Zu den InnsbruckerArchitekturtagen erlaube ich mir, einen genaueren Blick auf die (fast) im
Angesicht des Paschbergs stehende St. Norbert Kirche zu werfen.....
Am 18.3.2012 habe ich
nach längerer Zeit die Kirche St. Norbert besucht.
Meiner Meinung nach ist
sie das programmatische Objekt der Innsbrucker Kirchen, die in Vorahnung
oder Nachhall des zweiten Vatikanums (also 1962-1965) entstanden. Es gibt zwei
weitere größere Objekte im Stadtgebiet; St. Pius (Planung Lackner), und Petrus
Canisius (Planung Parson).
Ich bin nie recht warm
geworden mit dem städtebaulichen Ansatz in den Werken Lackners. Dieser
existiert meiner Meinung nach nicht. Doch die Bauwerke in sich gefallen mir und
sind auch äußerlich so stark, dass sie mitunter einen Ort definieren können, wo keiner ist.
vgl. AUT: Lackner - Tour
TT-Artikel: Innsbruck – Vor 40 Jahren war das Pfarrzentrum
St. Norbert in Innsbruck modern. Der bekannte Tiroler Architekt Josef
Lackner hatte im Untergeschoß ein Pfarr- und Gemeindehaus und im
Dachraum eine Kirche mit einer Sakristei geplant. Heute sieht es
hingegen in St. Norbert trist aus: Es gibt immer weniger Kirchgänger und
das Gotteshaus ist nicht nur baufällig, sondern auch äußerst desolat.
Und deshalb ist jetzt ein Streit über die Zukunft der Kirche entbrannt.....
St. Norbert wird
vielleicht bald Vergangenheit sein. Ein Nachhall einer Zeit, die man
ungeschehen machen möchte. G´tt weiß warum. Obwohl gerade kürzlich Innsbrucks
Posamentriewerkstätte zugesperrt hat und man meinen könnte, dass man sich der
Kordeln und Quasten vergangener Ausstattungen als vom Wesentlichen ablenkendes
Beiwerk entledigt hätte, muss man doch konsterniert konstatieren, dass das
Gegenteil der Fall ist. Und so bleibt die klare Linie derzeit in der Kirche auf das
Verbale beschränkt, während die Formensprache am liebsten in neubarocken
Geplüsche und Gequaste versänke. Zwar mag der Gedanke dahinter, nämlich durch
das ausgiebig verwendete Ornament den Priester und die Messbesucher als
individuellen von der Meditation ablenkenden Teil einer göttlichen Ordnung zu
camouflieren, prinzipiell richtig sein; doch funktioniert das meiner Meinung nach ebenso mit klaren
Linien.
Die Kirche mit Dach
eines stilisierten Prämonstratenserhabits oder vielleicht auch einer
Schutzmantelmadonna könnte also der Abrissbirne ausgesetzt werden.
Ein Sanierungsfall. Zu
teuer. Asbestverseuchung (die Dachdeckung). Nicht behindertengerecht. Zu wenig
Barock (das ist mein Verdacht) und daher ungeliebt – obwohl – die einzige mir
bekannte Kirche mit Velourteppichboden. Eine der wenigen Kirchen die sehr einladend
wirkt, obwohl sie hell ist (Gut. das ist meine persönliche troglodytische Vorliebe).
Ich weiß keine
Antworten zur Lösung des Problems, auch nicht zum allgemeinen das
verursachenden Ambiente, das Herr Parth im Vowort zur „Gott sieht alles....“ sehr gut beschrieben hat.
Daher sage ich auch nicht mehr und stelle nur diese Photoserie ins Netz.
Die um den Altar gruppierten Bänke in dem weiten quadratischen Messraum unter einem schwebenden Dach. Die gesamte Dachkonstruktion liegt übrigens auf nur 4 Eckpfeilerpaaren auf. |
Das Eternitdach. Es würde wahrscheinlich noch Jahrzehnte halten. Wenn man es in der würdigen Bemoosung lässt, die an sich nichts Schlimmes ist. Erst durch Putzen entsteht Abrieb von Asbestfasern.... |
Das Licht rieselt an der Innenseite des Mantels herab. |
Weihwasserbecken am Aufgang, Teppichbelag. Schalenstein;-)? |
Pfingstflamme? Ohne Schatten sieht man das Licht nicht wirklich. Solche Platitüden sind nicht grundsätzlich falsch. |
Epilog
Möglicherweise ist alles auch anders als hier geschildert. Vielleicht bekommt das Bauwerk doch ein Gnadenfrist.
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