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Donnerstag, 8. August 2024

Die Verblendung

Radelt man von St Pölten durchs Fladnitztal zur Donau, nähert man sich einer Ikone des österreichischen Barocks von hinten. 
 
Man fährt einem arkadischen Höhenrücken entlang, der, wüsste man es nicht genauer, von Macchie bedeckt sein könnte. Es erinnert ein wenig, während man durch Tal entlang der gerade in Sanierung befindliche Bahnstrecke fährt, so, als könnte man oben wie auf dem Weg zwischen Anogia und Nida am Psilorits (Kreta) wandern. 
 
Eine Gegend des Rückzugs. Steindurchsetzer Wald. Verkrüppelte niedergedrückte Bäume. Flimmernde Luft, Stille, Trockenheit. Für Einsiedler und Hirten.
 
 Dann wachsen unvermittelt aus dieser Idylle die Türme und Dächer des Stiftes Göttweig heraus. 
Eine barocke Überhöhung? 
Ein künstlerische Interpretation des Eremitendaseins? 
 
Ein wenig erinnerts dann aber doch an die etwas andere, von Professor Leopold Gerstel gern bei Entwerfenkorrekturen erwähnte Legende vom Taj Mahal, dass Shah Jahan nach Fertigstellung seines Liebesbeweises den Sarkophag seiner verstorbenen Liebe als Störfaktor für die sonst vollendete Arhcitektur des Bauwerks empfunden hätte. 
 
So weiß man auch hier nicht, ob man mit dem Bau des Klosters den Genius Loci dieser vormaligen Eremitage als "Störfaktor" verstellt hat.
 
Ich habe mich jedenfalls dann bei der Rückschau der im Gegenlicht entrückten nördlichen Schaufassade des Stiftes gefragt, ob die Erbauer von  / in ihrem eigenen Ermemitendasein so verblendet waren, dass sie das Wesentliche des Ortes nicht mehr wahrhaben wollten?
 
 Irgendwann werde ich a) Canettis "Verblendung" lesen (geht es wirklich um so etwas in diesem Buch?), b) Göttweig besuchen (damit ich den Erbauern nicht unrecht tue; es wird gewisse sein Qualitäten haben. immerhin ist Göttweig, wie wir gelenrt haben, unvollendet).

Samstag, 7. Oktober 2023

Nicht nur die Architekturbiennale lässt einen ratlos zurück. Auch dieser Morgen, so schön er hier in Venedig sein mag (das Photo hatte ich um 7h30 ausgenommen). Die Nachrichten habe ich erst beim Frühstück mitbekommen.

Und wer ist nun Schuld? 
Nach meinen bisherigen Überlegungen (der Eintragsnachtrag wurde am 29.10.2023 verfasst) würde ich sagen: Kaiser Hadrian?...Nebukadnezar II?...
Aber wahrscheinlich greift selbst das zu kurz. Wir sind nur Gast auf Erden.

Dienstag, 3. Oktober 2023

Mini Fundus

Es ist mir ja schon beinahe peinlich, erst nach mehr als zehn Jahren dienstlicher Zuständigkeit auf solch ein Sehenswürdigekeit zu stoßen. Aber man gelangt eben an manche Stellen nur hin, wenn es einen dorthin aus andere Notwendigkeit verträgt.

Allen Pfundsern wird das so bekannt sein, dass man wohl meint keinem es direkt ans Herz legen zu müssen (gut; der TVB Oberland wirbt eh dafür - aber eher als Kinderwanderung). 
 
An einem alten Waalweg wenige Höhenmeter oberhalb von Stuben findet man diese Modelle wichtiger historische Häuser in und um Pfunds. Die Anlage, so berichtet die Infotafel in einem Text von Robert Klien, wurde von einer Gruppe von Pfundser Bastlern errichtet. 
 
Wenn man hier durchschreitet, fühlt man sich wie in einem Heiligtum. Und man vermeint ein wenig, das hier beseelte Uschebtis (sehr frei interpretiert) der tatsächlichen Häuser im Ort unten stünden.
 
