eine glatte und ebene Fläche. Dem KFZ-Rad, das sonst (wenn es nicht auf Schienen läuft) Staub aufwirbelt wurde alles unterworfen. 
 
Wenn nun der Regen kommt trägt er den Dreck und Staub, der immer noch da ist, in eure Keller und Wohnungen." 

Um das zu vermeiden, muss der Regen dort, wo er fällt, möglichst schnell in den Boden sockern, was er aber in der Stadt kaum noch kann. 
 
Die technische Lösung ist es, unter den Straßenflächen "Keller" zu schaffen, wo das auf der Straße anfallende Wasser über Gullis eingeleitet wird und dort mit der Zeit in tiefere Bodenschichten, zum Grundwasser, sickern kann. Diese "Keller" können tatsächlich Räume sein (so wie einst die allerdings in den Kanal ableitenden Schneeschächte) oder aber wie hier am Boznerplatz grobkörnige Kiesschichten, die die sogenannte Regenspende aufnehmen können. Diese Regenspenden werden in den nächsten Jahren zunehmen, auch wenn ie Existenz des Klimawandels möglicherweise gesetzlich verboten wird ;-)
 
Die planerische Lösung wäre es, Verkerhsflächen weniger zu versiegeln. Das wird aber nur gehen, wenn wir entweder ausschließlich die effektive Abrollfläche des Rades versiegeln (War da nicht etwas, das ein Herr Charles Vignoles entwickelt hat?) oder uns aber mit weniger abrasiven Hilfsmitteln fortbewegen. Sohlengänger wirbeln weniger Staub auf sondern trampeln ihn eher fest.
 

Samstag, 12. Juli 2025

TMB Museusmzubringer auf Abwegen

Mit "Frauen die Eisenbahnen photographieren" kann ich nicht dienen. Dafür aber Männer, die dem Hagener Triebwagen huldigen. Gesehen auf eine Fahrt der Tiroler Museumsbahnen. Ein Ausflug nach Igls ersetzt in Ermangelung der Stadtstrecke momentan den Museumszubringer. Ein wirklicher Mangel ist das aber nicht!

Dienstag, 1. Juli 2025

Unbestimmte Wetterlage

Kommt das Gewitter oder kommt es nicht ....ich habe es nicht drauf ankommen lassen.

Samstag, 28. Juni 2025

125 Jahre Iglerbahn


 
Heute empfinden wir nach, was sich vielleicht so vor 125+x Jahren zutrug. Oder auch nicht?
 
Der von Nadeln übersäte Waldboden dämpfte das Geräusch seiner Schritte. Er hielt inne und blickte in die Wand der an ihn heran stehenden Bäume. Endlos ihre Zahl verloren sie sich im grünen Dämmerlicht. Er hatte nun schon einen ganzen Vormittag damit verbracht herumzustreifen, Achsen anzuvisieren und die charakteristischen Details der Geländeausformung in sich aufzunehmen. 
 
Hier stand er nun – an einer abgelegenen Stelle des Waldes – und war sich eigentlich nicht im Klaren über Zweck und Ziel seines Projekts. Sein Projekt? Es war wohl mehr ein übernommener Auftrag. Tourismusbetriebe eines kleinen Luftkurorts wünschten eine bequeme Verbindung mit dem städtischen Zentrum. Das ganze sollte möglichst schnell, ohne Komplikationen und natürlich um wenig Geld geschehen. Doch was war der eigentliche Zweck, der Sinn? Der Ingenieur hat nun schon in vielen Landschaften der Monarchie gebaut – nützliches und weniger nützliches. Nun nahe der Mitte des Lebens – und hier mitten im Wald – drängte sich ihm diese Frage wieder auf. Doch die Antwort schien auch hier nicht zu finden sein – wenn man von dem unbeeindruckten Rauschen der Baumwipfel im wieder auffrischenden Föhn absah. Was sollte er mit seiner Arbeit bezwecken? Er, der Ingenieur – und damit von Berufs wegen Diener des Zwecks. Irgendwo in den Tiefen des Waldes fiel ein größerer Ast zu Boden. 
 
Dessen dumpfer Aufprall setzte einen vorläufigen Punkt in seinem Suchen. Der Wald war hier ebener als an anderen Stellen, die er im Zuge der Abwägung der Trassenvarianten besucht hatte. Er erinnerte sich an einen Sommerfrischaufenthalt in früher Jugend. Ein endloser flach gewellter Wald. Im Herzen Deutschlands. Ein Idealbild –eingebrannt in die jugendliche Seele; später zu feierlichen Momenten hervorgekramt, um das Aufwallen eines Gefühls von Erhabenheit zu unterstützen. Andächtig setzte er nun seine Schritte und durchmaß das Gelände – eine wohl sieben Hektar große längliche Ebene in Ost-Westrichtung. 
 
Dieser Platz schien im ein Ausweg zu sein sowohl in technischer als auch seelischer Hinsicht, ein Tor zu längst vergangener Zeit in der diese oder jene Weichen noch anders gestellt hätten werden können. Nun waren die Zungen eingerastet und die Bahn fixiert. Und rückblickend musste er sich eingestehen, dass er keine der Weichen anders gestellt hätte. So war seine Ankunft hier im Wald an einem spätsommerlichen föhnigen Nachmittag nicht Zufall, sondern Ergebnis einer Kette von bewussten, abgewogenen Entscheidungen. Er hatte keine Kinder, denen er seine Wertvorstellungen weitergeben konnte. Er stand am Ende eines Stammes von Entscheidungen, die noch lange vor seiner Geburt getroffen waren. Er konnte nicht darauf hoffen, als Teil eines solchen Stammes zu dienen, dessen Wipfel weiter in die Zukunft reichte und diese mitbestimmte. Er musste seinen Zweck hier und jetzt erfüllen und konnte nichts auf die lange Bank des Generationenwechsels schieben. Die greifbaren Resultate seiner geistigen Kinder würden immer tote Materie bleiben, Bauwerke aus Erde, Stein und Stahl oder allenfalls ein paar Blaupausen. Diese Erkenntnis lastet auf ihm. Und sie zwang ihn die Frage nach Sinn für sich zu lösen und nicht als Hypothek an seine Kinder weiterzugeben. Denn seine Kinder würden die Frage nicht beantworten können. 
 
Sein nunmehriges geistiges Kind hatte mittlerweile Wachstumsprobleme bekommen. Andere involvierte Gemeinden wollten das Projekt nicht unterstützen, weil niemand einem anderen einen möglichen Vorteil gönnt. Trassenvarianten die im Auge des Ingenieurs einen Sinn gehabt hätten, waren längst verworfen. Was blieb war dieser Wald –und innerhalb seiner Grenzen musste das Problem hinreichend gelöst werden. Eine Bahn beginnend in der Stadt, sich Gedärmen gleich einem waldigen Hang durchwindend, diesen am Zielort wieder verlassend, dabei auf dem Weg liegende mögliche Anknüpfungspunkte bewusst bei Seite lassend. Ihm schauderte der Gedanke hier ein Jenseits im Diesseits zu schaffen. Thema verfehlt – so dachte er sich rückblickend auf die im Rahmen seiner akademischen Ausbildung vermittelten Wertvorstellungen. 
 
Und trotzdem: Dies war, auf den Punkt gebracht, die Konsequenz aus den Vorstellungen seiner Auftraggeber. Der Wald, durch den er nun schon in den späten Nachmittag hineinwanderte, erschien im immer mehr einer Insel gleich. Umgeben von einer unüberwindlichen Steilküste, bedeckt von ausgedehnten Wäldern, bildete ihre Landschaft die Spielwiese, auf der er sich nun als Ingenieur entfalten konnte. Zweckfreie Ingenieurbaukunst – er wollte in den Boden versinken – vor Scham angesichts seines Verrats an den eigentlichen Ingenieurtugenden. Doch war es nicht Aufgabe des Ingenieurs, Lösungen für die Probleme zu suchen unbeschadet des Hinterfragens ihres Sinns? War es nicht zuerst seine Aufgabe, Lösungen zu finden – und nicht die Frage nach dem letzten Sinn dieser Lösung zu stellen? 
 
