Dienstag, 13. September 2011

Sport?!


Sport? Nein danke.

Diese Einstellung habe ich noch immer – auch wenn ich recht gerne (unter idealen Wetterverhältnissen) wandere und Rad fahre und schwimme. Daraus einen Wettkampf zu machen, davon halte ich nichts. Doch diesen Sommer wurde ich praktisch „rumgekriegt“. Auch wenn ich rückblickend das Ganze als Kinderei ansehe, war es schon sehr unterhaltsam und motivierend.

Der Dank gebührt den Organisatoren vom Klimabündnis Tirol und der Abteilung Verkehrsplanung des Landes Tirol, die ein recht einfaches Projekt auf die Füße gestellt haben, das aber großes Potential zu gruppendynamischen Wirkungen hat. Zwischen 10.6. und 10.9. fand Tirols erster Fahrradwettbewerb Tirol Mobil statt.

Der Clou bei der Sache – ein einfache Homepage mit ausgeklügelter Programmierung, die es ermöglichte individuelle Fahrtenbücher der täglichen Radfahrten (also Alltag und Freizeit) zu führen und „Rennteams“ zusammenzustellen. Außerdem war es möglich sich  im Rahmen sog. Freundschaftsrennen mit anderen Teilnehmern zu vergleichen (also so etwas wie ein kleines Bike social network)

Die Gruppendynamik dabei: Zuerst hatte ich mich angemeldet und versucht, einige Arbeitskollegen und Freunde zu gewinnen, individuell mitzumachen und eine gegenseitige Beobachtung mittels Freundschaftsrennen zu installieren. In der Folge krebsten so 5 Menschen aus dem engeren Arbeitsumfeld herum – bis einer dieser Kollegen auf die Idee kam ein Team „Raumordnung - Statistik“ zusammenzurufen. Das ging einher mit weiterer Anwerbung von Teilnehmern und schlussendlich sahen wir uns dann in einem Teamrennen mit vier weitern Teams in der Landesverwaltung. Diese Teams waren zuerst abteilungsbezogen aufgestellt.
Man lizitierte sich gegenseitig nach oben. 2000km Teamleistung, 3000km....6000km usw.
Irgendwann Mitte August kam der Sündenfall. Eine nicht genannte Abteilung (wir wissen schon, wer) heuerte Legionäre aus anderen Abteilung an und machte dem Raumordnungsteam die Führerschaft streitig.
Und seither fuhren wir extra mit dem Rad – nicht nur wenn wir zufällig radeln, und haben außerdem auch weitere Mitkämpfer geheuert.
Und so gab es ein Kopf an Kopf Rennen mit mittlerweile ca. 10000km pro Team.
Nun – nach Ende des Wettbewerbs komme ich drauf – das ist ja Sport! Selbst wenn wir verloren hätten* (denn noch haben nicht alle ihre Kilometer nachgetragen) – dabei sein ist alles (da sich einmal diesen dämliche Olympiaspruch sagen würde...)
*heute gab es eine Schlussveranstaltung im Büro, knapp war unser Team zuletzt in Führung

Kommen wir zu dem vernünftigen Hintergrund des Wettbewerbs: 
Die Intention ist es, durch Selbstbeobachtung herauszufinden, was man bereits an Alltagswegen mit dem Fahrrad schafft und zu sehen, dass ein paar Besorgungen in Innsbruck schon das Äquivalent eines ordentlichen Fahrradausflugs sind, den man sich eigentlich gar nicht zutraut.
Der weitere Effekt: 
Durch das Aufzeichnen der Kilometer wird plötzlich sichtbar, welch beachtliche Kilometerleistungen durch Radverkehr entstehen und dass dieser Verkehr in der Verkehrsplanung eine ernst zunehmenden Größe ist (zumindest im Sommerhalbjahr). 

Wenn man häufiger Rad fährt, fallen einem auch die Unzulänglichkeiten im Radverkehr stärker auf. Sicher – die Kondition wird auch besser; trotzdem merkt man, was für ein Käse in der Radwegplanung mitunter noch immer abläuft und ist entsprechend sensibilisiert. Dazu mehr in meinem Blog „planung-richtig-herum".

Zu guter Letzt eine Sammlung von Tiroler Eindrücken aus Radfahrerperspektive 1199 (im Wettbewerb) geradelter Kilometer, die erklären soll, warum diesen Sommer die Paschbergeinträge etwas reduziert ausfielen.....

Es beginnt mit erweiterten Heimfahrten durch die abendliche Stadt: Umspannwerk in Mühlau
....oder das Gaswerk an der Sill
Man merkt beim Fahrtenbuch, dass so locker 20km gefahren werden und erweitert die Runde - z.B. unter Zuhilfenahme der Iglerbahn für den Höhenunterschied ins Mittelgebirge.
Und da das recht einfach geht, werden kurzfristige berufliche Wege in Ermangelung eines Dienstwagens (um dessen Reservierung man sich dann auch gar nicht mehr scheren will) mitunter geradelt.
Das alles hat natürlich Auswirkungen aufs Freizeitverhalten - denn wenn man mal so nebenbei 20 oder 30 km fährt, wird wohl beim Wochenendausflug zum Berglsteinersee auch zumindest in eine Richtung Radeln möglich sein...
Noch höher hinaus, wie hier in Kappl. Es geht ja nicht ums Zeitfahren. Und wenn man das kapiert hat, werden auch Höhenunterschiede um 1000m über den Tag verteilt machbar. Schieben auf zu steilen Straßen ist ja nicht verboten ;-)
Ein Nachmittagsausflug von Telfs nach Landeck? Kein Problem.
....und dazwischen wieder "erweiterte" Abendheimfahrten unter Zuhilfenahme der Igler, wie hier im goldenen Abendlicht nahe dem Glockenhof.
....oder mit der Stubaier nach Lüsens (das ist etwas weit hergeholt, auch wenn ein Ast der Stubaitalbahn nach Gries im Sellrain geplant war und somit Elias Cannetti unter glücklicheren Umständen mit der Bahn in die Sommerfrische anreisen hätte können)
Abendfahrt in den Föhrenwald (gestellt)
Und als Abschluss eine richtige Mountainbiketour nach Maria Waldrast!
Außer Konkurrenz nach Ende des Wettbewerbs Bahntrassenradweg zwischen Atzwang und Bozen (insgesamt, d.h mit Brenner - Bozen und Brenner - Innsbruck waren das 146km, allerdings großteils abwärts :-)





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