Radelt man von St Pölten durchs Fladnitztal zur Donau, nähert man sich einer Ikone des österreichischen Barocks von hinten.
Man fährt einem arkadischen Höhenrücken entlang, der, wüsste man es nicht genauer, von Macchie bedeckt sein könnte. Es erinnert ein wenig, während man durch Tal entlang der gerade in Sanierung befindliche Bahnstrecke fährt, so, als könnte man oben wie auf dem Weg zwischen Anogia und Nida am Psilorits (Kreta) wandern.
Eine Gegend des Rückzugs. Steindurchsetzer Wald. Verkrüppelte niedergedrückte Bäume. Flimmernde Luft, Stille, Trockenheit. Für Einsiedler und Hirten.
Dann wachsen unvermittelt aus dieser Idylle die Türme und Dächer des Stiftes Göttweig heraus.
Eine barocke Überhöhung?
Ein künstlerische Interpretation des Eremitendaseins?
Ein wenig erinnerts dann aber doch an die etwas andere, von Professor Leopold Gerstel gern bei Entwerfenkorrekturen erwähnte Legende vom Taj Mahal, dass Shah Jahan nach Fertigstellung seines Liebesbeweises den Sarkophag seiner verstorbenen Liebe als Störfaktor für die sonst vollendete Arhcitektur des Bauwerks empfunden hätte.
So weiß man auch hier nicht, ob man mit dem Bau des Klosters den Genius Loci dieser vormaligen Eremitage als "Störfaktor" verstellt hat.
Ich habe mich jedenfalls dann bei der Rückschau der im Gegenlicht entrückten nördlichen Schaufassade des Stiftes gefragt, ob die Erbauer von / in ihrem eigenen Ermemitendasein so verblendet waren, dass sie das Wesentliche des Ortes nicht mehr wahrhaben wollten?
Irgendwann werde ich a) Canettis "Verblendung" lesen (geht es wirklich um so etwas in diesem Buch?), b) Göttweig besuchen (damit ich den Erbauern nicht unrecht tue; es wird gewisse sein Qualitäten haben. immerhin ist Göttweig, wie wir gelenrt haben, unvollendet).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen