Donnerstag, 8. Dezember 2022

Ruetzwerk

Endlich gelang es wieder einmal die "Traditionswanderung" von Igls nach Telfes durchzuführen. Das ist eine von zwei* Möglchkeiten vom Tummelplatz mit der Tram ins Stubaital zu kommen:
 
 Rauf nach Igls, dann (um 10:27) Wanderung über Patsch, Europabrücke, Maria Theresianische Brennerstraße, Stollensteig, Gallhofweg und Leitensteig nach Telfes, dort einstieg in die stubaitalbahn nach Innsbruck (um 13:36). 
 
In etwa in der Halbzeit (11:49) blickt man vom Beginn des Stollensteigs hinab auf das Dach des Ruetzwerks, das von Ing. Riehl zur Stromversorung der Mittenwaldbahn gebaut wurde. Bei Telfes gab es bis in die Achzigerjahre noch einen Auqädukt (externer Link zu Ansichtskarte) mit einem Kanalwärterhaus, das dem Bahnhof Hochzirl sehr ähnlich sieht (es steht noch heute).
 
 Das Ruetzwerk selbst ist ein interessantes noch sehr im Historizismus verhaftetes Gebäude. Ganz im Sinn der Frage "In welchem Stile und mit welcher Typologie wollen wir ein Karftwerk bauen?" Hier scheinen sich die Planer Anregungen bei der Innsbrucker Heiliggrabkriche genommen zu haben. Auch die Kraftwerkshalle besteht aus sieben Kapellen, was man vor allem im Luftbild gut erkennt. 
 
Es ist zu vermuten, dass selbst, wenn Riehl sich von seinem Bruder in Berlin den jungen Mies van der Rohe vermitteln hätte lassen, trotzdem kein Farnsworth House herausgekommen wäre (denn das "Klösterli" von Alois Riehl sieht etwas bieder aus)
...doch wer weiß?

*)die zweite Möglichkeit, die ich noch schuldig blieb: Tummelplatz-Bergisel (L 6), Stibaitalbahnhof-Telfes (Stb)

Freitag, 2. Dezember 2022

Ein unscheinbares Baudenkmal

Was ist das? Straßenbahnfreunde aus der Gegend wissen es gleich: Die Remise der ehemaligen Hallerbahn am unteren Stadtplatz in Hall.
 
Bei der Verleihung des Bahnkulturpreises 2022 sprach auch Bürgermeister Margreiter, dass man aus der Remise etwas mit historischem Bezug machen sollte. Wie auch immer, ich würde es bevorzugen, wenn die Regionalbahn bis zum Haller Krankenhaus und weiter nach Mils führe. 
 
Aber immerhin scheint es ein gewisses Wohlwollen gegenüber der Bahn, wenngleich noch nostalgisch gefärbt, zu geben. 
 
Vielleicht ist diese Remise auch ein Tschechowsches Gewehr?

Freitag, 25. November 2022

Österreichischer Bahnkulturpreis 2022

Schon sechs Tage später findet man sich wieder in der Remise.
 
Den Tiroler Museumsbahnen wurde der Österreichischen Bahnkulturpreises 2022 verliehen. Die Festgäste beäugen gerade den renovierten Zug und Landesrat Rene Zumtobel (links) schießt ein Erinnerungsphoto.
 
Aus dem oben verlinkten Text ein Auszug: 
Das Siegerprojekt wurde von 1986 bis 2020 in ehrenamtlicher Arbeit von den Mitgliedern der Tiroler MuseumsBahnen (TMB) aufgearbeitet. Dabei wurde eine eindrucksvolle Begleitrecherche angestellt, um die einzelnen Fahrzeuge bei den unterschiedlichen Eigentümern ausfindig zu machen und in einen historischen Zustand zu überführen. Diese Zugskomposition ist nicht nur für den Innsbrucker Raum identitätsstiftend, sondern auch in der österreichischen Rollmaterialgeschichte von hoher Bedeutung. Das Projekt wurde auch von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben und der Stubaitalbahn GmbH (IVB) über die Jahre unterstützt. 
 
Man kann sagen, dass damit die Vereinstätigkeit beinahe künstlerische Weihen erhielt. Denkmalschutz bei Fahrzeugen ist ja eine ziemlich Gratwanderung zwischen denkmalschützerischen und sicherheitstechnischen Ansprüchen. Da das Wesen eines Fahrzeugs "Fahren" ist sind hier Kompromisse nötig und es ist erfreulich, dass die hier gelebte Praxis gewürdigt wurde.
 
Hier noch die Liste aller Preisträger im Jahr 2022.

Samstag, 19. November 2022

...also Zukunft

"...also Zukunft..." steht im Hintergrund auf der PHT und kommentiert den Vordergrund, wo gerade der originalgetreu renovierte Triebwagen 4 der Tiroler Museumsbahn in der neuen Regionalbahnremise der IVB rangiert wird.
 
Ich möchte hier zum Beitrag Tschechows Gewehr, 2011 verweisen und greife zudem einen Text aus dem Jahr 2005 auf der alten offline gmx-Homepage auf (Selbstzitat): 
 
 100 Jahre Innsbrucker Straßenbahn....105 Jahre Igler Bahn 
Als am Samstag, den 16.7.2005 anläßlich der 100 - Jahrfeier der Innsbrucker Straßenbahn der Triebwagen 1 mit den Ehrengästen eine kleine Rundfahrt unternahm, drängte sich der reguläre Triebwagen der Linie 6 ins Bild - So als wollte die Igler sagen: 
 

"Und vergeßt auch mich nicht! 
 
Linie 6 - vorwitzig beim 100 Jahrjubiläum Bürgermeisterin Hilde Zach
 

 
- hier am Fahrschalter des Wagens - Buergermeisterin Hilde Zach am Fahrschalter scheint recht viel an der Igler gelegen (obwohl auf diesem Triebwagen "4" steht) zu sein. 
 
Sie hat jedenfalls recht lange über die Adaptierung der Iglerbahn als Nostalgieroute und / oder für touristische Zwecke gesprochen. Machen könnte man ja viel. Und auch wenn man wohl angesichts des kommenden Wahlkampfes nicht jedes Wort in die Goldschale legen sollte, wird diese Aussage hier trotzdem dokumentiert. 
 
Nicht daß es dann jeder vergessen hat, wenn man erneut über eine Einstellung der Bahn sprechen sollte. Ich denke es wäre viel geholfen, wenn die Bahn sommers, wie winters bis in die Innenstadt fährt.... wenn Sommer und Winterfahrplan die gleiche Bedienzeit (ca. 6 - 20h00) haben.... wenn man aufhört, den "Sightseer" als Konkurrenzparallelverkehr zum Schloß Ambras zu führen und den ca. 200m langen Fußweg bis zum Park so verbessert, daß er auch bei schlechtem Wetter mit leichten Schuhwerk begangen werden kann (oder aber die Station Schöhnruh entsprechend adaptiert).

