Am 7.10.2010, 8h30 jährt sich der Todestag meines Vaters zum ersten Mal.
Am 10.10.2010 um 19 uhr 30 findet die erste Jahrtagsmesse in Amras statt.
Es ist für mich schwierig, über meinen Vater einen Nachruf zu verfassen, da bei solchen solchen persönlichen Texten immer unklar ist, ob man dem Menschen gerecht wird, über den man schreibt. Aber es ist für das Diesseits aus meiner Sicht notwendig und ich bin es ihm und mir schuldig – auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass für ihn, aus nun jenseitiger Perspektive betrachtet, viel von dem, mit was man so seine Lebenszeit verbringt, nicht mehr notwendig ist. Aber nachdem hier niemand wissen kann, was das nun wäre, steht es auch niemanden zu, dazu eine Entscheidung zu treffen.
Ein Jahr nach seinem Tod ist es – so glaube ich – sehr passend einen Nachruf zu schreiben.
Meinem Vater nachrufen der nun schon weit weg ist. Dass er mir fehlt. Dass ich ihm dankbar bin. Und dass es eine schöne Zeit mit ihm war.
Mein Vater
So nenne ich ihn nur in der dritten Person. Bis zuletzt war er „Papa“.
Der Eindruck, den mein Vater bei mir hinterlassen hat, ist der eines Universalgelehrten. Es heißt ja immer, dass es so etwas in der heutigen Zeit nicht mehr geben könne – bedingt durch die Diversifikation des Wissens. Aber das, was mir mein Vater in dieser Angelegenheit vermittelt hat, deutet eher darauf hin, dass es solche Diversifikation schon immer – nur auf anderen Ebenen gegeben hat und man es sich nur zutrauen muss, dass man dort, wo einen das eigene Interesse hintreibt, auch durch Selbststudium sehr viel erlernen und mitreden kann.
Nun mag „Universalgelehrter“ als persönlicher Eindruck das Gefühl einer gewissen persönlichen Distanz vermitteln. Das war auch sicher in meinen ersten Lebensjahren so. Aber ich habe auch die deutliche Erinnerung, dass sich mein Vater im Vatersein stets weiterentwickelt hat. Und auch wenn wir bis zuletzt meist vorwiegend technische Gespräche geführt hatten, so war da doch immer stärker das stillschweigende Einverständnis da, dass wir damit auch unsere Gefühle kommunizieren.
Leben
1927...
Mein Vater hatte eine „archivarische“ Neigung und daher lassen sich einige Daten auch ganz gut aus seinen gesammelten Dokumenten ableiten. Zu seinen Vorkriegserinnerungen hat mein Vater immer mit liebevollen Details erzählt und ich hatte immer den Eindruck, dass das ein Schatz ist, aus dem mein Vater sehr viel Kraft geschöpft hat - wohl auch, weil diese Erinnerungen mit seiner früh verstorbenen Mutter verknüpft sind. Der Kriegszeit selbst ist er aus meiner Sicht sehr aktiv begegnet, indem er ein Tagebuch über die Bombenangriffe auf Innsbruck geführt hat.
1955...
Die Zeit zwischen 1955 und 1967 (mit gewissen Überlappungen in die Siebziger Jahre) ist Vaters „Reisezeit“: Zu Süditalien, Russland, Frankreich, später noch Jugoslawien und Deutschland finden sich nicht wenig Dias. Denn photographiert hat mein Vater immer gerne und gut.
Was mir an Vaters Lebenslauf besonders auffällt, ist das Einlernen in eine neue Tätigkeit in der Lebensmitte. Mitte der Fünfzigerjahre hat mein Vater als Buchhalter beim Land Tirol begonnen – nicht eben eine von einem Hauch von Abenteuer gezeichnete Tätigkeit. Tatsächlich aber war die Buchhaltung gerade in jenen Tagen die Quelle der künftigen Entwicklung, die nun auch bedingt, dass man „Online“ sein kann. Und so kam es, dass mein Vater Ende der Sechzigerjahre bei der jungen EDV-Abteilung (elektronische Datenverarbeitung) landete.