Es dämmerte, erahnbar war die Eintrübung durch eine zunehmende Wolkendecke; die Schatten des Waldes traten aus seinen Zwischenräumen heraus und umspielten bereits die Stämme der Bäume. Längst verlor sich der Wald nicht mehr im Dunkel seiner Tiefe – das Dunkel war nun allgegenwärtig. Er stand nun in diesem Dunkel und war ihm nicht, wie eine Stunde zuvor, gegenübergestellt. Unbemerkt hatte sich auch der Föhn während seines Gedankenflusses verabschiedet. Die Stille kroch nun heran – und sie hämmerte förmlich in seine Ohren. Die Luft war lau. Doch die kommende Änderung war schon in deren Geruch zu spüren. Regen lag in der Luft. Allein, vergessen, sich selbst vergessend im Dämmerlicht fügte er sich nun in seine Situation. 
 
Er würde auch aus diesem Projekt etwas Gutes machen. Mit einem Bleistift zeichnete er den Umriss der ebenen Fläche, auf der er nun den ganzen Nachmittag, sich selbst reflektierend, verbracht hatte, auf den Lageplan des Landvermessers. Er schrieb mit seine Füllhalter in großen Lettern „Teutoburger Wald“ hinein. Als Erinnerung daran, dass er hier mit den Augen des Kindes in ihm an die weitere Planung herangehen wird müssen. Als Erinnerung an jenen schönen Sommeraufenthalt, in dem er ein kleines Stück der Wälder Deutschlands durchstreifte. Dieser kleine ebene Fleck in einem sonst steil, düster und schattig zur Stadt abfallenden Waldhang wird an die unendlich weitläufigen Wälder im Norden, jenseits der Berge, erinnern. Und er wird es schaffen, mit einem Ingenieurbauwerk dem künftigen Passagier im fahrenden Zug diese Erinnerung zu vermitteln. Ein Wassertropfen fiel mitten auf den Plan und der „Teutoburger Wald“ schwoll durch die verrinnende Tinte dunkel an. Wie ein teutonischer Riese hockte nun der Schriftzug inmitten des sonst mit zarten Beilstiftstrichen skizzierten Plans. 
 
Hastig rollte der Ingenieur den Plan ein und steckte ihn in die Innentasche seines Mantels. Er folgte dem schmalen Pfad, der sich, die Ebene nach Nordosten verlassend durch den Wald wand. Bald war sein Weg vom leichten Prasseln des beginnenden Regens auf den Waldboden begleitet. Wurde der Wald licht, stieg auch das Begleitgeräusch. In den dunklen Passagen dazwischen umschloss in dagegen ein dumpfes aber trockenes Gefühl. Der Wechsel dieser Eindrücke erinnerte ihn stark an die Fahrt mit der Brennerbahn, der Wechsel der Geräuschkulisse und der Helligkeit. Ein oder zwei Jahre noch – und auch in diesem Wald würde ähnliches geschehen – auch wenn es eigentlich schon jetzt zu vernehmen war – so wie die Vorahnung des Regens beim Zusammenbruch des Föhns. Ein knappe Viertelstunde später drangen Geräusche aus menschlichen Behausungen ins Dickicht herein. 
 
Er ging vorbei an den ersten Bauernhäusern, die sich eng an den Schattenhang des Waldes schmiegten. In den Hofräumen waren Bauern und Knechte in ihre Arbeiten vertieft. Kaum einer hier mochte wohl von dem Projekt wissen. Alles hier schien ihm etwas entrückt – noch der alten Zeit zugehörig. Auch der Zeit eines J.W. Goethe, dem „das herannahende Maschinenzeitalter“ Unbehagen bereitete. Der Ingenieur bemerkte bei sich das er schon zur Gänze diesem neuen Zeitalter gehörte – und, dass die Lebensart dieser Menschen, mochte die Bahn im Wald nun gebaut werden oder nicht, ein Ende haben wird. Er glaubte einen Druck in seinem Herz zu verspüren. Gleichzeitig spürte er jedoch das Lächeln, das über seinen Mund huschte. 
 
Mittlerweile hatte sich der Regen in ein konstantes Rauschen gewandelt und er eilte in das nahe Wirtshaus. Es war kurz vor fünf – durch den Wetterumschwung aber erstaunlich dunkel für die Jahreszeit. Ein Stellwagen in die Stadt, werde so um sechs Uhr kommen, erwiderte der Wirt auf die Frage danach. Der Ingenieur setzte sich in die noch leere Gaststube, die von einem ähnlichen Dämmerlicht beherrscht wurde, wie sein „Teutoburger Wald“ eine halbe Stunde von hier. Er entrollte den Plan und begann nun erstmals mit zaghaften Bleistiftstrichen mögliche Trassenvarianten zu skizzieren. Einer Schlange gleich, mit Serpentinen das Plateau ausnützend, würde wohl der Höhenunterschied von der Stadt herauf zu meistern sein. 
 
Ein alter Bauer betrat die Stube. Man begrüßte sich knapp, vielleicht etwas teilnahmslos. „Wartet die Herrschaft auf den Stellwagen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte der Bauer fort. „S´ist gar nit so lang her, dass man hieher nur zu Fuß gekommen ist“. Was folgte war Stille. Nur das Ticken der Uhr teilte diese an sich zeitlose Stille in Abschnitte. Der Ingenieur nahm sie wahr, diese Stille, wie sie hier in allen Winkeln der Gaststube vor dem Feierabend heraus kroch. 
 
Der Bauer beobachtete. „Ja – die neue Zeit kommt morgen! Sehn´s, die Stille wird bald nicht mehr sein – und bald werden auch die Leut zum Denken koa Zeit mehr hab´n“ Der Ingenieur sagte nichts. Obwohl im so war, als hätte er dazu genickt. 
**** 
 
Der Ingenieur ist längst nicht mehr. Er hat aber zu seinen Lebzeiten noch viel geplant und gebaut. Für ihn war dieser Tag im Wald ein wichtiger Punkt in seinem Leben. Was danach kam, war von diesem Geist durchzogen. Technik, will sie bestehen, muss mehr sein als eine Mittel, konkrete Probleme zu lösen. Manches was er gebaut hat, steht noch heute. Manches anderes ist den meisten heute Lebenden vergessen – wie der Ingenieur selbst. Diese Bahn aber, von der man ohne Kenntnis ihrer Geschichte, nicht verstehen kann, warum sie gebaut wurde, blieb. Mittlerweile gehört dieses Werk auch zu den Stellwägen, zu Fuß gehenden Bauern und ähnlichem, was im Lauf der Geschichte großteils verschwand. Das Werk reicht herüber aus einer anderen Zeit. Und es vermittelt verloren gegangene Stille, so seltsam es vielleicht für den alten Bauern vor langer Zeit im Dorfwirtshaus aus damaliger Sicht erscheinen mag. Man sitzt im Triebwagen, der Blick streift die heran stehenden Bäume. Endlos ihre Zahl verlieren sie sich im Dämmerlicht. Die Strecke schlendert den Waldhang entlang. Sie scheint diesen zu streicheln. Obwohl in Fahrt, empfindet man sich eingegossen in diese Landschaft. Fünfzehn Minuten taucht man während der Fahrt zwischen Stadt und Dorf in diesen Wald. Fünfzehn Minuten wird man auf sich selbst zurückgeworfen. Bei einer Bergtour mag das selbstverständlich sein, auch beim Betreten einer Kirche – aber hier in einer Straßenbahn? Sein Meisterstück, sein Vermächtnis an uns ist dieses Werk. Ein Zeichen dafür, was Technik sein könnte und was es für den Menschen vermag. 
 
Der Text entstand ca. Ende  2007. Heute habe ich mir gedacht: "Habe ich nicht etwas passendes zur 125 Jahr Feier - auch wenns nur reine Fiktion ist?"

Dienstag, 20. Mai 2025

Es eilt die Zeit.....

Die Tage des Tschugghofs sind gezählt. 
 
Der Tschugghof stand lange Jahre wie ein Mahnmahl des alten Amras am Südring.
Mit schönem alten, etwas überwucherten Bauerngarten. Viel Grün. An die hohen Bohnenranken im Garten erinnere ich mich noch. 
 
Zum Südring hin in verkehrsschmutzigem Grau. Die Fensterläden geschlossen. Man zweifelte immer, dass das Haus bewohnt wäre, wenn man es nicht anders gewusst hätte.
 