Sonntag, 13. November 2022

Hommage Gerhild Diesner

Mühlsee, nicht Viller Moor. Föhn. Eine Hommage an Gerhild Diesner.

Freitag, 11. November 2022

Bad Gastein

Ein Freund musste/durfte kürzlich einen Kuraufenthalt in Bad Gastein verbringen. 
Nicht ganz uneingenützig hab ich ihn dort besucht (und bei seinem dichten Kurprogramm war der Besuch selbst nur kurz), denn für mich war Bad Gastein bis dato ein weißer Fleck, von dem ich nur die übliche Ansicht mit der Hotels und der markanten Wasserfall kannte.
 
Wichtig war, dass er mir geraten hat, zuerst beim Bahnhof die Gletschermühlen anzuschauen. Dadurch ging ich zuerst südwärts um den Bahnhof und die Pyrkershöhe herum. Also entlang der Werksiedlungen von Gastein mit Blick auf die Tauernbahnrampe nach Böckstein (die hier so aussieht, als wollte sie direkt das Palfenkar in Angriff nehmen), dann die Anhöhe mit der schön sanierten Therme zuletzt entlang der Gletscherschliffe in die Klamm der Gasteiner Ache einschleifend.
 
Mit der Mischung aus altehrwürdigen Gründerzeitbauten (in denen manches gekrönte Haupt nächtigt, wenn man die Täfelchen an den Unterkünften liest), brutalistischen Bauten aus den Siebzigerjahren sowie dieversen Industriebauten im südlichen Ortsbereich, die  doch ein wenig an die Bergbauvergangeheit des Orts erinnern mutet alles wie eine Szenerie aus "Planet der Affen" oder Wells "Zeitreisendem" an.

Das Morbide, das ich mit Bad Gastein verband, schürte aber eher die Erwartungshaltung einer Szenerie aus einem Tarkowsky-Film (Nostalghia?, Stalker?).  Diese Erwartunghaltung wurde nicht erfüllt. Denn auch wenn Bad Gastein wohl in den letzten Jahren einen Tiefpunkt erlebt hat, so scheint sich doch mittlerweile eine Aufbruchstimmung im Ort auszubreiten. Es wird gebaut (architektonisch durchaus überzeugend) und saniert.
 
Der präsente Naturraum um Gastein herum und die emsige Tauernbahn, auf der nicht wenige Güterzüge majestätisch über dem tiefen Abrgund der Gasteiner Klamm gleiten, lässt tatsächlich nur zuversichtliche Gedanken aufkommen; selbst wenn man durch aufsteigende Nebelfetzen in den dämmerigen Höllenschlund der Klamm hinabsteigt, zwischen dampfenden Thermalleitungen, dröhneden Wasserfällen, glänzenden Gletscherschliffen und jähen Felsbabrüchen, kann man sich recht gut vergewärtigen, warum der Ort einst, vor all die großen Hotels gebaut wurden, aufgesucht wurde, um Kraft zu tanken.

Dienstag, 1. November 2022

Naturwaldzelle: Lindenmischwälder Sillschlucht

Im Schluchtwald ober der Sill, am Verbindungssteig von der Villerstraße zum Sill Vill Steig: Etwas rechts unterhalb liegt das ominöse Autowrack. Der Helm liegt hier schon längere Zeit rum. Nun so auf den Stamm gepießt war es recht erschreckend diesen plötzlich zu sehen. Aber es passte gut zum Allerheiligenwetter.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Hechenberg "Direttissima"

Bergsteigen ist mitunter eine interessante psychologische Erfahrung. 
Das eine Mal dreht man um, weil kein Weg zu finden ist. 
Das andere mal geht man am selben Platz vorüber und fragt sich: Was war eigentlich das Problem? 
 
So weit möchte ich hier aber nicht gehen, denn ob diese Tour für mich wiederholbar ist, weiß ich nicht.
 
Ohne Osm Mapper "Hungerburgs" (real, nicht virtuell) Führung wäre es mir nicht gelungen. Danke dafür!
So war mir u.a. dieser Blick auf "meine" Talseite vergönnt - von einem scheinbar uneinnehmbaren Balkon inmitten der Felswände des Hechenbergs, dennoch auf einem Steig ohne Kletterausrüstung erreichbar (auch wenn ich Helm trug). Links unten sieht man übrigens ein kleines Stück der den Nattererboden, dahinter ein Stück Wald des Paschbergs in der Gegend von Vill - und oben den Bergkamm des Glungezer.
Der vormalige Umdrehpunkt war ein kurzes Stück in hohem rutschigem Gras, aber mit etwas "Tscherggen" konnte man sich den Weg sicher freiräumen.
"Sag niemals nie" passt hier ganz gut.


PS
Nun fällt mir eine Anekdote ein, die mir mein Vater über den Hechenberg erzählte: In den Fünzigerjahren stürzte ein Segelflieger in die Wände des Hechenbergs. Der Pilot wurde geborgen. Mein Vater wunderte sich, wie das dort möglich sei; sein Vater (ein alter Glockenhofer) meinte: "Der Hechenberg ist voll von Wegen".

Dienstag, 25. Oktober 2022

1 Jahr Klimaticket

Heute ist der letzte Tag der Gültigkeit des ersten Klimatickets. 
Zeit Bilanz zu ziehen. 
 
Ein Bilanz, die ich tatsächlich erst im Jänner 2023 abgeschlossen habe. Was hats gebracht? Für mich selbst hat sich die Investition jedenfalls rentiert. Ca. vier Monate nach dem Kauf (Gültigkeit ab 26.10.2021), genau gesagt am 9.2.2022, habe ich bereits in Einzelfahrscheinen gerechnet den Kaufpreis herinnen gehabt.
 
Kritische Stimmen in meinem Umfeld haben gesagt, dass das Klimaticket das falsche Signal wäre, da damit mehr gefahren wird. 
Stimmt das? 
 
Ich habe  übers ganze Jahr mitgerechnet, ob ich außerhalb Tirol (zuvor hatte ich ja bereits das Tirol Ticket) mehr gefahren bin. 
Das ist der Fall. 
Normalerweise bin ich im Jahr einmal nach Wien und habe im Schnitt vier "Rausgraser" in Nachbarbundesländer (je einen großen Urlaub nicht eingerechnet). Nun wuchs das auf insgesamt 8 Ausflüge an. Dafür hätte ich in Einzelfahrscheinen gerechnet knapp das ausgegeben, was das Tirolticket plus selbige Einzelfahrscheine gekostet hätte.
 