Kurz nach dem Tode seines Vaters hat mein Vater sich verstärkt auf seine Hobbys konzentriet und sein Schreiben populärwissenschaftlicher Artikel (das in den 50 ér Jahren begann) fortgesetzt, wobei in den folgenden Jahren grenzwissenschaftliche Fragen dazugekommen sind.
1967
Diese "UFO-Zeit" fiel zeitlich ziemlich genau mit meiner Geburt zusammen.
Seit 1967 ist Luis Schönherr „Papa“.
Bewusste Erinnerungen daran habe ich natürlich erst so ab 1969 (die werden hoffentlich bei mir im fortgeschrittenen Alter noch mehr…).
Ich erinnere mich jedenfalls an viele Basteleien die mein Vater zu meiner „Erbauung“ gemacht hat: Ein Mobile aus verschiedenen Flugzeugen, das er über meinem Bett montierte und das immer höher gehängt werden musste, damit die Modelle nicht zu früh einen Totalschaden erlitten. Eines davon – eine „Sopwith Camel“ hat relativ lange standgehalten (wahrscheinlich weil mir diese am wenigsten gefiel).
Später kamen dann riesige Matadormodelle hinzu – darunter ein ca. 2 m langer Flugzeugträger. Außerdem begannen wir um 1974 an einer Modellbahnanlage zu basteln, die allerdings in den „Wirrnissen“ meiner höheren Schulausbildung unvollendet blieb und um 1985 demontiert wurde.
1977
Irgendwann Ende meiner Volksschulzeit hat mir mein Vater versucht zu erklären, was er genau arbeitet. Systemanalytiker hieß es damals, wie ich glaube. Ich erinnere mich an die Flussdiagrammschablonen für die Skizzierung von Programmabläufen und die Formulare in denen die Befehle eingetragen wurde, um sie anschließend in Lochkarten zu übersetzen. Ich dachte mir: „Das ist aber fad.“ Mein Vater war damals etwas enttäuscht, dass sein Sohn für solche Probleme wenig Interesse zeigte.
1986
Meine Schulzeit endete. Zu meiner eigenen und meines Vaters Überraschung mit einem sehr guten Maturazeugnis. Ich erinnere mich noch, wie er mir mit süffisantem Lächeln eine Mappe mit seinen eigenen Maturunterlagen überreichte. Darin fand sich ein mathematisches Fach, das mit „Genügend“ beurteilt wurde. Das war das Jahr, in dem mein Vater den Freudschen Übervater jedenfalls abgelegt hat.
Während meiner Studienzeit (Architektur) hat mir mein Vater einige Male beim Modellbauen geholfen. Es war wieder wie Basteln bei der Modellbahnanlage. Ansonsten war es schon eher eine Zeit der Abnabelung und manchmal denke ich, dass ich vieles, was ich mit meinem Vater noch hätte unternehmen wollen, für immer versäumt habe da sich unsere Wege teilweise trennen mussten (wie es jedem geht - eine Frage des Zeitbudgets). Einige Wanderungen und Ausflüge haben wir aber doch auch in dieser Zeit noch gemacht – und diese gehören für mich zu den wertvollsten Erinnerungen.
1997
Wenige Jahre nach Ende meines Studiums beschloss ich, das Erdgeschoß meines Elternhauses für eine eigene Wohnung zu renovieren. Wieder haben mein Vater und ich recht viel gemeinsam gebastelt. Wie ich allerdings nun aus seiner privaten Korrespondenz mit einem Bekannten weiß, hat ihm das beinahe den letzten Nerv gezogen, da er spürte, dass er nicht mehr der Jüngste ist.
In seinem letzen Lebensjahrzehnt hat sich mein Vater vermehrt darauf konzentriert, wieder an seine Jugendzeit anzuknüpfen. Das sehe ich rückblickend so.
