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2013, Beim Amraser Waldfest hat ich zwei der Edelkastanien fotographiert. Two of the chestnut trees, photographed during the Amraser Waldfest in 2013. |
Vor einigen Jahren hat mir
der Förster einmal auf einen Rundgang durch den Paschberg im Dickicht auf einen
Grundstück der Stadt Innsbruck westlich von Tantegert ein forstliches Experiment
gezeigt: Dort wurde einige Edelkastanien gesetzt.
Ich bin dann immer mal
wieder dort vorbei um zu sehen, wie sich die Bäumchen entwickeln. Sie wuchsen gut und waren gerade dabei sich
zu richtigen Bäumen auszuwachsen. Man hat sie in einen Art Hain recht dicht
gesetzt, damit sie sich gegenseitig schützen. Bald wäre es wohl Zeit für einen
Auslichtungsschnitt gewesen, nach dem wohl von den ca. zehn Bäuchen zwei oder
drei gut gewachsene übrig geblieben wären. Vielleicht hätte ich es noch erlebt,
dass sie auch Kastanien tragen.
On a tour of the Paschberg a few year ago, the forester showed me, in a
thicket on a patch of Innsbruck city land west of Tantegert, a sylvan
experiment: a planting of several chestnut seedlings.
I stopped by every so often to see how the trees were coming along.
They were doing well and had just about grown into real trees. They had
been planted densely in a kind of grove, so that they offered each other
protection. Soon it would have been time to thin them out: from the ten
or so trees, two or three healthy specimens would be left. Perhaps they
would have born chestnuts in my lifetime.
Nun, nach der Gestaltung des
Biotops Tantegert war es aber offenbar notwendig, noch irgendetwas zu dem an sich
sehr naturnah gestalteten dazuzudichten. Wüsste ich die Vorgeschichte nicht, würde ich den Hinkelstein im
Kreisrunden von einer Art Palisade gesäumten Platz als nettes Landmark betrachten; zwar vielleicht
als etwas tollpatschige Geschichtssimulation angesichts des ohnehin vorhandenen
Schalensteins am Weg zum Spielplatz.
Allerdings wurde der Platz
an der Stelle geschaffen an der etwas wuchs, das ebenso geeignet gewesen wäre
einen Ort zu definieren.
Die Edelkastanien wurden
allesamt gefällt.
Eine Rückfrage beim Förster
zeigte, dass er bei dieser Tat nicht involviert war, sondern das Ganze von
übergeordneter Stelle im Zuge der Baumaßnahmen eingeleitet wurde.
Ich bin sicher keiner jener
aus meiner Sicht überspannten Zeitgenossen, die sich an 80 Jahre alte Bäume
ketten, weil sie vielleicht noch 120 Jahre alte werden könnten. Wenn mir ein
Forstfachmann sagt, dass es mit dem Baum zu Ende geht und man jetzt gerade noch
aus dem alten Baum gutes Holz gewinnen kann, dann soll einer neuer junger Baum
gesetzt werden.
Was mich aber stört, ist,
dass man ohne Notwendigkeit (denn Niemand wir mir erklären könne, dass der
Hinkelstein notwendig war) Bäume fällt, die gerade im Begriff sind eine Größe zu
erreichen, an der man sich an der bloßen Existenz des Baumes erfreuen kann –
ganz abgesehen davon, dass es dem Baum selbst kaum gefallen dürfte, kurz vor Erreichen
der Volljährigkeit (im übertragen Sinne) gestorben zu werden.
Well, after the creation of the biotope at Tantegert, it was apparently
necessary to conjure up something with a near-natural design. If I
didn’t know the backstory, I could see the standing stone in the
palisade-lined circle as a nice little landmark; indeed, perhaps as a
clumsy historical companion piece to the Schalenstein (cupstone markings) in the direction
of the playground.
However this was built on a place where something grew, something which would have just as suitably defined the space.
The chestnuts had been felled, every last one.
A query to the forester revealed that he hadn’t been involved;
rather, the whole thing was initiated by higher-up authorities in the
course of the construction work.
I certainly don’t see myself as one of those eccentric types who
chains himself to 80-year-old trees just to help them make it to 120.
When a forestry specialist says that a tree is at its end, and that good
wood can be gotten from it, then a new one should be planted.
What bothers me is that, without it being necessary (because no one
can explain to me why the standing stone was necessary), trees were
taken down which were just about to reach a size where one could be
happy for their very existence. Aside from that, it can hardly have made
the trees happy, to have to die just before reaching adulthood,
figuratively speaking.
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Der Hinkelstein. The standing stone. |
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die sterblichen Überreste der Edelkastanien. The chestnut trees’ mortal remains. |
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Einen Edelkastanienast hab ich nochmals zum Platz rübergetragen.
I carried a chestnut branch over to the scene of the crime.
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Und wie geht’s weiter? Im
Herbst wird man vielleicht wieder ein paar neue Edelkastanien setzen. Bis zum
nächsten „Trampel“, der meint mit einer gestalterischen Intervention den Ort
aufwerten zu können.
Bis man einmal kapiert hat,
dass sich Bauplanungen gerade für Gestlatungen natürlicher Umgebungen auch an vegetativ gewachsenen Strukturen ausrichten sollten wird
noch viel Zeit vergehen.
Die nächsten Konflikte sind vorprogrammiert.
Z.B. hat
man die Straßenböschungen der Landesstraße von Kranebitten nach Völs sehr liebevoll
mit allerlei Baumarten bepflanzt, obwohl man weiß, dass das Ganze in wenigen
Jahren beim Bau der Regionalbahn wieder entfernt werden muss. Wenn diese fallen, werde ich mich nicht aufregen, da ich die Vorgeschichte weiß - aber das ändert nichts an der Idiotie ansich.
And what now? Perhaps in the fall a couple of new chestnuts will be
planted. Until the next oaf comes along and decides that the area needs
an upgrade in the form of an artistic intervention.
It will still be a while until it’s understood that building plans,
especially those for projects in natural environments, should also be
oriented to the vegetative structures at hand. The next conflicts are
predestined. For example, the embankments of the road from Kranebitten
to Völs have been lovingly planted with all sorts of trees, although
they will all have to be removed in a few years when the regional rail
line is built. I won’t be upset when they go, as I know the background
story - but that doesn’t change the stupidity of it.