In Kilometer gerechnet habe ich ca.10000km in Tirol und nochmals 3000km in Österreich mit Öffis zurückgelegt. Die PKW - Kilometer bewegen sich bei mir schon seit mehren Jahren max. um die 1000km (zu ca. 70% dienstlich veranlasst). Die Fahrradkilometer bei ca. 4000km, Gehkilometer bei ca. 1000. Dabei hielt sich der Aufenthalt in überfüllten Öffis sehr in Grenzen.

Für mich hat das Klimaticket den Effekt gehabt, dass ich mich in meiner innerösterreichischen Mobilität den Möglichkeiten von Autofahrern angenähert, ein wenig überschritten habe - zumindest wenn die Statistk stimmt, dass im Durchschnitt jeder PKW in Österreich 13900km lt. Imas-Umfrage zurücklegt.
Zum Kaffee nach Wien fuhr ich nie. Aber ich fuhr einige Ziele an, die ich schon längst sehen wollte (einfach Label "Klimaticket" rechts antippen; unter dem Link findet man aber nur die größeren Ausflüge; genaugenommen könnte man fast alle Blogeinträge hier mit dem Klimaticket verlinken)
 
Man könnte daraus nun tatsächlich diese etwas seltsame Kritik formen: 
Das Klimaticket erleichtert eine dem PKW gleichwertige Mobilität für Menschen, die kein Auto haben oder es wenig nutzen (wollen).
 
Das erscheint mir ungefähr vergleichbar mit der Kritik die bei sozialen Wohnbauten aufkommt, wenn diese womöglich höherer Qualitäten als frei finanzierter Wohnbau aufweisen. Quasi sozialer Wohnbau muss deprimieren, sonst ist er nicht sozial.

Das ist aber eine sehr zynische und grundfalsche Interpretation des Spruchs im Matthäusevangelium "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.", der sich nicht auf etwas Materielles bezieht.

Samstag, 22. Oktober 2022

Friesach

Ein Wochenendauslfug nach meinem Geschmack. Begonnen hat alles mit einer lange geplanten coronavertagten Fahrt nach Bruck an der Mur. Natürlich mit der Bahn. 
 
Dort besuchte ich mit einem Freund die Zentrale von Innofreight die nicht nur große Container-Bahnlösungen anbietet, sondern auch mit der Innobahn eine nicht weniger große Modellbahnanlage beherbergt. Da der Chef der Firma ein Studienkollege meines Freundes ist, wälzten wir den Ausflugsplan schon seit Anfang des Jahres...nun endlich. 
 
Tagesausflüge in die Steiermark sind mir nicht unbekannt. Doch eben deshalb seilte ich mich dann nach Kärnten ab und hängte noch zwei Nächtigungen in Friesach dran. Ein Ort, den ich erst seit einem knappen Jahr kenne - als ich wegen einer anderen Frage "gotische Kirchenruine in Österreich" recherchierte und auf dieses für mach bis dahin aus der Mittelschulgeographie bildlose Friesach stieß. Doch das anlassgebende Rätsel ist weiterhin ungelöst.
 
Die Zeit scheint in Friesach ein wenig stehen geblieben und man vermarktet das dann auch sehr mittelaltermäßig in der Hauptsaison. Nun, im Herbst und bei dem nicht bestellten Sauwetter, war die Stadt ein besonderes Erlebnis. Die Touristen konnte man an einer Hand abzählen. Am Samstag war die Stadt wie ausgestorben, da der örtliche Sparverein zu einem Busausflug lud. 
 
Wer über Friesach Historisches lesen will, wird so wie ich, in der Wikipedia ausreichend fündig. Was es darüber hinaus zu berichten gibt: 
Ein Konditorei im Ortszentrum die hausgemachte Schokoladen verkauft (Craigher). Etwas außerhalb des Ortes ein Verein, der eine mittelalterliche Burg mit fast ausschließlich mittelalterlichen Werkzeugen und Methoden baut - nun schon seit ca. 30 Jahren (gehört hab ich davon wohl). Ein stillgelegtes Bergbaurevier am Gegenhang, in dem ähnlich wie in Schwaz Silber und Arsen zugleich vorkommt. Ein Bahnhof, in dem man in eine S-Bahn einsteigen kann, die bis Lienz fährt. Wildromantische Steige zu den Burgen oberhalb der Stadt. In der Umgebung Berge mit Karstschlünden (am Grebenzen). Die Rudolfsbahnstrecke von Unzmarkt bis Mariahof - trotz Mittelbirgslage eine wirkliche Alpenbahn: kurvenreich zweigleisig in Hanglehne, unten das Murtal, am Gegenhang die Felswand mit dem Puxerloch. Zerklüftete, labyrinthisch anmutende, Waldgebiete mit klingenden Namen, wie Wildbad-Einöd (das allerdings architektonisch ziemlich verhunzt ist). 
 
Da ich schon so umwegig* unterwegs war, habe ich nicht die S-Bahn nach Lienz genommen,  sondern bin über Unzmarkt und das Murtal retour (also Murau, Tamsweg, Mauterndorf-Obertauern, Radstadt). "Leider" jede Menge Seitentäler oder eher Haupttäler, wenn ich an Krakaudorf denke; und Blicke, die verheißen: "Da müsste man mal hin". 
 
*)Ich weiß nicht, ob Doderer den Showdown seines "Romans aus dem österreichischen Barock: Ein Umweg" in Unzmarkt wegen der etwas umwegigen Lage, wegen des überbordenden Barockaltars in der dortigen Pfarrkirche oder wegen der für Recherchen leichten Erreichbarkeit aus Wien gewählt hat. Diese Frage ist den Heimitisten zu überlassen.


Samstag, 15. Oktober 2022

Historischer Triebwagen in Igls

Auf der Iglerbahn nichts Neues. Das Alte dafür aber gut gepflegt. Ob es in absehbarer Zeit etwas mit der Attraktivierung der Igler tut ist noch immer unklar. Gefühlt bin ich schon häufiger als Schaffner als als Fahrgast dort unterwegs
(obwohl ich das im Vergleich zu anderen egagierteren Kollegen bei der TMB sehr selten mache).
 
Dazwischen gelegentlich ein Schnappschuss. Wenn ich am Paschberg wandere, fährt sie ja leider meist nicht :-/

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Ein neuer Radweg

Es muss wohl so um 1983 gewesen sein, als ich hier in etwa auf Achse des Zauns zum ersten Mal mit dem Rad "durchfuhr".
 
Ein schmaler Trampelpfad führte damals zwischen Bahn (links) und Autobahnabfahrt (Böschung rechts) vom als Sackgasse endenden Feldweg im Osten bis zur Landesstraße entlang der Melach. Der Abstieg dorthin war nicht fahrbar; man musste das Rad über eine ca. 1,5m Hohe Stützmauer auf die Landesstraße herablassen, sparte sich aber den Umweg durch die meist unter Wasser stehende Kriechunterführung westlich des Bahnhofes Kematen (die außerdem n.m.E. damals noch vergittert oder mit Gerümpel verstellt war). 
 