Was solche Erlebnisse auch zeigen: Tirol ist groß. Da reicht wohl ein Leben nicht aus, alles zu entdecken, was darin steckt.

Sonntag, 24. September 2023

Schloss Trautson

Am Tag des Denkmals lud der Verein Schloss Trautson zu einem "Kirchtag" mit sehr guten selbstgemachten Kuchen und schöner Musik auf das in Renovierung befindliche Schloss. Der Standort ist ein spektakulärer, den man am Weg in den Süden gern übersieht. 
 
Die Brennerbahn durchfährt nämlich den Burghügel im 125m langen Matreitunnel (ebenso wie das die Sill unmittelbar nördlich in einem ähnlich langen Tunnel unter der Brennerbahn macht). 
Von der Ellbögnerstraße sieht man zwar hin (siehe Bild) - allerdings war der Burghügel lange Zeit sehr verbuscht und kaum wahrnehmbar. 
 
Schloss Trautson wurde im 2 Weltkrieg zu einem Totalschaden. Ähnlich wie in Reith bei Seefeld galten die Angriffe der Eisenbahninfrastruktur; zerstört wurde aber so ungefähr alles drum herum. Nur die südlichen Kaplaneigebäude blieben erhalten; Kapelle, Palas und Bergfried waren dem Erdboden gleichgemacht. Am Wipptalblog gibt es Bilder darüber.
 
Der Burgverein hat Teile der Bauten renoviert; zudem entstand nun nördlich eine kleine Neuinterpretion eines Palasgebädues auf einem Stampfbetonsockel. Hier sollen künftig Veranstaltungen u.ä. stattfinden. 
Die Hängebrücke, über die man von der Bushaltestelle Pfons in ca. 10 Minuten hingelangt existiert schon seite 2020. Das neue Palasgebäude wurde nun eröffnet. Beide Projekte sind Leader-gefördert. Es bleibt zu hoffen, dass die Rechnung aufgeht und sich das Vorhaben zumindest so selbst erhält, dass weiterhin auch Gelder der öffentliche Hand fließen, weil der Umwegnutzen nachweisbar ist.

Daher für alle potentiellen Besucher:
Von der Bus-Hst. Pfons-Feuerwehr sind es 560 m und ca. 30 Höhenmeter; leidlich Schwindelfrei sollte man für die Hängebrücke aber sein.
Von der Bus-Hst. Pfons-Pfarrkirche bzw. vom Besucherparkplatz Zieglstadl sind es 770 m und ca 30 Höhenmeter Gehweg
Von der S-Bahnstation Matrei am Brenner sind es 1,7 km und ca. 30 Höhenmeter

Der Standort lässt sich schön mit Wanderungen im Bereich Schöfens, Tienzens und Mauern kombinieren (wir sind beim Besuch von Steinach aus in ca. 3 Stunden dorthin gewandert).
Nördlich von Trautson erstreckt sich zudem eine ausgedehnter Bogenschießparcours der sogar mir Lust machen würde, das mal zu probieren....  
Hier sollte man künftig finden, was sich so auf Schloss Trautson tut - dennleider hat die Anlage nur zu bestimmten Zeiten offen. Man kann wenn es geschlosen ist die Hängebrücke benutzen und dort vorbeigehen.
Ein erster Termin: Weihnachtsmarkt Schloss Trautson am Sonntag, den 01.12.2019, Beginn: 13 Uhr

