Sonntag, 31. August 2014

Gedanken zu einem Spätsommerspaziergang

Ein Spätsommermorgen: Rinnerbichl (links) und Paschberg - Lanserkopf (rechts)

Die Themen des Sommers?

This summer topics: Fanatic Bergbahn Cows (Copyright: Marcellina)

Kühe. Cows.

Es war schon etwas auffällig, die Häufung an Zwischenfällen in diesem Sommer. Meine persönlichen Erfahrungen: Beschwichtigendes Reden. Nie aus dem „Toten Winkel“ an ein Tier heran treten (Menschen mögen das ja auch nicht). Wenn das Tier mal zu forsch auftritt – sich größer machen, indem man die Hände zusammengefaltet hoch hält (probiert habe ich das erst zweimal, einmal bei einem Norikerpferd und einmal bei einer Kuh. Da hat es funktioniert.). Und wenn gar nichts anders hilft ein kräftiger Schlag mit einem Stecken zwischen die Augen (das halten sie schon aus, untereinandner machen sie das ja auch häufig). Keinesfalls sollte man einen Kuh bei den Hörnern nehmen ;-) 
 

Tales from the far side: Steinkasernalm, Voldertal.

Im Übrigen – alle die mit Kühen beruflich zu tun haben, sagen, dass Kühe mitunter „Sauviecher“ sein können. Einer Kuh den Rücken zudrehen sollte man daher erst, wenn man sich aus deren unmittelbaren Aktionsbereich entfernt hat. Und wer denkt, dass das schrecklichste Kühe sind, sollte eine Stampede von Schafen, Ziegen oder Gänsen erleben. Auch nicht harmlos. 

The number of cow-related incidents this summer has been striking. Tips from personal experience: Placating speech; Never approaching an animal from its “blind spot” (people don’t like this either); When an animal appears suddenly, making oneself appear larger by raising one’s arms with hands folded (I tried this twice, once with a Noriker horse and once with a cow. It worked.) When all else fails, a strong whack between the eyes (they can take it, they do this to each other all the time). Under no circumstance should one take a cow by the horns (that’s for bulls). 
Incidentally, anyone who works with cows will tell you that they sometimes can be nasty beasts. You should only turn your back on a cow at a safe distance. And if you think cows are dangerous, you should see a stampede by sheep, goats or geese. Not exactly harmless either.


Seilbahnzusammenschlüsse. Ropeway combinations.

Um Innsbruck gibt es mehrere (kompliziert betrachtet) oder eine einzige (vereinfacht) Baustelle. Die Bergbahnen um die Stadt sind wirtschaftlich marode. Lediglich die Nordkettenbahn steht gut da, aber wohl auch nur, da sie eine Blackbox in Bezug auf die tatsächlich bei Baum entstanden Kosten ist. Was tut man mit Einrichtungen, die zweifelsohne für die Naherholung zweckmäßig sind, aber nach Geboten der Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit betrieben und erhalten werden sollten? Man bläht sie auf – und zwar in der größtmöglichen und dabei unbefriedigendsten Version. 

Beispiele gefällig? 

Bei der Patscherkofelbahn denkt man an einen gänzlichen Neubau – aber möglichst weit weg vom Hauptsiedlungsgebiet, dort wo jetzt der Olex im Nirgendwo beginnt. Dass man, wenn man schon mit diesem Projekt kommt, auch die Verlängerunge der Iglerbahn (das Projekt dazu gibt es seit ca. 30 Jahren) miteinrechnen muss wird aber ignoriert. 

„Nur durch dieses Projekt werden die Kalkkögel dem Bürger zugänglich gemacht.“ - so ähnlich stand es in einer Werbeeinschaltung für den Zusammenschluss Lizum Schlick. Wem es nicht gelingt, Hoadlbahn und Birgitzköpfllift im Sommer zusammen zu betreiben um den Wanderweg zu Füßen der Kalkkögel für den Normalverbaucher-Bergtouristen bequem erreichbar zu machen demgegenüber sind auch Zweifel angebracht, das mit den bisher wohl kaum gedachten flankierenden Maßnahmen zu solch einem Projekt wirklich ein Näherbringen der Bergwelt gelingt. 


Es gibt sie noch, die Seilbahn-Ikonen. Z.b. Karrenbahn in Dornbirn.

Solange die Damen/Herren in den Tourismusverbänden nur dem den Weg bereiten, was schon Aldous Huxley in der „Schönen neuen Welt“ bezüglich Sport angekreidet hat, darf man sich wohl keine Verkehrsbauwerke erwarten, die die Erhabenheit der Berge kontrapunktieren und inszenieren oder sich, wenn das nicht möglich ist, dezent zurücknehmen. Denn wer dort nichts sieht außer Cashflow, kann auch nichts schaffen, das dem Ort zuträglich ist. Man kann diese Liste sicher noch verlängern – sei es mit Muttereralm, Serlesliften, Ranggerköpfllift oder Glungezerlift. Überall warten Projekte in den Schubladen, die dereinst, wenn endlich der Schutzstatus der Kalkkögel gefallen ist, wohl eins nach dem anderen auf Kosten der öffentlichen Hand zu realisieren wären, wobei stets die Wahl auf jene Projektvariante bevorzugt wird, die die teuerste mit der größten (nie sich erfüllenden) Versprechung ist. Merke: Nur Produkte, die Bedürfnisse schaffen, sind es werde produziert zu werden. 