Lange Jahre bin ich (und wohl auch niemand anderer) diese Route nicht mehr gefahren: Radlen und Kraxeln (oder sollte ich sagen "cycle & scramble") tritt nur ungern in Kombination auf (mag es auch Menschen geben, die ihr Rad auf die Hohe Munde tragen).
 
Zuletzt wollte ich vor ca.5 Jahren dort durch, Brennessel und Brombeeren standen im Weg, der Trampelpfad aus meiner Jugendzeit war nun wohl Geschichte. Aber nicht tot.
 
Seit diesem Sommer ist hier und hier nun einiges passiert: 
Die vormalige Kriechunterführung ist in eine Radwegunterführung ziemlich exakt nach RVS gewandelt (m.M. nach nicht steiler als 6%). Der vormalige Trampelpfad schwingt sich nun auf einer Holzbrücke über die Landesstraße und dort in einen Verbindungsweg zum Innuferradweg im Norden. Im nächsten Jahr soll dann noch ein Melachuferradweg am rechten Ufer folgen.
 
Manche Dinge brauchen Zeit, obwohl sie auf der Hand lägen?
Manchmal ist Geld doch auch für sinnvolle Investitionen da?
 
 
Sachlich betrachtet sind diese Maßnahmen im Nachhall der Erschließung der Marsonergründe "geschehen". Ein Projekt, das für sich eine Vorlaufzeit von ca. 15 Jahren hatte.
 
Bei neuen Baulandwidmungen fordert die Raumordnung auch eine verbesserte Erschließung - vor allem für Fußgänger und Radfahrer (fürs Auto wird sie ja ohnehin fast immer exzessiv mitgedacht). Meist bleiben solche Forderungen dennoch auf den St. Nimmerleinstag vertagt. Früher oft gehörter Gemeindespruch: "Bei ins geaht niemand z´Fuß". Die Menschen werden aber - allen Unkenrufen zum Trotz - klüger.
 
Hier wirkte dazu noch bescheunigend, dass Gemeinden für Radwege Fördergelder abholen können und dass in diesem Gewerbegebeit nicht alles Gewerbe, sondern auch ein Hotel angesiedelt wurde. Selbst wenn die Gäste vornehmlich mit dem Auto kämen, erwarten sich diese dann vor Ort dennoch taugliche Fußwege, die das Hotel in der Pampa mit dem dörflichen Umfeld verbinden.
So hatte das Hotel, das hier an einem Unort zwischen Autobahn und Bahn angesiedelt wurde, den Nutzen, dass die alte Kriechunterführung barrierefrei ausgebaut wurde. Was nun auch den Öffi-Pendlern und Arbeitskräften, die direkt in Kematen wohnen, Wege verkürzt.
 

Freitag, 7. Oktober 2022

Gletschermühlen am Lanserkopf

Kolkwanne beim Seerosenweiher
 
Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch wieder etwas "Tagesaktuelles".

Neulich wurde auf "Innsbruck erinnert" in der Diskussion zur Gletschermühle im Ullwald von Frau Henriette Stepanek die Frage aufgeworfen, ob die Gletschermühle am Lanserkopf noch existiere?
 
Gletschermühle im Sinne einen schönen Rohrs ist das keine. Im Übrigen: lt. Wikipedia müsste man korrekt Gletschertopf sagen (ob ich mir das noch angewöhnen werde kann ich nicht zusichern). 
 
Vielmehr handelt es sich bei den Quarzphyllitformationen südlich unterm Lanserkopf um eine Ansammlung von Kolkfragmenten und Wannen in der Felswand. Vor 20 oder 30 Jahren war das Gelände hier abgeholzt; damals konnte man ein Großteil dieser Wand sehen. Bald war das Ganze jedoch verbuscht (mit Brombeerranken) und verschwand aus dem Bewusstsein. Heute wird der Wald wieder höher und man kann in das Dickicht leidlich gut eindringen - ein bißchen Kraxelei ist erforderlich.

Von oben her hingegen, alsauch über einen steilen regelmäßig genutzten Steig vom Forstweg am Seerosenweiher her, kommt man auf die Oberkante der Felswand und kann dort ebenfalls ähnliche Formen, teilweise mit Humus bedeckt, erkennen. Im Ganzen sieht das ähnlich aus, wie man es in größerer Form bei Bächen im Hochgebirge (z.B. Grawafall) sehen kann. Würde hier noch Wasser drüberfließen, wäre es ein netter Badeplatz mit ein paar auch wenig lethalen Rutschen.
 
Ich habe mir das ganze gestern angesehen - unter Beachtung der Regeln, denen ich aufgrund meiner momentanen Verkehrsbeschränkung unterworfen bin (hier konnte ich die Mindestabstände perfekt ohne Makse einhalten;-). Das Photo oben zeigt den Blick durch Dickicht in die Felswand. An die große Kolkwanne hat sich breit und frech ein verzweigter Kirchbaum gesetzt.

Auf dem Plateau, ca. 20 Höhemeter über dem Seerosenweiher sieht man Reste einer alten Bank, die dort auf der Felsplatte stand. Diese dürfte schon vor Jahrzehnten zerstört gewesen sein. Aber das Ausichtsplatzl gibt es wieder.
Mittlerweile sind die Bäume nämlich so hoch, dass man darunter ostwärts  zur Seerosenweiherstraße sieht, zur Villa Partl und dorthin wo einst das Haus "Bukowina" stand.


Dienstag, 20. September 2022

Neuer Radweg nach Natters und Mutters

Sehr geehrte Damen / Herren,

Zum neuen Radweg Innsbruck nach Mutters/Burgstall gibt es sehr divergierende Wahrnehmungen. Bei der Fahrt auf der Strecke fällt mir folgendes auf: Die längeren Steigungen von ca. 10% bei Gärberbach und beim Wein/Lärchenweg in Natters und kurze Steilrampen um ca. 13% am Ende des Reinischwegs und bei der Stubaitalbahnquerung unterm Tanzbödele werden Alltagsradler ohne Motorunterstützung abschrecken. Die Schiebestrecke am Sonnenburgerhof und der Schranken bei der Einfahrt in den Weinweg wiederum sind für manch sperrige älter E-Bikes, Räder mit Packtaschen und v.a. mit Fahrradanhängern unpassierbar (wenn man keinen Feuerwehrschlüssel dabeihat).

Was ich mich daher frage:
Die Brennerstraße und die Natterer Auffahrt weisen Steigungen von maximal 6% auf – sind also für Radler leicht befahrbar und mit sparsamen Bremsen nahezu gleich schnell wie der Autoverkehr herunter zu radeln. Was soll nun dafür sprechen, den steileren und hindernisreicheren Radweg zu nutzen?

