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Es begann alles mit einem Sommerregen am 19. August... |
Sommer. Frühmorgens die Fenster weit auf, damit die Morgenkühle durchs Haus ziehen kann, bevor man das Haus mit Rollos verschlossen als letzten Speicher von etwas Kühle zurücklässt, tagsüber nur von sich selbst bewohnt. Mit dem Fahrrad zur Arbeit. Der wievielte Flipflop-Tag dieses Sommers ist das eigentlich? Das Hemd natürlich aus der Hose hängend, damit es schön zieht. Lange Tage im Halbschatten des Büros. So schläfrig die Stadt erscheint, geht da wohl ordentlich was weiter. Das Licht wird gleißender, mit Fortschreiten der Sonne in den Zenith werden die Straßen leerer, jeden im warmen Wind wehenden Rock und dadurch frei gelegtes zu einem Ereignis werden lassend. „Schreiten“ in die Mittagspause, die Bewegung vorsichtig an das Maß annähernd, dass Hitze und kühlende Luftbewegung optimiert.
Frühnachmittäglich Hitze. Am Boden sitzend im Schatten eines Baumes am Landhausplatz. Der weiße Boden ist selbst in der Sonne erstaunlich kühl. Und man kann den Kopf mit Licht aufladen. Fast immer streicht ein leichter Wind über die erstarrten Dünen des Platzes.
Um vier oder fünf Uhr schließlich mit der Iglerbahn ins Mittelgebirge. Nicht zum Lansersee. Komisch; im Sommer habe ich selten Bedarf schwimmen zu gehen – außer in Seen in denen man wirklich nur im Sommer reingehen kann. Daher also mit dem Rad in den Wald. Das Moos ist trocken, doch die Farben erscheinen noch frisch. Kühle ist hier noch vorhanden. Auch wenn es eher einer Erinnerung an Kühle gleichkommt. Gemächliches Fahren auf Waldwegen, immer die Waage zwischen minimaler Bewegung und maximalen Fahrtwind haltend. Sich vorstellen man könnte nun so ostwärts bis Kufstein fahren….
Das Abendessen streichen. Stattdessen kurz vor Sperrstunde des Kiosks in Judenstein Eis essen. Zu guter letzt Heimfahrt mit der Abendsonne im Gesicht und dem Rätsel, wo eigentlich die Grenze zwischen den Farben Grün und Rot ist. Wahrscheinlich ist es doch eine Farbe, nämlich Gold.
Dämmerung. Das Gefühl mit oder ohne Gewand angezogen zu sein. Das geht nur wenn die die Lufttemperatur nahe der Körpertemperatur, aber eben doch noch etwas tiefer liegt. Im Garten liegen und das noch verschlossene Haus betrachten während der Himmel stetig dunkler, die einzelnen Wolken heller werden. Zuerst sieht man noch einzelne Flugzeuge, wie Sterne im Abendlicht hoch oben aufblitzen, dann nur mehr Sterne.
Nahe Mitternacht leichtes Öffnen Fenster und Rollos im ganzen Haus, damit der laue Nachwind durch die Räume wehen kann. Hinüberdämmern in einen seichten Schlaf, denn von diesen Sommertagen darf man nichts versäumen.
Wie lange geht das nun schon so? Der Mensch hat eine selektive Wahrnehmung. Mag der Sommer statistisch verregnet sein - in der Erinnerung reihen sich die davon eines Sommers würdigen Tage zu einem geschlossen Block an Eindrücken, die sich im Laufe des Lebens vermehren. Davon vermögen Regentage nichts zu vernichten.
Der Sommer bleibt für mich ein Vorgeschmack auf das Paradies – auch wenn niemand weiß, wie das aussieht. Schon deshalb möchte man nichts davon auslassen, denn wer weiß, ob man dorthin auch wirklich kommen darf?
Und so werden die Tage zusammengesammelt, an denen alles passte.
Vielleicht ergibt sich in den statistisch zu erwartenden ca. 80 Lebensjahren dadurch der durchgehende Sommer (also 90 Tage) von dem manche, wie ich, träumen. Das ist auch ein Grund, sich nicht vor der Zeit diese Möglichkeit zu nehmen.
P.S.: Jetzt sitze ich gerade hier (vor dem Computer, nicht auf dem netten Plätzchen im obigen Bild nahe von Mils), um diesen Beitrag nach beendigtem Wohnungsputz zu bloggen. Mir ist heiß. Tunlichst zu vermeiden ist daher an solchen Sommertagen Hausarbeit. Man kommt dabei gleich stark ins Schwitzen, wie im Winter ;-)