Mir kam es so vor, als wolle er gerade die Vorkriegszeit quasi gedanklich rekonstruieren – sei es durch Bücher oder andere Gegenstände, die ihn daran erinnerten. Ich hatte in den letzten Jahren den verstärkten Eindruck, dass sich mein Vater auf dem „Nachhauseweg“ befand. Dazu passt auch, dass sich in dieser Zeit mein Vater und einer seiner Jugendfreunde, Wolfgang, sozusagen wiedergefunden haben und ihre Freundschaft durch gemeinsames Basteln sehr pflegten. In den letzen drei Jahren aber ging es mit beiden gesundheitlich bergab. Nachdem Wolfgang 2008 starb, war mein Vater häufig gedanklich abwesend – er konnte das nicht verwinden.
Ich glaube, dass die letzen drei Jahre aufgrund des verschlechterten Gesundheitszustandes meines Vaters geschenkte Jahre waren (er hat damals die Geschichte mit dem Lungenvolumen erzählt). Er hatte das Glück, dass er lediglich unter einer altersbedingten Zerstreutheit litt und sich ansonsten einen wachen Geist behielt.
Sein Todestag war ein schöner Spätsommertag. Er war zu Behandlung im Sanatorium und es sah so aus, als wäre er bald wieder „gesund“. Manchmal denke ich trotz der klaren ärztlichen Diagnose, dass der damals anstehende Wetterumsturz mit kurzem Wintereinbruch seine Lebenskraft untergrub. Ich dachte, dass angesichts der schönen Herbsttage die danach kamen, dieser zwar unbewusst furchtsam erwartete, dennoch plötzliche, Tod nicht zu rechtfertigten war. Doch irgendwann ist es eben Zeit Abschied zu nehmen. Irgendwann werden wir alle zu unserem Vater zurückkehren.
Werk
Zuerst denke ich nicht an die vielfältigen Artikel die mein Vater geschrieben hat, sondern daran, wie er seinen Lebensraum im Kleinen gestaltet hat.
Gerne erinnere ich mich an das, von meiner Mutter eher belächelte, von ihm selbst gebaute Wohnzimmer, das leider Ende der Siebzigerjahre durch ein Eiche P43 - Wohnzimmer ersetzt wurde.
Die abgehängte Decke im Hausgang und die Garderobenablage -eine astreine 70´er Jahre Ästhetik - hat hingegen überlebt und steht unter „hausinternem Denkmalschutz“.
Warum mein Vater so viel gebastelt hat? Ich vermute, dass hier die erbliche Belastung durch seinen Vater durchschlägt, der Tischler war und im Alter aktiv in einem Krippenbauverein war.
Zwischen 1950 und 1996 hat mein Vater 130 Artikel veröffentlicht. Meine Lieblingstexte darunter sind die Berichte über die Festung Euryalos und das Kraftwerk Kuyibishev/Samara. Diese habe ich erstmals als Kind in den Originalausgaben der Zeitschriften entdeckt. Damals habe ich aber nicht darauf geschaut, wer diese geschrieben hat und war dementsprechend überrascht, dass mein Vater der Urheber ist.
Vor allem durch die Sechziger und Siebzigerjahre hindurch hat sich mein Vater mit Ufologie befasst. Wobei ihn daran unkonventionelle Ansätze und Fragen der Datensammlung interessiert haben (einfach UFOCAT oder CODAP + Schönherr googeln, dann kommt recht viel). Sein umfangreiches Archiv ist mittlerweile nach Norrköping übersiedelt worden und seine persönlichen Aufzeichnungen werden dort im AFU aufbewahrt. Von seinen Artikeln ist mir vor allem „UFO´s and the Fourth Dimension“ und „The Valensole Questionaire“ in Erinnerung. Ersteres, weil es so erklärt ist, dass man es auch völlig unbedarft versteht und weil dort die Ausdrucksweise von Egmont Colerus durchscheint, dessen Werk mein Vater sehr geschätzt hat. Zweiteres, weil es – so denke ich - typisch für meinen Vater ist, da er gerne alles hinterfragte. Der UFO – Sichtungsort in den Lavendelfeldern von Valensole in der Provence ist aber auch ein Platz der stellvertretend für die Sehnsuchtslandschaften meines Vaters ist.