Wäre eine längere Parallelführung mit der Stubaitalbahn bei der Stützmauerorgie zwischen Sonnenburgerhof und Gärberbach nicht billiger gekommen als die hinaufgestaffelten Stützmauern? Oder soll der stellenweise großzügige Radweg hier ein Platzhalter für einen Spurausbau der Bundesstraße werden?

Ein Radweg hat für Radler funktionell die gleiche Bedeutung wie eine Autobahn für Autofahrer. Wieso werden dann immer noch Radwege mit Schiebestrecken und mit deutlich mehr als 6% Dauersteigung gebaut? Auf Autobahnen gibt es so etwas m.W. nicht.

Sollen Rad- und auch nicht wenige Fußwege nur ein Lehrinstrument sein, um Menschen, die mit Muskelkraft unterwegs sind, davon zu überzeugen, dass es ohne Motor nicht geht und das wirklich hindernisfreies Fortkommen nur mit dem Auto möglich ist? Dieses Eindrucks kann ich mich nicht verwehren.

Liegt es daran, dass Entscheidungsträger entweder zu sportlich oder kaum einmal ohne Auto unterwegs sind? 
 
Nachtrag am 26.9.2022: Der Leserbrief fand anscheinend dann doch, am 25.9., den Weg in die TT. Natürlich sind die Radwege in Italien fragmentierter und unbrauchbarer. Aber müssen wir uns daran ein Beispiel nehmen?

Mittwoch, 14. September 2022

Erntemaschinen

Montag, 7 Uhr früh auf der Wiesengasse kann man Zeuge eines solchen Schauspiels werden. Zwei Traktoren, mit den Reifen gefühlt 3,5m breit schleppen Erntemaschinen und Ladewagen durch ein Maisfeld mit 20m Breite. Abgeerntet ist das ganze in ca. 5 Minuten, wobei die Rangierbewegungen am Ende des kleinen Felds die meiste Zeit verschlingen. 
 
Positiv ist, dass das über einen zentralen Anbieter geht - also muss nicht jeder Bauer ein solches Ungetüm halten. 
 
 Lt. Schweizer Bundesamt für Energie führt ein Input von 2000 kwh/ha zu einen Output von fast 33000 kwh/ha bei Mais (Heizwert, ohne graue Energie). Damit geht sich das aus. Sogar gut. Und es erklärt warum Landwirtschaft, so unschön es für uns Verbraucher in der Vorstellung sein mag, industrielle Züge annimmt. 
 
Die graue Energie bleibt dabei farblich sehr zutreffend der Elefant im Raum, bei dem nicht klar ist, ob er bereits die Decke durchbrochen hat.....

Montag, 5. September 2022

Sparta und Sibaris

In dieser spartanischen Umgebung liegt Sibari. Man möchte es kaum glauben. Aber wahrscheinlich waren Spartaner als auch Sibariten auf ihrer Weise dekadent. Die gegenseitigen Neckereinen der Antike. 
Sibaris hatte jedenfalls eine Lärmschutzverordnung, wohingegen die Spartaner vermutlich schwerhörig waren.
 
Das Hinterland Sibaris, aus dem wir gerade hinunter in die fruchtbare Schwemmebene des Crati fahren, ist hingegen teilweise Siedlungsgebiet der albanischen Minderheit die nach dem Tode Skanderbegs nach Italien einwanderte.
Rechts außerhalb des Bildes erstreckt sich die Hochebene, auf der der Torre Mordillo steht. Dieser befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Spixane,  uns eher geläufig als Spezzano Albanese.

Das Besondere dieses Gebiets und der ganzen weiteren Ostküste von Sibaris bis Metaponto ist jedoch die ausgeprägte Undurchlässigkeit des Gebietes.
 
Fruchtbare Ebenen mit furchtbaren Rad- und Fußwegen.
 
Es wirkt fast so, als hätte sich die Zerstrittenheit der griechischen Stadtstaaten über die Jahrhunderte bis ins Heute tradiert, in dem die Grenzflüsse Crati, Agri, Cavone, Basento, Bradano kaum überbrückt sind und für alles, was kein Auto ist, Umwege hervorrufen, die eine Wegstrecke von sonst 40 km auf 100 km anwachsen lassen. Die Bahn transportiert leider gerade dort keine Fahrräder.

Mittwoch, 31. August 2022

Nördlich von St. Radegundus

Ins Landesinnere*
 
Im Sommer 1987 bin ich mit einem Studienkollegen auf Interrailreise in Großbritannien unterwegs gewesen. Unsere Motivation war hauptsächlich darin zu suchen, dass sich das damalige (und wohl noch immer) Standardwerk der modernen Architekurtheorie „Raum, Zeit Architektur“ von Sigfried Giedion in unseren Augen sehr stark auf den Einfluss des angelsächsischen Raums auf die Entwicklung der modernen Architektur fokussierte.

So lag es nahe, sich auch mit dem Land zu befassen, das für unserer Moderne als Ursprung anzusehen ist und das für mich bis dahin ein ziemlich weißer Fleck auf der Landkarte war – wenn man von einer kurzen Jugendreisendurchfahrt um 1982 absah (wo ich nur London, Menai Bridge, Holyhead und einen zwischen hohen Hecken verlaufenden namenlosen Straßenzug irgendwo in Mittelengland in Erinnerung behielt).
 
Schnell wurde mir bei dieser dreiwöchigen Rundfahrt klar, dass das nicht meine letzte Reise dorthin sein würde. Zu sehr gefiel es mir dort – und ich entdeckte Aspekte dieses Landes, die in der Folge weitere verschlossene Türen möglicher Interessen aufstießen.

So wurden aus einer Interrailfahrt drei. Mein Kollege wandte sich anderen Reisezielen zu; ich selbst reiste dann zweimal allein durchs Land.

Ich erinnere mich noch gut an die zweite Fahrt 1988, im Zug von Dover über Rochester nach London sitzend. Spätnachmittäglich verlief die Fahrt wohl irgendwo zwischen Canterbury und Faversham, vielleicht durch Oversland, ich weiß es nicht mehr. Die Sonne leuchtete tief in den Waggon. Die Hitze war aber erträglich, denn die Draughtfree-Ventilation Schiebefester waren offen. Der Blick aus dem Zug: Heckenbänder, Einschnitte, Dämme, der im Network Southeast obligatorische Stacheldraht entlang der Bahnstrecken, im Laubwerk flimmernd von Sonnenlicht unterschienene Wälder, Ausblick auf wogende Felder. Gelegentlich in der Ferne ein Oastkiln mit dem seltsamen drehbaren Lüftungskamin; Fuchs und Hase Gute Nacht.