Nachdem der letzte Bauer dort verstorben ist, war zu erwarten, dass eine "Inwertsetzung" des Areals anstünde. 
 
Inwertsetzung ist natürlich ein Euphemismus. Einerseits kann zwar etwas ökonomisch in Wert Gesetztes durchaus schön sein (auch der alten Bauernhof war wohl einst eine ökonomische Überlegung). Doch vielfach scheint andererseits selbst unter Ökonomen die Gewähr, dass etwas öknomisch wäre, nur dann gegeben, wenn es nachweislich hässlicher wird. Die Folge solcher Einstellungen ist, dass sich automatisch betroffene Mitbürger erwarten, dass Veränderungen nur zu etwas Hässlicherem führen können: "Das Schlechtere ist der Feind des Guten" - in Abwandlung des üblichen Spruches
 
Diese Inwertsetzung ist nun am Tschugg-Areal gebremst, einerseits weil das dort geplante Wohnbauprojekt von einer Bürgerinitiative hinterfragt wurde und andererseits weil die Stadt schon seit Jahren sehr zögerlich plant, Baulandreserven vor allem für leistbaren Wohnbau zu mobilisieren und in dieser Konfliktsituation nun die Initialzündung sieht, doch konkretere Schritte zu setzen, wohl auch um aus diesem Konflikt konstruktiv raus zu kommen.
 
Was macht nun der so ausgebremste Bauträger? 
 
Best Practice "Gasthof Weißes Rössl, Gries a Br." und "Gasthof Goldener Löwe, St. Johann i.T." zeigen es ihm vor. Man unterzieht die vergleichsweise gute alte Substanz "Sicherungsmaßnahmen". Auch dieses Begriff ist hier nur ein Euphemismus. Denn, wie wir wissen sind diese Gebäude Geschichte. (Die Vorgeschichten und die Ausgangslagen dieser Projekte sind natürlich diffiziler; ich erlaube sie mir aber hier so zu vereinfachen, wie sie am Ende erscheinen - nämlich als Leerstellen) - Was er sich allerdings hier davon erwartet, kann ich noch nur erahnen und werde es hier nicht posten.
 
Im Falles des Tschugghofes bin ich trotzdem ambivalent. Zwar war er ein schönes Bauwerk, stand aber zuletzt sozusagen im luftleeren Raum. Der Strukturwandel hier am Südring ist evident und die Höfe, die mit dem Tschugghof ein dörfliches Ensemble bildeten (ein Bsp hier), verschwanden längst mit dem Ausbau des Südrings, der ansich als Autostraßenachse ein städtebaulicher Fehler war und ist.
 
Die Bebauung am Südring neu zu konzipieren ist daher prinzipiell in Ordnung. Doch dabei ein Konzept zu wählen, das zum stark befahrenen Sündring mit Ausnahme von Garagenzufahrten nicht zumacht, ist mir unverständlich.
 
Bei der "Stadtmauer", der nordostwärts abweisendwirkenden Wohnanlage Seewirt entlang der Ferdinand Kogler Straße (Ursprungsentwurf von Arch. Horst Parson), war eine Art Blockrandbildung, d.h. eine L-förmige Weiterführung dieser Mauer am Südring geplant. Die Geyrstraße wäre in einem Tor durch diese Mauer geführt worden. Damit hätten wir wohl eine kleinere Art Byker Wall bekommen. 
Leider hat man sich von diesem bereits in einem Bebauungsplan festgelegten Konzept irgendwann in Ende der 90´er verabschiedet. Das sollte man wieder hervorholen.
 *
 
P.S. 
Auch die o.e. "Stadtmauer" war aber einst anders geplant. Sie hätte einen Stock höher werden sollen. Dagegen gab es nach meiner Erinnerung auch einen Bürgerintiative. Die Folge damals war die Reduktion des Konzepts um einen Stock und die Errichtung der Kubatur dieses kalkulatorischen Verlusts direkt an der Geyrstraße - somit die Reduktion der Fläche der Grünanlage, die als Puffer zwischen den bestehenden und der neuen Wohnanlage hätte wirken sollen, um ca. 20%. 
Ob das damals den Intentionen der Nachbarn gerecht wurde, möchte ich bezweifeln.....