Seine beiden letzen Artikel Anfang der Neunzigerjahre befassten sich mit zeitgeschichtlichen Themen. Insbesondere erwähne ich hier die Aufarbeitung der Innsbrucker Bombenangriffe anhand des von ihm selbst geführten Tagebuches. Dieser Artikel ist im "Fenster", einer Tiroler Kulturzeitschrift, erschienen.
Zuletzt möchte ich noch den von Herrn Dr. Alexander Keul verfassten Nachruf und ein Schreiben von Herrn Ph.D. Mark Rodeghier zitieren.
A. Keul:
Salzburg, Oct 10, 2009
OBITUARY
The first Austrian of the pioneer generation of UFO research, Luis Schoenherr, died at the age of 83 on October 7, 2009, at Innsbruck, Tyrol, Austria. Schoenherr worked in the emerging field of electronic data processing for the Tyrol government administration where he became Amtsdirektor, a leading official. He took an early interest in unexplained natural phenomena, published articles from the sixties and held contact with European and US researchers. Using the new computer technology, he started his own UFO catalogue CODAP. In 1974, MUFON-CES was founded at his Innsbruck home, and he also actively supported Italian UPIAR (Farabone, Izzo, Cabassi). Luis Schoenherr always had an open mind for the psychosocial dimension of UFO reports which should take several decades to get into the mainstream of research. Our deepest sympathies go to his family.
Alexander Keul, Salzburg, Austria
M. Rodeghier:
Am 10.10.2010 um 19 uhr 30 findet die erste Jahrtagsmesse in Amras statt.
Mein Vater in der Iglerbahn, irgendwann kurz vor der Umstellung auf die Hagenertriebwagen (1977). Das ist jetzt also ca. 35 Jahre her. Für mich ist das Bild gewissermaßen ein Memento Mori – denn bezogen auf meine eigene (statistische) Lebenserwartung zum Zeitpunkt meiner Geburt könnte eine ebensolches Photo von mir selbst heute in einem ähnlichen Zeitabstand zu meinem statistisch zu erwartenden (1967 lag dieser bei ca. 77 Lebensjahren) Todeszeitpunkt aufgenommen sein (so Gott will, ich persönlich würde ja gerne älter werden und dabei leidlich gesund bleiben wollen) …. |
Ein Jahr nach seinem Tod ist es – so glaube ich – sehr passend einen Nachruf zu schreiben.
Meinem Vater nachrufen der nun schon weit weg ist. Dass er mir fehlt. Dass ich ihm dankbar bin. Und dass es eine schöne Zeit mit ihm war.
Mein Vater
So nenne ich ihn nur in der dritten Person. Bis zuletzt war er „Papa“.
Der Eindruck, den mein Vater bei mir hinterlassen hat, ist der eines Universalgelehrten. Es heißt ja immer, dass es so etwas in der heutigen Zeit nicht mehr geben könne – bedingt durch die Diversifikation des Wissens. Aber das, was mir mein Vater in dieser Angelegenheit vermittelt hat, deutet eher darauf hin, dass es solche Diversifikation schon immer – nur auf anderen Ebenen gegeben hat und man es sich nur zutrauen muss, dass man dort, wo einen das eigene Interesse hintreibt, auch durch Selbststudium sehr viel erlernen und mitreden kann.
Nun mag „Universalgelehrter“ als persönlicher Eindruck das Gefühl einer gewissen persönlichen Distanz vermitteln. Das war auch sicher in meinen ersten Lebensjahren so. Aber ich habe auch die deutliche Erinnerung, dass sich mein Vater im Vatersein stets weiterentwickelt hat. Und auch wenn wir bis zuletzt meist vorwiegend technische Gespräche geführt hatten, so war da doch immer stärker das stillschweigende Einverständnis da, dass wir damit auch unsere Gefühle kommunizieren.
Leben
1927...
Mein Vater hatte eine „archivarische“ Neigung und daher lassen sich einige Daten auch ganz gut aus seinen gesammelten Dokumenten ableiten. Zu seinen Vorkriegserinnerungen hat mein Vater immer mit liebevollen Details erzählt und ich hatte immer den Eindruck, dass das ein Schatz ist, aus dem mein Vater sehr viel Kraft geschöpft hat - wohl auch, weil diese Erinnerungen mit seiner früh verstorbenen Mutter verknüpft sind. Der Kriegszeit selbst ist er aus meiner Sicht sehr aktiv begegnet, indem er ein Tagebuch über die Bombenangriffe auf Innsbruck geführt hat.
1955...
Die Zeit zwischen 1955 und 1967 (mit gewissen Überlappungen in die Siebziger Jahre) ist Vaters „Reisezeit“: Zu Süditalien, Russland, Frankreich, später noch Jugoslawien und Deutschland finden sich nicht wenig Dias. Denn photographiert hat mein Vater immer gerne und gut.
Auf Lenins Schulbank. Ich kann mir förmlich die sarkastische Bemerkungen vorstellen, mit denen die damals wahrscheinlich noch gläubig kommunistischen Reiseführer konfrontiert waren. |
Die Liebe zu Büromaschinen blieb zeitlebens: Hier photographierend im Mitterhofermuseum in Partschins um 2003.... |
Kleines Ufologenmeeting im Garten (Gründungsversammlung der MUFON CES, ich habe damals die "Kongressatmosphäre" im Garten sehr genossen), meinen Vater habe ich mangels einer vollständigen Gruppenaufnahme aus einem Photo eines späteren Ufologentreffens "dazumontiert". |
Diese "UFO-Zeit" fiel zeitlich ziemlich genau mit meiner Geburt zusammen.
Seit 1967 ist Luis Schönherr „Papa“.
Bewusste Erinnerungen daran habe ich natürlich erst so ab 1969 (die werden hoffentlich bei mir im fortgeschrittenen Alter noch mehr…).
Ich erinnere mich jedenfalls an viele Basteleien die mein Vater zu meiner „Erbauung“ gemacht hat: Ein Mobile aus verschiedenen Flugzeugen, das er über meinem Bett montierte und das immer höher gehängt werden musste, damit die Modelle nicht zu früh einen Totalschaden erlitten. Eines davon – eine „Sopwith Camel“ hat relativ lange standgehalten (wahrscheinlich weil mir diese am wenigsten gefiel).
Später kamen dann riesige Matadormodelle hinzu – darunter ein ca. 2 m langer Flugzeugträger. Außerdem begannen wir um 1974 an einer Modellbahnanlage zu basteln, die allerdings in den „Wirrnissen“ meiner höheren Schulausbildung unvollendet blieb und um 1985 demontiert wurde.
Matador war wohl auch ein Kindheitstraum meines Vaters. Ich glaube er hat angesichts des zu erwartenden Nachwuchses bereits vor meiner Geburt alle Matadorbausätze von 0-7 gekauft. Und ich habe es sichtlich genossen - wie das Bild zeigt. |
1977
Irgendwann Ende meiner Volksschulzeit hat mir mein Vater versucht zu erklären, was er genau arbeitet. Systemanalytiker hieß es damals, wie ich glaube. Ich erinnere mich an die Flussdiagrammschablonen für die Skizzierung von Programmabläufen und die Formulare in denen die Befehle eingetragen wurde, um sie anschließend in Lochkarten zu übersetzen. Ich dachte mir: „Das ist aber fad.“ Mein Vater war damals etwas enttäuscht, dass sein Sohn für solche Probleme wenig Interesse zeigte.
1986
Meine Schulzeit endete. Zu meiner eigenen und meines Vaters Überraschung mit einem sehr guten Maturazeugnis. Ich erinnere mich noch, wie er mir mit süffisantem Lächeln eine Mappe mit seinen eigenen Maturunterlagen überreichte. Darin fand sich ein mathematisches Fach, das mit „Genügend“ beurteilt wurde. Das war das Jahr, in dem mein Vater den Freudschen Übervater jedenfalls abgelegt hat.