Freitag, 22. September 2023

Sozialzentrum Zell am Ziller

Auf den ersten Blick mag das Gebäude nciht auffallen. Das neue Sozialzentrum Zell am Ziller von Riccione Architekten / Rudi Palme zeigt aber einige interessante Lösungen, die man in der Architektur der vergangenen Jahre nur mehr selten so sah.
In kurzen Worten:
Siedlungsraum fortsetzen, nicht Akzente setzen
Mauern bauen, die Mauern sind
Massivität darf man spüren
Öffnungen dort wo man sie braucht, und nicht indifferent Licht, Licht, Licht, auf Teufel komm raus.
Zwar sieht man im Inneren des Gebäudes, dass in manchen Dingen der Sparstift der öffentlichen Hand wirkte; Farbwahl und Details zeigen aber auch dort, dass man ein Gebäude entwickelt hat, das, so denke ich, die Zuneigung der Bewohner, Besucher und Passanten erfahren wird.
Formal mag sich manch einer an die Postmoderne erinnern; tatsächlich ist das aber schon etwas anderes. Neu ist es nicht. Aber das muss Architektur auch nicht sein.
Auffallen, um zum Anfang zurückzukommen, muss ein Gebäude auch nicht. Aber man kann schon jetzt sagen, dass es fehlen würde, wenn es nicht mehr da wäre (um es mit den Worten von DI Gerstel zu sagen).

Donnerstag, 15. Juni 2023

Francesca Torzo

Knapp bevor die Ausstellung endete, doch noch dorthin.
 Francesca Torzo hat hier im AUT Teile ihres Werks präsentiert. Auch wenn die Regionalität ihres Ansatzes universellen Anspruch hat, erkannte man doch ganz gut ihren Bezug zu Genua. 
 
Obwohl mich das städtebauliche Modell an Motive von Alexander Kanoldt erinnerte, der eher in Latium malte, so erinnern mich die Gemälde Kanoldts auch an ein Motiv von Libero Verzetti, einem ligurischen Maler.
 
Wer jetzt meint, ich weiß das alles - nein. Ich hatte nur die Bilder "Subiaco" von Kanoldt und "Paesaggio di Periferia" von Verzetti im Kopf. Den Rest musste ich nun in meinen Büchern (Sergiusz Michalski, Taschen: Neue Sachlichkeit ISBN-10:3822804444 und Givanni Paganelle/Tito Pelizza, Sagep:Liguria et Arte ISBN 88-7058-515-X) erblättern. 
 
Aber im Grunde genommen beweist das nicht viel. Jedenfalls ein sehr haptische Ausstellung bei der man sich ordentlich zusammenreißen musste nicht alles zu berühren. Es gelang nicht immer. Gut, dass ich erst spät hingegangen bin.

Freitag, 14. April 2023

IIG Hochaus Friedensbrücke

Ich gestehe: Nicht allein die Architektur motivierte mich, an der AUT-Führung durchs neue IIG Hochhaus an der Friedensbrücke teilzunehmen. Es ging mir auch darum, den exklusiven Blick, der künftig nur den Bewohnern vorbehalten bleibt, auch einmal zu erleben. 
 

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Ruetzwerk

Endlich gelang es wieder einmal die "Traditionswanderung" von Igls nach Telfes durchzuführen. Das ist eine von zwei* Möglchkeiten vom Tummelplatz mit der Tram ins Stubaital zu kommen:
 
 Rauf nach Igls, dann (um 10:27) Wanderung über Patsch, Europabrücke, Maria Theresianische Brennerstraße, Stollensteig, Gallhofweg und Leitensteig nach Telfes, dort einstieg in die stubaitalbahn nach Innsbruck (um 13:36). 
 
In etwa in der Halbzeit (11:49) blickt man vom Beginn des Stollensteigs hinab auf das Dach des Ruetzwerks, das von Ing. Riehl zur Stromversorung der Mittenwaldbahn gebaut wurde. Bei Telfes gab es bis in die Achzigerjahre noch einen Auqädukt (externer Link zu Ansichtskarte) mit einem Kanalwärterhaus, das dem Bahnhof Hochzirl sehr ähnlich sieht (es steht noch heute).
 
 Das Ruetzwerk selbst ist ein interessantes noch sehr im Historizismus verhaftetes Gebäude. Ganz im Sinn der Frage "In welchem Stile und mit welcher Typologie wollen wir ein Karftwerk bauen?" Hier scheinen sich die Planer Anregungen bei der Innsbrucker Heiliggrabkriche genommen zu haben. Auch die Kraftwerkshalle besteht aus sieben Kapellen, was man vor allem im Luftbild gut erkennt. 
 
Es ist zu vermuten, dass selbst, wenn Riehl sich von seinem Bruder in Berlin den jungen Mies van der Rohe vermitteln hätte lassen, trotzdem kein Farnsworth House herausgekommen wäre (denn das "Klösterli" von Alois Riehl sieht etwas bieder aus)
...doch wer weiß?

*)die zweite Möglichkeit, die ich noch schuldig blieb: Tummelplatz-Bergisel (L 6), Stibaitalbahnhof-Telfes (Stb)

Mittwoch, 31. August 2022

Nördlich von St. Radegundus

Ins Landesinnere*
 
Im Sommer 1987 bin ich mit einem Studienkollegen auf Interrailreise in Großbritannien unterwegs gewesen. Unsere Motivation war hauptsächlich darin zu suchen, dass sich das damalige (und wohl noch immer) Standardwerk der modernen Architekurtheorie „Raum, Zeit Architektur“ von Sigfried Giedion in unseren Augen sehr stark auf den Einfluss des angelsächsischen Raums auf die Entwicklung der modernen Architektur fokussierte.

So lag es nahe, sich auch mit dem Land zu befassen, das für unserer Moderne als Ursprung anzusehen ist und das für mich bis dahin ein ziemlich weißer Fleck auf der Landkarte war – wenn man von einer kurzen Jugendreisendurchfahrt um 1982 absah (wo ich nur London, Menai Bridge, Holyhead und einen zwischen hohen Hecken verlaufenden namenlosen Straßenzug irgendwo in Mittelengland in Erinnerung behielt).
 
Schnell wurde mir bei dieser dreiwöchigen Rundfahrt klar, dass das nicht meine letzte Reise dorthin sein würde. Zu sehr gefiel es mir dort – und ich entdeckte Aspekte dieses Landes, die in der Folge weitere verschlossene Türen möglicher Interessen aufstießen.

So wurden aus einer Interrailfahrt drei. Mein Kollege wandte sich anderen Reisezielen zu; ich selbst reiste dann zweimal allein durchs Land.

Ich erinnere mich noch gut an die zweite Fahrt 1988, im Zug von Dover über Rochester nach London sitzend. Spätnachmittäglich verlief die Fahrt wohl irgendwo zwischen Canterbury und Faversham, vielleicht durch Oversland, ich weiß es nicht mehr. Die Sonne leuchtete tief in den Waggon. Die Hitze war aber erträglich, denn die Draughtfree-Ventilation Schiebefester waren offen. Der Blick aus dem Zug: Heckenbänder, Einschnitte, Dämme, der im Network Southeast obligatorische Stacheldraht entlang der Bahnstrecken, im Laubwerk flimmernd von Sonnenlicht unterschienene Wälder, Ausblick auf wogende Felder. Gelegentlich in der Ferne ein Oastkiln mit dem seltsamen drehbaren Lüftungskamin; Fuchs und Hase Gute Nacht.

Das alles begleitet von einem Gefühl, nun nach einem Jahr heimzukehren, aber auch vom Gefühl, dass das erste Ziel dieser neuen Fahrt, London, schnell hinter sich zu lassen sein wird, um einzutauchen in das Gewirr von Hecken, lauschigen Tälchen, Feldern in denen die Wärme steht und auf denen das Meer, so nah es auch ist, fern und unvorstellbar erscheint; so in sich geschlossen wie die kleinteilige Landschaft wirkt, in der die Eisenbahn die Rolle eines Lineals spielt, um das das Krumme, Verwinkelte, selbstbezogen in sich Ruhende erst richtig zu zeigen. 
 
Meine dritte Reise im Folgejahr hatte ich dann „dramaturgisch“ bereits voll darauf abgestellt, London auszuklammern und mich vom mitunter windgepeitschten Rand ins Landesinnere vorzuarbeiten. Also von der Küste der Insel in ihr Inneres, das so gar nicht Insel sein will. Im Winter zuvor las ich Pevsners "Das Englische in der englischen Kunst".

Das Photo oben wurde bei meiner dritten Reise aufgenommen*. Auf einern Wanderung im Hinterland von Dover, zwei oder drei Kilometer hinter den Kreideklippen, dort wo schon nichts mehr außer dem constableschen Himmel an das Meer erinnert und wo sich dieser Hohlweg von einem Plateau in ein Tälchen senkte, an dessen Grund Kühe weideten. 
 