Das alles begleitet von einem Gefühl, nun nach einem Jahr heimzukehren, aber auch vom Gefühl, dass das erste Ziel dieser neuen Fahrt, London, schnell hinter sich zu lassen sein wird, um einzutauchen in das Gewirr von Hecken, lauschigen Tälchen, Feldern in denen die Wärme steht und auf denen das Meer, so nah es auch ist, fern und unvorstellbar erscheint; so in sich geschlossen wie die kleinteilige Landschaft wirkt, in der die Eisenbahn die Rolle eines Lineals spielt, um das das Krumme, Verwinkelte, selbstbezogen in sich Ruhende erst richtig zu zeigen. 
 
Meine dritte Reise im Folgejahr hatte ich dann „dramaturgisch“ bereits voll darauf abgestellt, London auszuklammern und mich vom mitunter windgepeitschten Rand ins Landesinnere vorzuarbeiten. Also von der Küste der Insel in ihr Inneres, das so gar nicht Insel sein will. Im Winter zuvor las ich Pevsners "Das Englische in der englischen Kunst".

Das Photo oben wurde bei meiner dritten Reise aufgenommen*. Auf einern Wanderung im Hinterland von Dover, zwei oder drei Kilometer hinter den Kreideklippen, dort wo schon nichts mehr außer dem constableschen Himmel an das Meer erinnert und wo sich dieser Hohlweg von einem Plateau in ein Tälchen senkte, an dessen Grund Kühe weideten. 
 
*) aufgenommen in etwa hier
 
Ich bin seither nur einmal, 2015, "dorthin" zurückgekehrt. Heimatliche Gefühle auch damals. Doch mit dem geschärften Bewusstsein, dass möglicherweise nur die Art der Heimatwahrnehmung der Briten (die das Land meiner Meinung nach sehr deutlich ausdrückt) meine eigene Wahrnehmung geschärft hat, wie sich Heimat definieren kann. 
 
Ein Wegstück von Tösens nach Übersachsen, im Wienerwald, am Paschberg (nona), im doderschen Grenzwald,  oder bei mir im Garten im Buschwerk sieht´s wohl ähnlich aus - es macht aber nicht das allein, sondern die Verortung im Raum: Desto enger das dahinter geknüpfte Netzwerk an Bezügen wächst, desto mehr heimelt es. 
Man muss diese räumlichen Bezüge nur überall knüpfen, wo man hinkommt.

Mittwoch, 24. August 2022

Erbsünde

Verlässt man Matera südwärts in Richtung Metaponto, folgt die Straße dem Hangrücken auf dem sich die Altstadt in Richtung Osten zur Gravina Matera hin senkt, dann schweift der Blick nach Westem weitaus in einen sanft gewellte ziemlich ausgeräumte Agrarlandschaft mit Einsprengseln industrieller Nutzungen, wie hier in Bildmitte oberhalb des Bauernhofes (!) eine erstaunlich kleine Photovoltaikanlage. Gemahnend dem Spruch "Erst wenn der letzte Quadratmeter der Erde zur Lebensmittelproduktion genutzt ist, werdet ihr feststellen, dass man mit Brot kein Auto antreiben kann" ....oder war das irgendwie anders herum?.
 
Aufgenommen habe ich das Photo aber wegen der Brücke, die dort verloren in der Landschaft steht und seit 36 Jahren  vor sich hinrostet. Sie überbrückt den hier in einer Felsschlucht  (= Gravina) eingeschnittenen Bradano - unweit der "Höhlenkirche der Erbsünde" wie Google maps zu entehmen ist.
 
Über die Brücke sollten (geplant wurde das Ganze als Ersatz für die Anfang der 70´er Jahre eingestellte Schmalspurbahn von Matera nach Montalbano Ionica) schon lange Züge der Trenitalia fahren. Doch erst in jüngster Zeit macht man sich Gedanken das Werk zu vollenden. 
 
Vom Photostandpunkt sind es zur Brücke 14km Wegstrecke (wir haben daher den Besuch von Brücke und Felsenkriche nicht in Erwägung gezogen). Von Matera selbst sind es bis zum Endbahnhof dieser Bahnstrecke ca. 5 km Weg und 250 Höhmeter über großteils offenes Land, wie auch hier im Bild. Eine Bahn aus aus dem Nichts in das Nichts. Wenn man dort mit dem Zug fahren möchte, ist man ohne Auto aufgeschmissen.

Es war unsere zweiter Radltag auf unserer heurigen Urlaubsreise mit Ziel Kalabrien. Die Fahrt von Matera hinab war genüsslich, meist mit leichtem Gefälle auf ehemaligen Staatsstraßen, die in Provinzstraßen zurückgestuft wurden und nun langsam verfallen sowie auf stellenweise besser gepflegten Gemeindestraßen, manchmal parallel mit Resten der Bahntrasse der alten Bahn FV Calabro Lucane - an einem Bahnübergang lagen sogar noch die Geleise im Asphalt, was bedeutet, dass der Straßenasphalt dort auf das Jahr 1972 datierte. 
 
Gut drei Stunden ging es durch diese Gegend. Verlassene oder verlassen erscheinende Höfe. Gelegentlich ein Traktor. Ganz ungewohnt für diese "Breitengrade": Kaum Müll am Straßenrad,  kaum Verwesungsgeruch von totgefahrenen Tieren*. Nur Landschaft, wenn auch agarindustriell geprägt.
 
Leicht ist es sich über solche Eigenheiten Südeuropas lustig zu machen. Doch geographisch und wortwörtlich "von oben herab" betrachtet verdichtet sich für mich Eindruck, dass sich der Rückstoß, den notwendigerweise die Entwicklung der Nordhalbkugel hervorrief, auf der Südhalbkugel entfaltete und um das was es uns einst voranbrachte, die Ausgangsbasis zurückgestoßen wurde. Genutzt haben wir unseren damaligen Gewinn zum Vorteil aller nicht (vielleicht wäre es uns ja geglückt auch wenns physikalisch ein Impossibile ist) - und nun ist es natürlich unangehm, dort vorgeführt zu bekommen, was wir nicht sein wollen, was aber doch ein Teil von uns ist.
 
*)Fast zeitgleich fiel uns bei Plaudern während der Fahrt auf den stillen Straßenzügen der aufgeblähte tote Hund ein, der in einer müllübersäten Autobahnunterführung lag, vor 15 Jahren (ca. am 12.9.2007, photographiert hab ich ihn nicht, er sah sehr platzfreudig aus, daher schnell weiter) zwischen Palermo und Sferracavallo. Erleichtert stellten wir fest, dass es hier nicht so ist.


Donnerstag, 11. August 2022

Der Berg ruft? Nein, er schaut.....

Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass ich (selbst habe ich die Erinnerung daran nicht mehr) mit ca. 4 Jahren beim Passieren einer Mure sehr irritiert reagierte, da mich die Mure angeschaut hätte. 
 