Während meiner Studienzeit (Architektur) hat mir mein Vater einige Male beim Modellbauen geholfen. Es war wieder wie Basteln bei der Modellbahnanlage. Ansonsten war es schon eher eine Zeit der Abnabelung und manchmal denke ich, dass ich vieles, was ich mit meinem Vater noch hätte unternehmen wollen, für immer versäumt habe da sich unsere Wege teilweise trennen mussten (wie es jedem geht - eine Frage des Zeitbudgets). Einige Wanderungen und Ausflüge haben wir aber doch auch in dieser Zeit noch gemacht – und diese gehören für mich zu den wertvollsten Erinnerungen.
Eindrücke von verschiedenen Wanderungen ca.1980 (davor photographierte ich kaum) - 2005. |
1997
Wenige Jahre nach Ende meines Studiums beschloss ich, das Erdgeschoß meines Elternhauses für eine eigene Wohnung zu renovieren. Wieder haben mein Vater und ich recht viel gemeinsam gebastelt. Wie ich allerdings nun aus seiner privaten Korrespondenz mit einem Bekannten weiß, hat ihm das beinahe den letzten Nerv gezogen, da er spürte, dass er nicht mehr der Jüngste ist.
In seinem letzen Lebensjahrzehnt hat sich mein Vater vermehrt darauf konzentriert, wieder an seine Jugendzeit anzuknüpfen. Das sehe ich rückblickend so.
Herumexperimentieren mit komplizierten Modellbahnschaltungen. Zum Teil habe ich bei diesen technischen Gesprächen nur mehr Bahnhof verstanden ;-) |
Ich glaube, dass die letzen drei Jahre aufgrund des verschlechterten Gesundheitszustandes meines Vaters geschenkte Jahre waren (er hat damals die Geschichte mit dem Lungenvolumen erzählt). Er hatte das Glück, dass er lediglich unter einer altersbedingten Zerstreutheit litt und sich ansonsten einen wachen Geist behielt.
Sein Todestag war ein schöner Spätsommertag. Er war zu Behandlung im Sanatorium und es sah so aus, als wäre er bald wieder „gesund“. Manchmal denke ich trotz der klaren ärztlichen Diagnose, dass der damals anstehende Wetterumsturz mit kurzem Wintereinbruch seine Lebenskraft untergrub. Ich dachte, dass angesichts der schönen Herbsttage die danach kamen, dieser zwar unbewusst furchtsam erwartete, dennoch plötzliche, Tod nicht zu rechtfertigten war. Doch irgendwann ist es eben Zeit Abschied zu nehmen. Irgendwann werden wir alle zu unserem Vater zurückkehren.
Werk
Zuerst denke ich nicht an die vielfältigen Artikel die mein Vater geschrieben hat, sondern daran, wie er seinen Lebensraum im Kleinen gestaltet hat.
Gerne erinnere ich mich an das, von meiner Mutter eher belächelte, von ihm selbst gebaute Wohnzimmer, das leider Ende der Siebzigerjahre durch ein Eiche P43 - Wohnzimmer ersetzt wurde.
Die abgehängte Decke im Hausgang und die Garderobenablage -eine astreine 70´er Jahre Ästhetik - hat hingegen überlebt und steht unter „hausinternem Denkmalschutz“.
Warum mein Vater so viel gebastelt hat? Ich vermute, dass hier die erbliche Belastung durch seinen Vater durchschlägt, der Tischler war und im Alter aktiv in einem Krippenbauverein war.
Mein Großvater väterlicherseits, Johann Schönherr. |
Eine von meinem Vater angefertigte Rekonstruktion des Festungstors von Euryalos in Sirakus. Erschienen im Orion-Magazin im Jahre 1957 (1957/4: Seite 293-300) |
An einer Wegkreuzung in der Gegend von Valensole (Originaldias mittlerweile bei AFU) |
Zuletzt möchte ich noch den von Herrn Dr. Alexander Keul verfassten Nachruf und ein Schreiben von Herrn Ph.D. Mark Rodeghier zitieren.