*) aufgenommen in etwa hier
 
Ich bin seither nur einmal, 2015, "dorthin" zurückgekehrt. Heimatliche Gefühle auch damals. Doch mit dem geschärften Bewusstsein, dass möglicherweise nur die Art der Heimatwahrnehmung der Briten (die das Land meiner Meinung nach sehr deutlich ausdrückt) meine eigene Wahrnehmung geschärft hat, wie sich Heimat definieren kann. 
 
Ein Wegstück von Tösens nach Übersachsen, im Wienerwald, am Paschberg (nona), im doderschen Grenzwald,  oder bei mir im Garten im Buschwerk sieht´s wohl ähnlich aus - es macht aber nicht das allein, sondern die Verortung im Raum: Desto enger das dahinter geknüpfte Netzwerk an Bezügen wächst, desto mehr heimelt es. 
Man muss diese räumlichen Bezüge nur überall knüpfen, wo man hinkommt.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Ein neuer Konzertsaal


Ich bin mit meinen Fachkollegen tlw. uneins. 
Die "Sängerknaben-Tankstelle (despektierlicher Arbeitstitel) " ist von der Idee her m.M. nach wegen der besseren Flächennutzung gut. 
 
Aber ich muss auch beipflichten, dass sie um ca. 6 m zu niedrig ist. Derzeit verhält sich Durchfahrtshöhe Tankstelle zu Konzertsaalaufbau in etwa 1 zu 1.  Es müsste eher 1 zu 2 sein, um eine Spannung zwischen offen und überkragend herzustellen und die Leitfunktion (die doch hoffentlich in diesem Umfeld der Gesang und nicht das Tanken ist) besser herauszustellen.

Was ich mir allerdings grundsätzlich denke: 
Derzeit glänzt das Bauwerk kupfern, schimmert wie ein Edelstein und wirft das Licht auf die Straße - doch wird genau dieser schöne Effekt bald dahin sein und das Kupfer Patina ansetzen.
 
Daher scheint mir Kupfer besser beim Fahrdraht der ÖBB (links) aufgehoben, als auf Dachdeckungen.

Man wird sehen, wie das Bespielungskonzept genau aussieht. Die Aufstockung des Gutmann-Pelletsilos in Hall gelang sehr gut - wobei die Verhältnisse zwischen beiden Bauteilen von vorne herein dort nur klar sein konnten. Dort ist der Aufbau das Tüpfl auf dem i.
Im Übrigen: Aufstocken könnte man in Wilten immer noch....

Samstag, 25. Juni 2022

Streiflicht auf Perfuchs

Alte Hausfassade in Landeck-Perfuchs
 
Unter der Leitung von Architekt Werner Burtscher veranstaltete das AUT einen Stadtspaziergang durch Landeck. 
 
Ich gestehe: Landeck ist meine Lieblingsstadt in Tirol. Ich kann auch das Hadern mancher Landecker mit ihrer Stadt nur unter dem Gesichtspunkt verstehen wie ich auch als Innsbrucker mit meiner Heimatstadt hadere.  
 
Der Spaziergang war jedenfalls insofern sehr aufschlussreich, als die Mischung aus Landeckern und "Sympathisanten" dazu führt, dass man bei vielen Wegkreuzungen diskutierte, wie nun am nettesten weiterzugehen ist - was möglicherweise das Konzept von Architekt Burtscher etwas durcheinander brachte, den Sapziergang aber sehr belebte.
 
Man darf gespannt sein, wie das in anderen Tiroler Städten funktionieren wird. Diese Spaziergänge sollen im Herbst fortgesetzt werden. Wenn es mir zeitlich ausgeht wird das sicher nicht der letzte gewesen sein, auch wenn es mich persönlich sehr freute, das der Zyklus in Landeck seinen Afang nahm.