Es ist sicher nicht unwahrscheinlich, dass Kinder Dinge zu sehen imstande sind, die Erwachsene gar nicht mehr wahrnehmen können, weil ihnen die Unvoreingenommeheit der Betrachtung abhanden kam und das das Leben ja auch in der Regel erleichtert: Ohne Ungeheuer unterm Bett schläft es sich leichter.

Ob solche Wahrnehmungen, die auch auf eine Beseeltheit der Dinge schließen lassen müssten, sich einfach natürlich erklären lassen - also Sinnestäuschungen sind, wie z.B. hier "So „normal“ sind Halluzinationen"  erklärt, sei dahingestellt.

Eine kürzlich gemachte Bergtour und deren Vorgeschichte mag sich aber auch in die Reihe solcher Begebenheiten fügen.

Der Sturpen ist ein ein mäßig hoher Berg im hinteren Pitztal , vor allem wenn man bedenkt dass er von den meisten Bergen im Umfeld um 300 bis 500 Höhenmeter überragt wird.
Tatsache ist jedoch, dass er mit seiner Spitze (die defakto ziemlich stumpf ist) sehr nahe am Talgrund steht, was zum Anschein eines fast 1 Kilometer tief reichenden Steilabfalls führt.
diese Silhouettenwirkung ist sowohl von Norden alsauch Süden betrachtet im Tal evident und führte wohl dazu, dass ich das ins-Auge-Springen des Berges so empfand, als hätte mich der Berg angeschaut. Ein wenig so, wie bei alten Portraitgemälden mit dem sogenannten Silberblick, auf denen die Augen so gesetzt wurden, dass sie einen stets anschauen.

Hier zeitigte das im Lauf der Jahre Früchte.  Zuerst schloss ich ein Besteigung gänzlich aus.  Dann begann ich mich locker mit den spärlichen Informationen über den Berg zu befassen und begann an Hand von Luftbildern Steigspuren zu suchen. Fragte auch vor Ort - mit sehr unscharfen Antworten. Immerhin solle einmal im Jahr am Gipfelplateau eine Messe stattfinden. Das Informationssammeln verdichtete sich in den letzten zwei Jahren und vor ein paar Tagen dachte ich mir, dass ich ohnehin genauso, wie bei "Lindeben" umdrehen kann. Der Berg läuft ja nicht weg. Sonst wird es eben nur die Hundsbachalm.

Schlussendlich stand ich dann nach ca vier Stunden oben. 
Die Schlüsselstelle war dort, wo ich sie anhand der Luftbilder und Panoramaphotos auf Alpenvereinaktiv für mich progonstizierte. Das Meistern der Stelle kostete....eine Jausenpause von ca. 5 Minuten. Am Retourweg fragte ich mich dort schon beinahe was da überhaupt war - dachte mir aber auch "Nur nicht übermütig werden".

So hat der Berg sein Gschau in gewisser Weise verloren. 
Das stimmt nachdenklich. Es ist ein wenig wie ein verlorenes Paradies, bezwungen und entzaubert. Aber es war ein schöner Tag. 
Den Zauber als Aussichtsberg wird er für mich behalten.

Die Tour ist hier dokumentiert. Danke an Carmen und Wiebke, die mich ein Stück des Weges begleiteten.

Montag, 8. August 2022

Die Achenseebahn dampft wieder


Es wurde Zeit. Nun fährt sie wieder und wird gut angenommen.

Sonntag, 31. Juli 2022

Von Pferden und Menschen

Eine Arbeitskollegin erwähnte mal, dass Pferde schlecht sehen und es ausreichen würde die eigene Silhouette durch heben der Hände so zu vergrößern, dass man vom Pferd eindeutig als Hindernis erkannt wird. 
 
Ich habs bis jetzt zwei oder dreimal angewandt. Ein andere Möglichkeit hätte sich in diesen Fällen auch nicht mehr ergeben. Ob sich die Erfahrung tatsächlich generalisierend anwenden lässt, weiß ich nicht. 
 
Der schwarze Noriker blieb jedenfalls kurz darauf auf meiner Höhe stehen, senkte den Kopf und ließ sich an der Nase und Stirn streicheln.

Sonntag, 24. Juli 2022

Quartalsposter

  Warum poste ich so selten und ab und zu sind dann wieder "Sträuße" von Postings rückdatiert eingetragen? 
 
Ich habe mich zum Quartalsblogger gewandelt (oder so etwas ähnliches).
 
Tagesaktuelles zu posten bringt nach meinem Eindruck nichts. Das Tagesaktuelle ist ohnehin i.d.R. zum ärgern und regt nur sehr unüberlegte Kommentare an. 
 
Doch was (fast, 18.7. Aufnahmedatum)tagesaktuelles: Hier wurde gerade in Amras Korn angebaut. Ob das allein reicht....und wenn ich das ganze Stroh hier sehe ("Warum liegt hier Stroh rum?") frage ich mich, warum wir nun Strohhalme aus Papier, Glas oder Edelstahl machen?
 
 
Also lasse ich meine Photodateien als "Tagebuch" gelegentlich Revue passieren und was mir da noch ins Auge sticht, wird dann kommentiert. Intermittierende Besuche rentieren sich somit weiterhin. Und bitte um Nachsicht, wenn ich Kommentare seeehr spät registriere und erst dann beantworte.
 
 
Dieser Blog ist es wert gelesen zu werden. Es kann sein, dass er sehr bald aus dem www verschwindet. Er war bei mir schon länger auf der Empfehlungsleiste verlinkt.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Ein neuer Konzertsaal


Ich bin mit meinen Fachkollegen tlw. uneins. 
Die "Sängerknaben-Tankstelle (despektierlicher Arbeitstitel) " ist von der Idee her m.M. nach wegen der besseren Flächennutzung gut. 
 
Aber ich muss auch beipflichten, dass sie um ca. 6 m zu niedrig ist. Derzeit verhält sich Durchfahrtshöhe Tankstelle zu Konzertsaalaufbau in etwa 1 zu 1.  Es müsste eher 1 zu 2 sein, um eine Spannung zwischen offen und überkragend herzustellen und die Leitfunktion (die doch hoffentlich in diesem Umfeld der Gesang und nicht das Tanken ist) besser herauszustellen.

Was ich mir allerdings grundsätzlich denke: 
Derzeit glänzt das Bauwerk kupfern, schimmert wie ein Edelstein und wirft das Licht auf die Straße - doch wird genau dieser schöne Effekt bald dahin sein und das Kupfer Patina ansetzen.
 
Daher scheint mir Kupfer besser beim Fahrdraht der ÖBB (links) aufgehoben, als auf Dachdeckungen.