A. Keul:
Salzburg, Oct 10, 2009
OBITUARY
The first Austrian of the pioneer generation of UFO research, Luis Schoenherr, died at the age of 83 on October 7, 2009, at Innsbruck, Tyrol, Austria. Schoenherr worked in the emerging field of electronic data processing for the Tyrol government administration where he became Amtsdirektor, a leading official. He took an early interest in unexplained natural phenomena, published articles from the sixties and held contact with European and US researchers. Using the new computer technology, he started his own UFO catalogue CODAP. In 1974, MUFON-CES was founded at his Innsbruck home, and he also actively supported Italian UPIAR (Farabone, Izzo, Cabassi). Luis Schoenherr always had an open mind for the psychosocial dimension of UFO reports which should take several decades to get into the mainstream of research. Our deepest sympathies go to his family.
Alexander Keul, Salzburg, Austria
M. Rodeghier:
Your father was well respected in the UFO field, and as you may know, one of a handful of serious Austrian investigators of the UFO phenomenon. He wrote for many publications, including our own IUR, as you note, and he was someone who quite early recognized that the UFO phenomenon has both physical and psychological components, neither of which should be neglected in our studies.
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2 Kommentare:
Schaute soeben nach ob Hr. Schoenherr noch lebt... Er lebt in ihrer und vieler anderer Erinnerung!
Habe einen dicken Ordner zum "Tatzelwurm" zu dem ihr Vater 2007 einen profunden (systemanalytischen) Blog geschrieben hat, der auch ins Frz und Englische in den Cryptozoology übersetzt wurde. Die Tatzelwurm-Arbeit lebt, siehe Zoologe Markus Kapeller http://www.markuskappeler.ch/taz/frataz.html
Neue Idee ist dass es sich um einen Lungenfisch handelt.Vielleicht wusste ihr Vater mehr als ern publizierte - falls es das Tier geben sollte ist extremer Schutz notwendig.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Norbert Giesinger Wien
Sehr geehrter Herr Dr. Giesinger,
danke für diesen Kommentar - soweit ich mich an die diesbez. Gespräche mit meinem Vater erinnere, schien ihm die wahrscheinlichste Begründung für die Existenz eines Tatzelwurms die Möglichkeit, dass es sich um Beobachtungen aus der Aussterbephase dieses Wesens handelte und daher so wenig Verifizierbares existiert. Das beweisstück ist quasi unter der Hand weggestorben - und die Sichtunge waren sozusagen alles letzte Blicke auf etwas was war.
Mir presönlich gefällt aber auch die Deutung von H.v.Doderer in die "Rückkehr der Drachen"; im "Umweg" und im "Lezten Abenteuer" gibt es dazu auch einen Hinweis - dass Schlangen u.ä. Getier eine quasi ewige Lebensspanne hätten und theroetisch permanent Häutung um Häutung wachsen könnten.
Zum Artikel - den Blog haben wir noh zu Lebzeiten meines Vater online gestellt, wo meine Vater dann Loren Coleman erlaubte, diese Unterlagen über seinen Cryptomundo-Blog mit größerer Reichtweite zu verbreiten. Der Artikel wurde ja von meinem Vater ursprünglich in Englisch für die Zeitschrift SITU geschrieben (vgl. http://luis-schoenherr.blogspot.com/2007/06/tatzelwurm-einleitende-bemerkung.html), wobei der zweite Teil des Artikels bedingt durch die Einstellung des Blattes nicht mehr erscheinen konnte. Das wurde dann 2007 im WWW nachgeholt.
Ob meinen Vater mehr wusste als er veröfnfetlichte - ich denke eher das er vermutete (s.o.) - und dnahcdem er immer eher ein Zweifler und Hinterfrager war, hat er Daten zusammengestellt und geordnet. Vielleicht erkennt man ja mit der Zeit Muster darin, die bestimmte Theroien bekräftigen.
Wenn man einmal etwas tatsächlich sieht (kann ich aus eigener Erfahrung berichten, als ich beim Campen in Sardinien einen Walzenskink sah) dann ist man meist zu langsam um wirklich genau zu schauen geschweige denn zu photographieren.
mit freundlichen Grüßen
Martin Schönherr
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