Freitag, 30. Januar 2009

Winternacht am Paschberg




So schnell gibt der Winter doch nicht auf:Dieser Winter bietet den seltenen Fall, das er über längere Zeit bis an die Stadtränder reicht. Man rodelt dort, wo es normalerweise schon Grün ist –oder zumindest erdig und schlammig.
Schon eine gute Woche hält sich die weiße Pracht. Also lang genug, dass man auch als Berufstätiger an einem Freitagnachmittag daran teilhaben kann.
Nachdem eine kurze Wallfahrt zum Höttingerbild schon Appetit auf mehr machte, war es an der Zeit diesen Nachmittag noch einen Abstecher auf den Paschberg „mitzunehmen“.
An einem Winterabend mit der letzten Straßenbahn des Tages bergan in den verschneiten Wald zu fahren, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Mit dem Fahrer gerechnet verlassen wir Bergisel zu zweit. Die Dämmerung setzt schon ein – doch das Weiß des Schnees erhellt (noch) den Blick, auf die Landschaft.



Haltestelle Schloss Ambras / Tummelplatz – normalerweise, würde ich hier aussteigen – doch heute lockt eine abendliche Wanderung durch den Winterwald. Die Bahn bremst aber ab. Erstaunlicherweise steigen hier drei junge Herren ein. Sie erwecken den Eindruck, dass sie diesen Weg nicht täglich machen. Zu fünft (inklusive Fahrer) geht’s weiter. Schönruh….Tantegert, die drei Herren verlassen geschäftigen Schrittes den Zug. Ein Blick zurück zeigt, sie verschwinden sich allseits umsehend nach Abfahrt der Bahn eiligst im Wald. Irgendwie rätselhaft. Das wird sich aber im Verlauf dieses Textes noch klären.
Um einige Kilo leichter geht’s nun im Eilzugtempo um die letzte Kehre und die lange Gerade hinauf nach Aldrans. Dort hüpf ich auch raus. Der Zug entschwindet im dunklen Tann (tatsächlich vornehmlich Fichten und Föhren).



Ich gehe den üblichen Weg, sprich unterhalb der Bahn am Waldrand „unlag“ nach Westen retour zur Amraser Forstmeile. Die Dämmerung ist mittlerweile in Nacht übergegangen und ich merke, wie dunkel heller Schnee sein kann. Nach einiger Adaptionszeit geht’s aber munter drauf los. Die Schärfung der Sinne durch den dunklen und stillen Wald funktioniert aber doch nicht so richtig, zu laut sind die beherrschenden „Neben“geräusche – heute vornehmlich Fluglärm. Mittlerweile ist die Nacht auch nicht mehr so dunkel, die Sonne von Schröcknadls Nachtschilauf ist bereits als heller Widerschein über dem Lanserkopf aufgegangen. Ich bin allein. Keine Wanderer auf dem Weg. Nicht mal Hundeäußerlführer.
Doch bemerke ich, dass etwas nicht stimmt. Es gibt da ein Geräusch, das in das ganze Gelärm nicht hineinpasst. Nur sehr schwach, aber bestimmt. Eine Art Schnalzen.
Mittlerweile erreiche ich den dichteren Wald, der sich östlich des Endpunktes der Geräteforstmeile bei Tantegert erstreckt. Ein Lichtpunkt blitzt auf. Stille (Stille in dem Sinn, dass nur das Gelärm des Verkehrs zu hören ist). Schnalzen. Es war kaum hörbar. Das Schnalzen.
Ich erreiche die Balancier- und Hantelgerüste am Rande des Moors von Tantegert. In Scherenschnitten stehen die weiß-schwarzen Konturen des Waldes heran und formen seltsame Wesen. Es bewegt sich etwas. Drei Gestalten stehen ungefähr dort, wo der Zugang zum Waldspielplatz abzweigt. Wieder blitzt ein Licht auf.
Das darauffolgende Schnalzen hat nun starke Ähnlichkeit mit Krachern. Sollte man die Herren zurechtweisen? Nein – denn bei diesem Grundgeräuschpegel wird das Wild von diesen paar Knallern auch nicht mehr nervös. Ich beobachte das Treiben noch etwas aus der Entfernung (ist fast wie Wildbeobachtung) und gewissen Jugenderinnerungen kommen hoch (obwohl ich viel braver war;-). Doch ehe ich´s mich versieh, sind die drei verschwunden. Ach ja - bald kommt die Bahn retour, und so mutig diese Herren waren, scheinen sie sich doch nicht per pedes durch den Wald zu trauen….



Ich mache mich nun auch auf den Weg, nicht ohne unterwegs noch Photos von der Bahn zu schießen, wie sie als „Phantom des Waldes“ (die Leser meiner Homepage haben über diesen Begriff schon gespöttelt) hell erleuchtet durchs Geäst zieht.
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