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Freitag, 11. November 2022

Bad Gastein

Ein Freund musste/durfte kürzlich einen Kuraufenthalt in Bad Gastein verbringen. 
Nicht ganz uneingenützig hab ich ihn dort besucht (und bei seinem dichten Kurprogramm war der Besuch selbst nur kurz), denn für mich war Bad Gastein bis dato ein weißer Fleck, von dem ich nur die übliche Ansicht mit der Hotels und der markanten Wasserfall kannte.
 
Wichtig war, dass er mir geraten hat, zuerst beim Bahnhof die Gletschermühlen anzuschauen. Dadurch ging ich zuerst südwärts um den Bahnhof und die Pyrkershöhe herum. Also entlang der Werksiedlungen von Gastein mit Blick auf die Tauernbahnrampe nach Böckstein (die hier so aussieht, als wollte sie direkt das Palfenkar in Angriff nehmen), dann die Anhöhe mit der schön sanierten Therme zuletzt entlang der Gletscherschliffe in die Klamm der Gasteiner Ache einschleifend.
 
Mit der Mischung aus altehrwürdigen Gründerzeitbauten (in denen manches gekrönte Haupt nächtigt, wenn man die Täfelchen an den Unterkünften liest), brutalistischen Bauten aus den Siebzigerjahren sowie dieversen Industriebauten im südlichen Ortsbereich, die  doch ein wenig an die Bergbauvergangeheit des Orts erinnern mutet alles wie eine Szenerie aus "Planet der Affen" oder Wells "Zeitreisendem" an.

Das Morbide, das ich mit Bad Gastein verband, schürte aber eher die Erwartungshaltung einer Szenerie aus einem Tarkowsky-Film (Nostalghia?, Stalker?).  Diese Erwartunghaltung wurde nicht erfüllt. Denn auch wenn Bad Gastein wohl in den letzten Jahren einen Tiefpunkt erlebt hat, so scheint sich doch mittlerweile eine Aufbruchstimmung im Ort auszubreiten. Es wird gebaut (architektonisch durchaus überzeugend) und saniert.
 
Der präsente Naturraum um Gastein herum und die emsige Tauernbahn, auf der nicht wenige Güterzüge majestätisch über dem tiefen Abrgund der Gasteiner Klamm gleiten, lässt tatsächlich nur zuversichtliche Gedanken aufkommen; selbst wenn man durch aufsteigende Nebelfetzen in den dämmerigen Höllenschlund der Klamm hinabsteigt, zwischen dampfenden Thermalleitungen, dröhneden Wasserfällen, glänzenden Gletscherschliffen und jähen Felsbabrüchen, kann man sich recht gut vergewärtigen, warum der Ort einst, vor all die großen Hotels gebaut wurden, aufgesucht wurde, um Kraft zu tanken.

Freitag, 7. Oktober 2022

Gletschermühlen am Lanserkopf

Kolkwanne beim Seerosenweiher
 
Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch wieder etwas "Tagesaktuelles".

Neulich wurde auf "Innsbruck erinnert" in der Diskussion zur Gletschermühle im Ullwald von Frau Henriette Stepanek die Frage aufgeworfen, ob die Gletschermühle am Lanserkopf noch existiere?
 
Gletschermühle im Sinne einen schönen Rohrs ist das keine. Im Übrigen: lt. Wikipedia müsste man korrekt Gletschertopf sagen (ob ich mir das noch angewöhnen werde kann ich nicht zusichern). 
 
Vielmehr handelt es sich bei den Quarzphyllitformationen südlich unterm Lanserkopf um eine Ansammlung von Kolkfragmenten und Wannen in der Felswand. Vor 20 oder 30 Jahren war das Gelände hier abgeholzt; damals konnte man ein Großteil dieser Wand sehen. Bald war das Ganze jedoch verbuscht (mit Brombeerranken) und verschwand aus dem Bewusstsein. Heute wird der Wald wieder höher und man kann in das Dickicht leidlich gut eindringen - ein bißchen Kraxelei ist erforderlich.

Von oben her hingegen, alsauch über einen steilen regelmäßig genutzten Steig vom Forstweg am Seerosenweiher her, kommt man auf die Oberkante der Felswand und kann dort ebenfalls ähnliche Formen, teilweise mit Humus bedeckt, erkennen. Im Ganzen sieht das ähnlich aus, wie man es in größerer Form bei Bächen im Hochgebirge (z.B. Grawafall) sehen kann. Würde hier noch Wasser drüberfließen, wäre es ein netter Badeplatz mit ein paar auch wenig lethalen Rutschen.
 