Freitag, 10. Juni 2022

Das programmatische TBO - Bauwerk

Nun gäbe es zu den Architekturtagen in Tirol schon mehr zu berichten (siehe auf der AUT Homepage)
 
Doch bei der Radtour "Neue Lernräume in alter Substanz" schweifte mein Blick bei der Besichtigung der gelungenen Aufstockung der HTL Trenkwalderstraße ab - zu einem Werk  Rainer Köberls (BTV Mitterweg) , dass ich immer wieder gerne als gelungene und humorvolle Interpretation der Tiroler Bauordnung zitiere:
 
Das ist die Hülle, die entsteht, wenn alle Punkte der Außenhaut zu den Außengrenzen des Grundstücks mindestens 4 bzw. 3 m, jedenfalls aber das 0,6 bzw. 0,4 facher der Höhe gemesssen von der Außerhaut bis zum lotrecht darunter liegenden Urgelände einhalten. Das ganze nahc oben begrenzt mit maximal 20m. Hier im RIS ist der ganze Text in seiner poetischen und sprachlichen Tiefe auszuloten.

Den Rufen "So soll nach dem Willen des Gesetzgebers ein Tiroler Haus aussehen?!" ist entgegenzusetzen, dass man nicht die kompletten Möglichkeiten der Tiroler Bauordnung ausreizen muss und sehr wohl in diese Hülle ein nicht darüber hinausragendes Sepplhaus (wie Architekten das gerne etwas abfällig bezeichnen, ich meine keinsefalls dieses hier) stellen darf. 

Aber es gibt eben auch Möglichkeiten das Maximum zu nutzen und dabei etwas zu produzieren, das schön anzusehen ist. 

Vor diesem Hintergrund mag auch die persönliche Beschreibung Architekt Köberls auf nextroom.at "...Zum Erstellen dieser Hülle, war eine handwerkliche Präzision erforderlich, die nicht den kleinsten Fehler duldete...." auch als kleiner Seitenhieb auf die Stilblüten des Baurechts zu verstehen sein.

Samstag, 14. Mai 2022

Villa Klaudy

 

Wien ist immer wieder für Entdeckungen gut. Der diesjährige, sehr kurze "Herrenausflug" führte hinter den ebenfalls sehenswerten, programmatisch wichtigen, rießigen Sandleitenhof und die dahinter sich "vor den Sozialisten versteckende Villengegend" zur Vollbadgasse (!) und wiedereinmal zum 43´er.
 
Dieses dezente Werke der Moderne findet sich in der Braugasse 38 und wurde von Kurt Klaudy geplant, von dem noch nur recht spärliche Werkdaten zu finden sind. Etwas mehr ist im AZW vorhanden. Der Text deutet an, dass Klaudy bei dem Projekt Braugasse seine persönlichen Vorstellungen besser umsetzen konnte.

Freitag, 22. April 2022

Innsbrucks neuester Wohnbau

Noch wirkt es baufertigstellungsbedingt etwas anämisch, aber ich kann mir gut vorstellen, dass diese Stadtlandschaft sehr lebendig wird. Heute gab es die Möglichkeit, einen Blick in das Campagne-Areal in der Reichenau zu werfen. Das Architekturbüro Bogenfeld erläuterte den Versuch, einen mittelalterlichen Stadtraum neu zu interpretieren. Ich erinnere mich, dass solche Ansätze in meinem Studium nicht gern gesehen wurden, da das, was wir an einer mittelalterlichen Stadt mögen, aus völlig anderen Grundlagen resultiert, als die gewollte pittoreske Empfindung (ich denke das z.B. an die Ausagen von Horst Parson über den Einfluss der Scholastik auf den damaligen Städtbau). 
 
Wenn man nun aber durch die Anlage geht und sich die Wohnungen und die Möglichkeiten der Nutzung der robusten Sockelzonen ansieht, merkt man, dass die scheinbar mittelalterliche Raumbildung aus einer zeitgemäßen Intention herauskommt - nämlich vielfältige Wohnungen und öffentlichen alsauch halböffentlichen Außenraum mit individuellen Merkmalen zu kreieren. 
 
