Montag, 20. Dezember 2010

Die Autobahneinhausung und ein bedenkliches Jubiläum

Still ist es in Amras - heute abend. Gäbe es welche hier, könnte man in dieser Mondnacht wohl die Wölfe heulen hören. So nimmt man andere Klänge war: Das Rauschen der Zentralheizungsbrenner in den Kaminen (!) oder der Viertelstundeschlag der Glocke (eben bei der Aufnahme des Photos)
Noch gestern war man mit den letzten Arbeiten zur Verlegung des Verkehrs in die Röhre beschäftigt.....
Am 19.12.2010 war der talwärts fahrende Verkehr noch nicht in der Röhre. Fieberhaft wurde an der Höherlegung der Freileitung gearbeitet. Die Amraserkrichturmuhr im Hintergrund zeigt gerade 12h05.
 Es ist schon bemerkenswert, meinte am Sonntag unser Pfarrer, dass es auf den Tag genau nach 67 Jahren in Amras besonders friedlich wird.
Der 19.12., 12h05 ist nämlich der Jahrtag der Verschonung von Amras durch die Bomben des 2. Weltkriegs. Es erwischte damals zwar das Feuerwehrhaus (lt. Chronik, und es ist auch am alten Feuerwehrstandort einen entsprechende Gedenktafel montiert). Menschen kamen aber nicht zu Schaden und im Gegensatz zum Kloster Wilten wurde die Kirche in Amras nicht zerstört.
Das Bild oben habe ich am 19.12.2010 ziemlich genau um 12h05 aufgenommen - zugegebenermaßen war ich nicht beim Rosenkranz in der Kirche.

Vor 67 Jahren sah es in Amras also so ähnlich aus (das hier ist ein Photo aus der "Sammlung Pfannenschwarz", das in etwa dort aufgenommen wurde, wo heute das Lehrerheim liegt (am Ende der Amraserstraße) und einen Bombenangriff auf den Hauptbahnhof zeigt, links sieht man die Masten der Umgehungsbahnlinie durch die Amraserfelder, rechts die selbe Freileitung, die nun höher gelegt wird)
Was damals vorgefallen ist, ist am besten in einem Zeitzeugenbericht zu lesen - meine Vaters, 
hat darüber Buch geführt(er lebte damals mitten in der Stadt) und hat Anfang der Neunzigerjahre auch einen Artikel darüber im "Fenster" verfasst:

Mein Vater erklärt im Vorwort zu diesem maschinengeschriebenen Buch, dass er diese Texte aus seinem auf Kriegspapier geschriebenen Tagebuch entnommen hat und nur grobe Schreibfehler entfernt wurden.
Das ganze ist natürlich aus Stadtperspektive beschrieben - wo sich das ganze so anhört, als wären in Amras nur ein paar Felder.
Meinen Vater hat natürlich das Technische sehr interessiert.  Obwohl mittendrin im Grauen hat er weitaus mehr technische Details in Erinnerung behalten als schreckliche Momente, während viele andere Menschen diese Zeit auch heute nicht verarbeitet haben. In Amras feilen selten Bomben, die psychische Belastung durch dei Alrme war aber sicher gleich groß wie in der Stadt  Am 19.12. gab es  auch einen Treffer nahe des Elternhauses meiner Mutter, der tatsächlich nur ein Feld erwischte. Allerdings war mein Urgroßvater während dieses Augenblicks im Haus, da er zu schwach war, um in den Luftschutzstollen zu gehen.
Den Zugang zu den Luftschutzstollen, die in Amras in recht standfestem Fels (Quarzphyllit) liegen, hat man auch wie hier bei der Autobahneinhausung offen gelassen. Man weiß ja nie.....

Doch zurück zur Stromleitung  und zu diesem schönen 19.12.2010, 67 Jahre danach.



Wie man sieht: Eine atemberaubende Kraxelei!

2 Kommentare:

Marcellina hat gesagt…

"Was damals vorgefallen ist, ist am besten in einem Zeitzeugenbericht zu lesen - meine Vaters,
hat darüber Buch geführt"


DAS würde ich sehr gern lesen...

Paschberg hat gesagt…

Kulturzeitschrift: Das Fenster 60/61, Sommer 1996, Seite 5727-5751)
Das ist allerdings noch etwas technischer als das Tagebuch. Ich weiß noch nicht, ob ich das ganze kopiere und evt online stelle.

Ansonsten gibt es noch einen Artikel von ihm in den Tiroler Nachrichten vom 13.12.1958: "Erinnern sie sich noch - Bomben auf Innsbruck"