Ich habe mir das ganze gestern angesehen - unter Beachtung der Regeln, denen ich aufgrund meiner momentanen Verkehrsbeschränkung unterworfen bin (hier konnte ich die Mindestabstände perfekt ohne Makse einhalten;-). Das Photo oben zeigt den Blick durch Dickicht in die Felswand. An die große Kolkwanne hat sich breit und frech ein verzweigter Kirchbaum gesetzt.

Auf dem Plateau, ca. 20 Höhemeter über dem Seerosenweiher sieht man Reste einer alten Bank, die dort auf der Felsplatte stand. Diese dürfte schon vor Jahrzehnten zerstört gewesen sein. Aber das Ausichtsplatzl gibt es wieder.
Mittlerweile sind die Bäume nämlich so hoch, dass man darunter ostwärts  zur Seerosenweiherstraße sieht, zur Villa Partl und dorthin wo einst das Haus "Bukowina" stand.


Sonntag, 22. April 2012

Am Ullwald


Praktisch am Ende der Welt hat man vor einigen Jahren am Rande des Ullwaldes ein Reitzentrum errichtet. Heute hatte ich  zum zweiten Mal (zuletzt im Winter) die Gelegenheit, hier in einen Voltigier-Wettbebewerb, bei dem Kinder von Freunden mitmachen, zuzusehen. 

Die Preisrichterinnen, die die Leistungen der Gruppe beurteilen
Wenn ich mir vorstelle, ich müsste nur ein kleinen Teil der Übungen auf dem (unbeweglichen) Bock machen, wüsste ich nicht wie anfangen - nicht erst heute mit 45 sondern - daran erinnere ich mich gut - auch bereits mit 10. Und bei allem Respekt für die Leistung, finde ich den Gesamteindruck dann doch faschistoid. Dieses Vorurteil übers Turnen werde ich wohl nicht mehr los.
 
Einerseits offensichtlich sehr gekonnt, was da abläuft, anderseits doch nicht meine Welt. Ich revidiere immerhin meine Meinung (die ich als Kind und Jugendlicher dazu hatte), nahe am Professionellen betriebene Sportarten mit Kindern wären eher was für sadistische Erwachsene. Es machte aber hier alles einen sehr freundlichen Eindruck; und man sah den Kindern an, dass sie Freude daran haben (nicht dann, wenn das gespielte Turniertänzerlächeln aufgesetzt wurde; das gehört meiner Meinung nach bei Strafe verboten).

Wie auch immer – lang habe ich nicht durchgehalten und bin dann doch lieber bei Schneeregen eine Runde zur Gletschermühle:

Nach dem strengen Winter wurde ausgeholzt - die Sicht auf den Felsen ist nun besser. Damit sieht man aber auch, wie unpassend die Infotafel gesetzt wurde. Man sollte dafür einen dezenteren Standplatz etwas abseits der eigentlichen Sehenwürdigkeit wählen

Von Felsen im engeren Sinn kann man eingtlich nicht mehr sprechen. Es handelt es sich um Waldmöblierung mit Hochflorvelour.
Das Pestkraut treibt aus, Schneeregen ist ihm egal.



Freitag, 27. August 2010

Rund um die Schalensteine

Schalenstein - nicht am Paschberg, sonder in Fliess - und ihre moderne Entsprechung - der Sockel eines Scheibensignals der Landesvermessung!

Neulich bekam ich ein E-mail mit der Frage, wo außer im Bereich Tantegert Schalensteine
  zu finden wären. Im Besonderen ging es um solche in Vill und Igls.


Angeregt dadurch versteige ich mich in ein paar Mutmaßungen zu diesen Schalensteinstandorten......


Vorweg – Archäologen sagen über Archäologen:  

Allem was man nicht sachlich erklären kann, wird kultische Bedeutung zugewiesen.

Deshalb erscheint mir die Sichtweise von Alfred Watkins, der stets von Orientierungspunkten für „Wanderer“ gesprochen hat, sympathisch (auch wenn er heutzutage für alles Mögliche im New-Age Bereich instrumentalisiert wird). Es muss ja nicht alles kultische Beutung gehabt haben – vielleicht waren diese Einrichtungen bloße zuätzliche Kennzeichnungen markante Punkte im Gelände…
Was ist ein Schalenstein? Es ist im Prinzip eine recht unauffällige Angelegenheit. Auf einer Steinplatte oder Felskante wurden daumen- bis faustgroße Vertiefungen gemeißelt, in denen sich dass Wasser sammelt. Gut zu finden sind die Plätze daher vor allem nach Regenfällen.