Zwar sieht man der Nordseite der Anlage dann doch die Zwangsvorgaben des sozialen Wohnbaus an, aber selbst dieser eher eintönig gestalteten Bereich hat auch seinen öffentlichen und halböffentlichen Anteil an den Räumen, in denen sich eine den Wohneinheiten übergeordnete Heimat bilden wird. 
 
Das Weiterwachsen des Campagneareals wird ein Work-in-Progress sein, wie die Verteter der Wohnbaugesellschaften betonen. D.h. man wird nun untersuchen, wie dieser erste Abschnitt angenommen wird und aus diesen Erfahrungen die weiteren Abschnitte entwickeln. 
 
 Die Brücke die man im Bild sieht, dient übrigens dem Zuganang zu einem der Dachgarten, die hier jedem Teilgebäude zugeordnet sind. 
 
Die Zweifel, die ich bei der Präsentation des städtbaulichen Konzepts vor einigen Jahren hatte (es war etwas unverbindlich), sind deutlich weniger geworden, was sicher auch am Architekturbüro liegt, das die etwas unverbindlichen (diplomatischen?) städtebaulichen Aussagen handhaft und verbindlich gemacht hat. 
 
Im Übrigen habe ich die Anlage hier nur so photographiert, wie mir selbst die Raumbildung am besten gefällt, nämlich als behüteter Raum. Ein Haus muss Schutz bieten und nicht Aussicht. Wandert man durch das Areal, das im Prinzip ein Polygon aus Einzelhäusern ist, die um einen unregelmäßig geformten Platz "eng umschlungen herumtanzen", tun sich aber auch einige Sichtbezüge hinaus in die Landschaft auf, z.B. Brandjoch, Glotzer, Vikarpsitze. 
 
Aber man muss in Innsbruck nicht immer auf Berge schauen. Kürzlich hat eine Wienerin in einem Gastgarten in einem städtischen Innenhof ganz glücklich bemerkt, dass man hier kein Berge sieht - und ich dachte mir - ja, dass ist tatsächlich das Schöne hier. Man kann sich in solche Paradiesgärtchen zurückziehen; doch wenn man die Berge sehen will, kann man ja einfach raus in die mehr oder weniger rauhe Natur wandern oder z.B. mit der Iglerbahn fahren.

Freitag, 11. Februar 2022

Homo ludens

Was macht man heutzutage im Architekturstudium? Z.B. Computer die mit Kameras Modellbauer beobachten und das, was sie bauen, auf dem Bildschirm uminterpretieren. Durchgeblickt habe ich dabei nicht, aber ich bin einige Zeit dort, im AUT gesessen und haben Bauklötze umgestellt und geschaut was auf dem Bildschirm pasiert. Ausstellungen, die den Spieltrieb anregen mag ich.

Sonntag, 19. Dezember 2021

Baun, baun, baun

Pema 3 ist in Fertigstellung begriffen. Die dritte Hochhausleiche um den Bahnhof herum. Aber a schöne Leich!

Mittwoch, 15. September 2021

Entkernt und abrasiert steht die alte Raika in der Adamgasse da - und siehe da - trotz dieser brutalen Handhabe hat das brutalistische Bauwerk nicht darunter gelitten. Das neue Raiqa wird einen Großteil der Grundstruktur nutzen und man darf annehmen, dass die nachhaltige Pose, die man bei der Entscheidung einnahm, in dem man ein Teil der Substanz erhält, sich künftig bezahlt machen wird. Natürlich ist das nicht genau das, was man mit dem Erhalt brutalistischer Gebäude meint. Aber wenn sich das bewährt und in der Umsetzung überzeugt kann es ein neu interpretiertes Weiterleben solcher Gebäude erleichtern. Traurig bin ich dennoch, dass der alte Brunnen im Hof mit den petrolfarbenen Fließen, der orange Hochflorvelourteppich in der Schalterhalle und die bombastischen Lampen schon lange vor diesem Umbau entfernt wurden. Und ich vermisse die futuristische Rohrpostanlage, die nicht wieder aufgebaut wird.

Freitag, 3. September 2021

Was berichtet man vom Sommerurlaub, radelnd vom Brenner nach Wien? Aus den entlegenen Winkeln des Lesachtals, wo Brot gemacht wird, dass den ganzen Urlaub hält?. Mögliche Bezüge zwischen Arnoldsteiner Schrot-Türmen, der im Geiltaler Heimatmusem dokumentierten Dreckapotheke zur Anwendung von Kot und Urin, Cornelius Koligs Kottürmen und dem wohl als Apotheose Jörg Haiders gedachten Herkulestempel in Dellach? 
 
 Dass etwas, was mit einem Donnerschlag (Pfarrkirche Oberwart) begann, doch etwas überkandidelt und detailverleibt (Steinhaus) endete? Dass der Radlpass von Slowenien her gefahren seinen Namen (obwohl ethymoligsch vermutlich anders zuzuordnen) zu recht trägt? Dass der Bahnhof Jobst-Hühnerbach ein Gleis, aber keinen Anschluss an das österreichische Bahnnetz hat? Dass Fürstenfeld nicht das ist, was es scheint (wenn man nur STS kannte)? Dass ich mehr Uhudler hätte trinken sollen, aber vermutlich dann nicht mehr so gut über diesen Wein sprechen würde? u.v.m. 
 
Ich begnüge mich mit dieser Impression des Ateliers von Walter Pichler, das unweit von St. Martin a.d.Raab versteckt ist. Warum ich es poste? Ich konnte noch immer nicht rekonstruieren, wie ich in Jennersdorf draufkam. Ich habe mich nur sehr randlich mit Pichler befasst - eben so, wie es im Studium umrisshaft vermittelt wurde. Irgendwie meinte ich wohl diese Gegend würde zu ihm passen. Jedenfalls fiel mir sein Name irgendwann bei Radeln auf Jennersdorf zu ein. Am Folgetag haben wir beginnend beim Künstlerdorf in St. Martin uns durchgefragt. Der Künstler war eher scheu und man achtet wohl auch heute noch seine Privatsphäre, daher waren die Hinweise stets etwas vage. Das Photo habe ich von der Straße aus in das zaunlose Grundstück hinein gemacht, ich hätte mich auch nicht näher ran getraut.

Freitag, 2. Juli 2021

Gute Architektur muss nicht teuer sein ;-) Ein Offspring des Neubaus des Polizeizentrums in Innsbruck ist die Wasserhaltung der Baugrube. Rohrleitungen, die sich hier um den Hofgarten herum ziehen um das Wasser in den Inn zu entlassen. Ein wenig erinnert das an diesen nostalgischen Bildschirmschoner.

Sonntag, 6. Juni 2021

Charles Sheeler hätte wahrscheinlich seine Freude mit dieser Perspektive. 
 
Nicht nur die Perspektive, sondern auch das Gebäude vermittelt einen sehr präzisen Eindruck und es macht aus einem vormaligen Unort einen Ort, was in dieser Gegend schon von Können zeugt. 
 
War schon der Bau interessant, bei dem die mäßig attraktive aber nicht so schlechte Substanz der frühen Achtzigerjahre erhalten und umgeformt wurde, so ist nun vor allem der Aufgang zu dem emporgehobenen Platz zwischen den einzelnen Trakten ein Erlebnis und bietet nun viele Aus- und Durchblicke. Auch auf den versteckten großen Schulgarten.
Interessant ist, dass man von dem Gebäude mit der Treppe im Westen förmlich angelockt wird. Ob das Absicht auch der Schulleitung  war, weiß ich nicht. Architekten wollen das immer erreichen, die Bauherren nicht immer in gleichem Maße. Wenn es nicht geglückt wäre, muss man "Eingang" draufschreiben. Vielleicht ist es hier eine Geste, die an die Schüler der Übungsschule innerhalb der pht gerichtet ist.

Fazit

Was am Plan eher fad und, gelinde gesagt, unterkühlt ausschaut, muss nicht zwangsweise gebaut so sein. Das beweist dieses Projekt recht gut.
Jetzt kann der Raum zeigen, ob er Pädagoge ist. Die Chancen sind gut.