Around Innsbruck there are several (the complicated version) or one single (the simple version) construction site. The cable cars around the city are economically ailing. Only the Nordkettenbahn is doing well, but probably because it's just a black box (in the engineering sense) with respect to the actual costs. What does one do with recreational facilities are undoubtedly useful, but must be operated and maintained in accordance with the laws of economy and expediency? They are bloated – in the greatest possible and most unsatisfactory way.


A completely new construction for the Patscherkofelbahnis being considered - but far from the main residential area, out by Olex (restaurant near the bobsled run), in the middle of nowhere. That one must also factor in an extension of the Igler Railway (a project which has existed for about 30 years) is ignored, however.

"Only through this project will the Kalkkögel (mountain rainge) be made accessible to the citizens." - something like this appeared in an advertisement for the merger of the Lizum and Schlick ski areas. Those who do not succeed in bringing the Hoadlbahn and Birgitzköpfllift operations together in summer, in order to make the trail at the foot of Kalkkögel more easily accessible for normal users / mountain tourists, also raise doubts that such a project, with its til-now-ignored accompanying issues, will be successful in really making the mountains more accessible.


As long as the ladies and gentlemen of the tourism associations only prepare the way for what Aldous Huxley has already pointed out in "Brave New World" regarding sports, one must probably not expect traffic structures which counterpoint or frame the grandeur of the mountains (or when this is not possible, blend in discreetly). Because those who sees nothing there except cash flow cannot create anything conducive to the place. The cable cars to the Mutterer Alm, the Serles, Ranggerköpfl or Glungezer may all be added to this list. All around there are projects, waiting in drawers, which, when the protected status of Kalkkögel finally falls away one day, will probably be realised one by one, at the expense of the public, whereby the preferred projects will be the most expensive and with the largest (never be fulfilled) promise. Note: Only products which create need are worth being produced.


 


Fanatismus. Fanatism.

Da könnte man zwar auch gleich bei Schlick / Lizum weitermachen und die gegnerischen Parteien betrachten, doch ich meine natürlich die Begleitmusik des Sommers mit abgeschnittenen Köpfen und ähnlichem. Drehen wir die Zeit zurück – sagen wir bis 1550 - und betrachten, wie wir (bzw. unsere Ahnen) uns damals so aufgeführt haben. Die Geschichte zeigt, wie eng verwoben gemäßigte und extremistische Elemente sind. Sie zeigt, wie widersprüchlich exemplarische Biographien sind. 

Marienkapelle auf der Stiftsalm im Voldertal. Die ganze Gegend hier trägt mit ihrer sakralen Architektur den Stempel der besagten Zeit. Kenner werden am zuckerbäckerartigen Dekor die gestaltende Hand von Hyppolit Guarinoni, eines zeitgenössischen „Extremisten“ erkennen. St. Mary's Chapel on the Stiftsalm in Voldertal.  With its religious architecture, the whole region wears the stamp of its era. Connoisseurs will recognize, in the  "gingerbread" decorative style, the formative hand of Hyppolit Guarinoni, a contemporary "extremist".

Wie soll man beispielsweise Karl Borromäus bewerten – nach dem, was er Gutes tat (und was wohl zur Heiligsprechung geführt hat) oder nach seiner Rolle in Misox? Ein Rädchen im damaligen Getriebe. Ein Getriebe, das ohne Unterlass wegen Nichtigkeiten (aus heutiger europäischer Sicht) vorzeitige Todesfälle produzierte. Die Marginalisierung von Religion in Europa hat wohl nicht zuletzt in dieser Zeit ihre Wurzel. In diesem Sinne erweisen Fanatiker, die vor den letzten Dingen nicht zurückschrecken, nur dem Satan einen Dienst.

One could carry on with Schlick / Lizum and observe the opposing parties, but of course I am referring to the accompanying music of summer with severed heads and the like. Let's turn back time - let's say 1550 - and look at how we (or our ancestors) behaved. History shows how closely intertwined moderate and extremist elements can be. It shows that exemplary biographies can be contradictory.

How does one for example judge St. Charles Borromeo? By the good that he did (which led to his canonization) or by his role in the political events at Misox (witch burnings at Val Mesolcina, 1583)? A cog in the gears of that time. A process driven without cease by nullities (from today's European perspective) which led to premature deaths. The marginalization of religion in Europe  probably has its roots in this time. In this sense the fanatics, who do not shy from the Last Days, render service only to Satan.


 

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