Ich neige also dazu, sie vor allem als topographische Wegweise zu sehen; as könnte auch sein, dass mitunter die Anordnung der Schalen zueinander Landkarten darstellt. So wäre es für mich, aus dem Bauch gedacht plausibel, dass in diesen Schalen Steine abgelegt wurden, um bei Jagden zu zeigen, wo sich welche Jäger gerade aufhalten.
Im Fall des Standortes am Paschberg kam ich jedoch um kultische Orte (Goldbühel) letztendlich nicht herum.
Auffällig ist hier Folgendes:

Spiel mit den Geraden und deren Kreuzungen: so findet man (vielleicht) Schalensteine. Quelle Karte: TIRIS
Und - wo ist der Schalenstein am Lanserkopf?
Das sieht recht verdächtig aus...

Nimmt man den Goldbühel (Nr. 4, eine bronzezeitliche Brandopferkultstätte) und verbindet diese mit der Geltschermühle – einem natürlichen Schalenstein (Nr. 2!), sowie den Lanserkopf (Nr. 3, einen möglichen Schalenstandort hätte ich dort gefunden) mit dem Schalenstein Tantegert, so kreuzen sich die Verlängerungen beider Fluchten (sind das jetzt „Ley“ bzw. „Alignments“ nach Watkins?) im Bereich des Inn nördlich des Baggersees (Nr. 6).
Vielleicht befand sich dort in prähistorischer Zeit eine Furt?.
Interessant ist nun, dass sich im Kreuzungspunkt (Nr. 5) der Lagen von Goldbühel, Lanserkopf, Tantegert und Gletschermühle ein Burgartiges Plateau befindet, das wiederum auf einer Flucht über Schloß Ambras (Nr. 7) zur vermuteten Innfurt liegt.


Sicher – wenn man (wie Piazzi Smyth) nur lange genug rechnet, lässt sich aus der Cheopspyramide die gesamte Geschichte der Menschheit ableiten und vielleicht auch noch alle künftigen Novellen zu den Mindestabständen nach Tiroler Bauordnung – trotzdem erscheint mir diese Spielerei mit den Sichtachsen bzw. Fluchten hier am Paschberg und seinem Hinterland so offensichtlich, dass sie wohl in grauer Vorzeit ebenso aufgefallen ist.


Vielleicht finden sich unterwegs auch noch „Sight Notches“  (da man von Tantegert nicht direkt zum Goldbühel sieht, wäre das notwendig), u.ä?
So mögen sich Hobbyarchaölogen auf die Suche geben bzw. hat man vielleicht schon das eine oder andere gefunden? 

Der Ausgangspunkt der Überlegungen  - eine mit Regenwasser gefüllte Schale im Stein bei Tantegert, aufgenommen in den 90´er Jahren von meinem Vater.





Dienstag, 6. Juli 2010

Gletschermühle


Man könnte annehmen, dass das heute wieder typisches Pfarrwallfahrtswetter war (vgl. Pfarrwallfahrt 2009. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass 2008 recht schönes Wetter war, sodass man nicht von einem Gesetz der Serie sprechen kann....

Auf dem Rückweg von Heiligwasser ein Abstecher zu einem magischen Ort der Kindheit am westlichen Rand des Ullwaldes: Die Gletschermühle.
(die eigentlich ein Gletschertopf ist.)

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Besuch dort mit meinem Vater erinnern - an den Gang durch den damals dichten Jungwald, an das sich öffnende Plateau mit den windgebeugten Föhren - und an seinen Erzählungen darüber, wie diese Oberflächenform entstand. Wir sind dann lange dort gesessen und haben darüber gesprochen, wie man das stehende Wasser mit einem Saugheber aus dem Loch herausbekämen um zu sehen wie tief es ist.
Einige Zeit später habe wir das auch getan - wobei der Schlauch bald verstopfte und der Boden mit eine starken Schicht vermodernden Laubes und Föhrendnadeln gefüllt war.


Ein Stein kollerte in einem Gletscherbach in einem Strudel ständig im Kreis - jahrelang - und bohrte so das Loch (der Kolk), das wir heute sehen. Ich stelle mir noch immer - so wie als Kind - das schäumende, tosende Wasser vor, das aus den schmelzenden eiszeitlichen Gletschern über das Plateau rann - heute ist dort nur mehr Waldesruh (der geologische Begriff "Stumme Zeugen" ist hier sehr treffend; der Geologe, der diesen Begriff geprägt hat, muss ein ziemlicher Romantiker gewesen sein)

Früher konnte man den Kolk an der "Eisrandterrasse", der ein Naturdenkmal ist, ohne Infotafel und Sicherheitsgeländer betrachten. Das geht heute nicht mehr. Die Anlage ist zwar gut gemeint und informativ, aber sie ist der Stimmung des Ortes doch etwas abträglich - vielleicht auch zu nahe an der eigentlichen Sehenswürdigkeit angebracht
Wahrscheinlich wird es aber vom heutigen Besucher nur mehr dann als Besonderheit erkannt, wenn es auch entsprechend markiert und erklärt ist - für die Väter, die nicht wissen was es ist und es ihren Kindern nicht erklären können.