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Sonntag, 10. April 2022

Vogelfänger

So lustig, wie hier behauptet, klingt das Ganze nicht. Aber es erinnert mich daran, dass ich irgendwo in den Tiefen meiner Notizen ein Fragment eines Textes über Vogelhütten um Innsbruck habe. Davon gab es nicht wenige. Und nicht nur für den beschriebenen Zweck, sondern auch zur akustischen Belebung der Wohnungen in jenen Zeiten, in denen es noch kein Radio gab. Heute gibt es in der Vogelhütte keine Speisevögel* zu erstehen. Dafür guten Kuchen und gutes Lasagne.
 
*) Diese Wortkreation hat ein Arbeitskollege von mir im Zusammenhang mit anderen Tieren in der chinesischen Küche ersonnen.
 
Doch nun zum Text (vom 21.3.2016) 

Über ein seltsames historisches Kapitel bin ich im Zuge der Nachforschungen zum Waltherhof gestolpert. Der Waltherhof wurde nämlich auch als Vogelhütte bezeichnet. Ich dachte bis vor kurzem, dass der Standort mit dem Sparberegg, wo sich die Jausenstation Vogelhütte befindet, verwechselt wurde.
 
Nun kenne ich zwar das Höttinger Voglfacherlied und den Papageno aus der Zauberflöte. Die Dimension des Vogelfanges in früheren Zeiten war mir allerdings bis dato kein Begriff. Wohl kennt man die Geschichten vom Singvogelfang in Süditalien und Frankreich; dass es bei uns ähnlich zuging und im Salzkammergut noch zugeht, wusste ich aber nicht.
 
Nach ausführlicher Recherche kenne ich nun die Ursprünge von Redensarten, wie „auf den Leim gehen“, „jemanden erdrosseln“, die Begriffe des Vogelfangs sind. Alles recht makaber.
In historischen Abhandlungen findet man Hinweise auf den Umfang und die Verbreitung der des Vogelfangs. So auch der Hinweis auf der Homepage der Wilterner Schützen, dass um Wilten 5 Vogelhütten bestanden. 
 
Ich habe mich nun anhand der Landkarte „Inntal von Zirl bis zur Brücke in Volders“ (um 1840, Maßstab 1:14.400, Hauptmann C. Urban u. Mitarbeiter) auf die Suche nach dort eingetragenen Standorten gemacht und diese in einem OSM-Kartenauschnitt dargestellt. Neun Vogelhütten habe ich gefunden. Die meisten dieser Hütten liegen auf Anhöhen und einzelne Standorte tragen noch heute die Ortsbezeichnung Vogelhütte. Der Standort Sparberegg dürfte wohl ehemals dem Sperberfang (s. Falknerei u.ä.) gedient haben.

Zu den einzelnen Standorten
 
Kiechl 
Die dürfte wohl das Stammhaus der Höttinger Vogelfänger sein. Heute noch trägt der Bereich die Adresse Vogelhütte, auch wenn der Bestand eine gründerzeitliche Villa ist. 

Wolkenstein 
Der Standort unterhalb des Plumesköpfls könnte ein Bezug zur dort früher bestehenden Burg gehabt haben. Heute stehen dort zwei kleine Wohnhäuser (Brennerstraße 10, 10a) mitten im Wald. 

Serviten 
Die Vogelhütte der Serviten stand auf einer Anhöhe bei Unterplumes (Unterer Plumes 2)
 
Baschberg (also heute Paschberg) 
Diese Vogelhütte stand auf einem lang gezogenen Rücken zwischen Grillhof und Lansersee (Grillhofweg 64). Ein Wochenendhäuschen steht dort noch mitten im Wald.
 
Sperberegg (heute Sparberegg) 
Der Standort behielt seinen Namen Vogelhütte und lebt in der Jausenstation fort.
Waltherhof Wie die Bautypologie des Hofes zeigt, war das Objekt ein kleinen Schlösschen und wohl funktionell dem Schloss Ambras zugeordnet. Heute zeigen nur einen Einebnung und ein par Grundmauern von der früheren Bebauung.
 
Procken 
Die Procker Vogelhütte wandelte sich in den Stapf Hof (Prockenhofweg 1, 1a)
 
Ebenwald 
Inmitten des Ebenwald erhebt sich eine flache Kuppe. Kein Bauwerk zeugt mehr von der dortigen Anlage, die dem Taxerhof räumlich zugeordnet sein dürfte und somit wesentlich früher eine Vogelhütte der Jesuiten hätte sein können (sofern sich jene ebenfalls mit dem Fang von Vögeln abgegeben haben). Etwas findet sich allerdings dort: Ein Vogelhäuschen zum Füttern der Vögel. 

Kienberg