Dienstag, 23. Oktober 2012

Neue Straßenbahnendstation Amras

Huch! Philippine Welserstraße mit Straßenbahn.

Seit 1976 (mit zeitlich limitierten Variationen) gehe ich auf dem Weg in die Stadt die Philippine Welserstraße hinaus, um die Straßenbahnlinie 3 zu nehmen, die im Niemandsland auf den Feldern vor Amras endete. Mit den Jahren wurden die Flächen zugebaut. 

Erinnerungen aus Kindheit und Jugend: 
Frühmorgendliche Wanderung raus aus dem „Dorf“; oft mit starken, kalten Gegenwind. Im Frühsommer war es wohl angenehm ; doch ich habe nur in Erinnerung, dass ich meist halb blind vor Kälte bei der Straßenbahn ankam. Hoffen darauf, dass ein freundlicher Fahrer Dienst hat, der noch wartet wenn er Fahrgäste sieht und nicht demonstrativ wegfährt. Die Fahrpläne waren damals eher Richtschnüre. Heimweg meist zu Fuß, den die Straßenbahn blieb im Stau hängen und kam nur „Rudelweise“ alle 20-30 Minuten. Wenn sie kam „gstessen voll“. Reinzwängen und hoffen, das es ab dem scharfen Eck gemütlicher wird. Das Mitfahren in der Wendeschleife der Endhaltestelle Amras und das Aussteigen ohne Bahnsteig auf schlammigen oder staubigen Feld (je nach Wetterlage) noch in guter Erinnerung (heute denke ich "Ostblockcharme"). 
Die Thuje bei der Mormonenkirche, von der ich mir am Heimweg öfters Zweige abriss weil sie so gut riechen (hätte ich mir Gedanken über die Giftigkeit dieses Baums gemacht, hätte ich das wohl bleiben lassen). Es folgte unbebautes Feld, auf dem man im Winter meist südseitig auf einer ausgetretenen Spur im Schnee ging. Beim Trappschlössl (dort wo gegenüber die Raika steht) war man wieder im „Dorf“. 

Der ca. 10 minütige Weg (in meiner besten Zeit brauchte ich nur 4 Minuten) von und zur Straßenbahn als Aufwach- und Abschaltphase am Weg zur Schulem später zur Uni, aber doch irgendwie nervig. Den schön ist der Weg nie gewesen. 

Man hört immer wieder von Plänen, dass die Straßenbahn zum Dorfrand verlängert werden soll. Genaugenommen gab es die schon kurz nach der Fertigstellung der damaligen Endschleife. Mit den Jahren fährt die Straßenbahn regelmäßiger. Es wird von Ausbau gesprochen. Doch Mitte der 80´er Jahre zieht die damalige Stadtregierung vor der Autolobby den Schwanz ein und baut stattdessen O-Busse die nicht so stören (wer wenn stört war zu hinterfragen). 

Ich fahre in der Folge mit der Dreier in die Stadt und des öfteren mit der Igler heim – der Weg ist einfach schöner und geht (damals für mich wesentlich) bergab. Ich lerne den Paschberg genauer kennen. Wer weiß wann es wieder vernünftige Verkehrspolitik gibt. Da muss man durch. Im Wald ists auch schön. Mögen sonst die Verrückten herrschen.

Jahre vergehen. Jahrzehnte. Und mit einem Mal wendet sich das Blatt. Man spricht vom großen Straßenbahnausbau, der Regionalbahn – und auch Amras soll was abbekommen. Sicher –man hat sich arrangiert. Man ist älter, der lange Weg geht sich von allein (auch wenn längst nicht mehr so schnell). Man freut sich still, dass was weitergeht, wagt aber kaum zu hoffen. Dann wird es ganz konkret – und plötzlich gibt es wieder Verzögerungen. Gleichzeitig spricht man über den Ausbau der Graßmayrkreuzung. 

 Ich erinnere mich an eine Gespräch mit einer recht vernüftigen Nachbarin in der Tram. Sie: Mit der Straßenbahnverlängerungen wird’s wohl nichts. Ich: Ja. Leider. Sie: Aber es ist für unsere Altersgruppe ohnehin gesünder zu Fuß zu gehen. Ich: Aber solange man für einen nutzlosen Schwachsinn, wie die Graßmayrkreuzung zwanzigfach Geld hat, könnte man auch für etwas immerhin mittelmäßig nützliches Geld ausgeben. ….darauf etwas betretenes Schweigen. Sie kennt wohl ein paar Entscheidungsträger persönlich.

Es plätschert das Projekt dann so dahin (siehe meine Berichte hier, hier und hier). 
Und endlich geht es Ruckzuck. Es ist schon etwas unheimlich,  zu sehen, wie 35 Jahre Erwartetes entsteht. Hoffentlich war nicht nur das Wünschen Glück.

Heute, 23.10.2012, ca. 15:23 schiebt sich die erste Tram auf das frisch verlegte Gleis die 330 Meter näher nach Amras. Noch ist es nur nur eine Probefahrt, doch ab 26.10.2011, 11h00 wird es ernst

Ersteinfahrt in den Bahnhof Amras um ca. 15:32 (der zurecht als Bahnhof bezeichnet werden kann)
Das neue Dorfbild. Endlich ists wieder dörflicher. (Ich verbinde mit dem alten Dorf unter anderem einen Himmel voller Leitungsdrähte, da die Stromversorgung in den Siebzigern noch über Dachreiter erfolgte und an der Ecke Geyrstraße /Philippine Welserstraße ein klobiger Strommast stand an dem alle Häuser im Dorf wie an einem Spinnenetz hingen. Ich habe ehrlich gesagt den "Fortschritt" der Erdverlegung damals nicht verstanden, mir gefielen die Drähte, auf denen im Herbst etliche Vögel hockten. Und man fühlte sich zumindest strommäßig "verbunden")
Warum man allerdings insgesamt 6 (sechs) Weichen gebraucht hat, verstehe ich nicht ganz. - Nicht das ich mich über so eine tolle Anlage nicht freue.

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