Man wird sehen, wie das Bespielungskonzept genau aussieht. Die Aufstockung des Gutmann-Pelletsilos in Hall gelang sehr gut - wobei die Verhältnisse zwischen beiden Bauteilen von vorne herein dort nur klar sein konnten. Dort ist der Aufbau das Tüpfl auf dem i.
Im Übrigen: Aufstocken könnte man in Wilten immer noch....

Samstag, 25. Juni 2022

Streiflicht auf Perfuchs

Alte Hausfassade in Landeck-Perfuchs
 
Unter der Leitung von Architekt Werner Burtscher veranstaltete das AUT einen Stadtspaziergang durch Landeck. 
 
Ich gestehe: Landeck ist meine Lieblingsstadt in Tirol. Ich kann auch das Hadern mancher Landecker mit ihrer Stadt nur unter dem Gesichtspunkt verstehen wie ich auch als Innsbrucker mit meiner Heimatstadt hadere.  
 
Der Spaziergang war jedenfalls insofern sehr aufschlussreich, als die Mischung aus Landeckern und "Sympathisanten" dazu führt, dass man bei vielen Wegkreuzungen diskutierte, wie nun am nettesten weiterzugehen ist - was möglicherweise das Konzept von Architekt Burtscher etwas durcheinander brachte, den Sapziergang aber sehr belebte.
 
Man darf gespannt sein, wie das in anderen Tiroler Städten funktionieren wird. Diese Spaziergänge sollen im Herbst fortgesetzt werden. Wenn es mir zeitlich ausgeht wird das sicher nicht der letzte gewesen sein, auch wenn es mich persönlich sehr freute, das der Zyklus in Landeck seinen Afang nahm.

Donnerstag, 23. Juni 2022

Plagiatsforschung ;-)

Was machen die Kreuzwegstationen von St. Norbert in der Kirche von Kühtai?
Wie die weiterer Recherche in Innsbruck ergab, hängen sie auch dort noch. 
 
Doch wo sind die Originale?
 
Wie auch immer - sie passen in beiden Kirchen gut.

Donnerstag, 16. Juni 2022

Fronleichnam

Die Fronleichnamsprozession geht längst nicht mehr über Felder und Wiesen, wie damals, sondern Felder und Wiesen schauen allenfalls an einzelnen Punkten zur asphaltierten Straße herein. 
 
Und so wie das eingangs verlinkte Bild ist auch dieses hier nun schon Teil der Geschichte: Denn es ist die letzte Fronleichnamsporzession in Amras als selbständige Pfarre. 
 
Der Seelsorgeraum Pradl-Neupradl-St.Norbert wird nun, wie seit Jahren im Raume stehend, um Amras erweitert. 
Unter die Räder kommt dabei unser Pfarrer Patrick.

Ich betrachtete die Seelsorgeräume bis dato ähnlich wie Planungsverbände. Sie bieten einen Rahmen um in Zeiten knapper werdender Mittel und schrumpfenden Personalstandes die Ressourcen in einem größeren Verband effektiver einzusetzen. 
 
Technisch gesprochen: Eine Heizungsanlage für ein Haus ist weniger effektiv als eine für 100 Häuser, da die Spitzenbelastungen in größerem Rahmen abflachen.
 
Solche Überlegungen mögen zwar noch immer stimmen, allerdings ist uns der Pfarrer gegen seine Intention abhanden gekommen worden (der Satz ist grammatikalisch richtig). 
 
Und: Seelsorge wärmt mitunter, ist aber keine Heizungsanlage.

(Geschrieben am 15.8.2022, Rückdatiert auf Fronleichnam 2022)

Samstag, 11. Juni 2022

Baumannwies

 
Es sollte für mich kein weißer Fleck auf der Landkarte sein. Denoch sind auch bei Altbekanntem neue Perspektiven möglich.
 
Eine Architekturführung der Architekturtage (Volksschule Fügenberg) kann in eine Forschungstour ausarten. Um einen fachlichen Overflow zu vermeiden, habe ich mich entschieden, wie ursprüglich auch geplant, nur eine Führung im Zillertal mitzumachen und anschließend zu wandern, talauswärts, über Pankrazberg, Schlittersberg und Brettfall nach Strass - durch Gegenden an denen man häufig knapp vorbeifährt - und in denen sich so nah ein gänzlich andere Welt öffnet - das alles ohne Architekturprogramm.
 
Hier blickt man von Baumannwies nach Bruck und zum Reither Kogel. 
 
Kurz nach diesem Aussichtspunkt wird der liebliche Weg eng und führt auf schmalem Band in steilen Hängen in die Öxlbachschlucht und weiter talauswärts.

Leider musste mich der Wirt in Brettfall vor topfigem Graukäse warnen (ich wollte speckigen). Die kulinarische Krönung des Weges blieb somit versagt. Daher auf ein anders Mal.


Freitag, 10. Juni 2022

Das programmatische TBO - Bauwerk

Nun gäbe es zu den Architekturtagen in Tirol schon mehr zu berichten (siehe auf der AUT Homepage)
 
Doch bei der Radtour "Neue Lernräume in alter Substanz" schweifte mein Blick bei der Besichtigung der gelungenen Aufstockung der HTL Trenkwalderstraße ab - zu einem Werk  Rainer Köberls (BTV Mitterweg) , dass ich immer wieder gerne als gelungene und humorvolle Interpretation der Tiroler Bauordnung zitiere:
 
Das ist die Hülle, die entsteht, wenn alle Punkte der Außenhaut zu den Außengrenzen des Grundstücks mindestens 4 bzw. 3 m, jedenfalls aber das 0,6 bzw. 0,4 facher der Höhe gemesssen von der Außerhaut bis zum lotrecht darunter liegenden Urgelände einhalten. Das ganze nahc oben begrenzt mit maximal 20m. Hier im RIS ist der ganze Text in seiner poetischen und sprachlichen Tiefe auszuloten.

Den Rufen "So soll nach dem Willen des Gesetzgebers ein Tiroler Haus aussehen?!" ist entgegenzusetzen, dass man nicht die kompletten Möglichkeiten der Tiroler Bauordnung ausreizen muss und sehr wohl in diese Hülle ein nicht darüber hinausragendes Sepplhaus (wie Architekten das gerne etwas abfällig bezeichnen, ich meine keinsefalls dieses hier) stellen darf. 

Aber es gibt eben auch Möglichkeiten das Maximum zu nutzen und dabei etwas zu produzieren, das schön anzusehen ist. 

Vor diesem Hintergrund mag auch die persönliche Beschreibung Architekt Köberls auf nextroom.at "...Zum Erstellen dieser Hülle, war eine handwerkliche Präzision erforderlich, die nicht den kleinsten Fehler duldete...." auch als kleiner Seitenhieb auf die Stilblüten des Baurechts zu verstehen sein.